Aus massivem Quarzglas werden filigrane Bauteile: Die Marktreife der dafür erforderlichen laserbasierten Technologie ist das Ergebnis einer deutsch-niederländischen Hightech-Kooperation. Der Glasbearbeitungsspezialist LouwersHanique aus dem niederländischen Hapert steuert Werkstoffe, Prozess-Know-how und Marktzugang bei, das deutsche Start-up LightFab aus Aachen hat das Verfahren „Selektives laserinduziertes Ätzen (SLE)“ entwickelt. „Ein typisches Beispiel, wie aus 1 + 1 = 3 wird“, betont Carel van de Beek, Vertriebsleiter von LouwersHanique. Am Niederlande-Pavillon auf der Hannover Messe zeigt die Kooperation, wie sie durch Early Supplier Involvement ihre Kunden unterstützt.
Innovative Lasertechnologie: Das Verfahren SLE funktioniert genau umgekehrt wie das 3D-Drucken. Nach Erstellung eines 3D-Modells am Computer werden die entsprechenden Daten an den Laser weitergeleitet. Dieser ätzt aus einem massiven Glas die überflüssigen Bereiche weg, so dass am Ende die gewünschte Form übrigbleibt. Der Laser arbeitet praktisch wie ein bildender Künstler, der aus einem Stein oder Baumstamm eine Skulptur herausarbeitet – nur schneller, filigraner und vollautomatisch. Entwickelt wurde das Verfahren von dem Unternehmen LightFab aus Aachen, einem Spinn-off des Fraunhofer Instituts. Wie aber kommt die Technologie auf den Markt? Hierfür hat LightFab einen Partner im Nachbarland gefunden.
Kosten reduzieren
LouwersHanique ist seit rund 60 Jahren in der Glasindustrie tätig. Das Unternehmen hat sich dabei zum Spezialisten für die Bearbeitung von industriell genutzten Gläsern entwickelt. Schwerpunkte bilden die thermische Umformung, das präzise Bearbeiten sowie innovative Verbindungstechniken. Im Laufe der Zeit hat LouwersHanique ausgezeichnete Beziehungen zu renommierten Kunden aufgebaut. „Mittlerweile werden wir schon in der Konzeptphase von vielen Kunden einbezogen, vor allem von großen OEMs“, berichtet Van de Beek. In Kreativteams entwickeln die Mitarbeiter der Kunden und des Zulieferers beispielsweise neue Produkte, verschlanken Verfahren und testen neue Werkstoffe.
Die Motivation der Kunden ist einleuchtend: „Kostenreduzierungen sind heutzutage nur noch möglich, wenn man seine Prozesse intelligent organisiert. Auf diesem Gebiet können wir unseren Kunden wertvolle Empfehlungen geben. Wenn man beispielsweise in einem frühen Stadium zwei Glasteile miteinander verbindet, kann das einen ganzen Bearbeitungsschritt sparen. Mit dem neuen Verfahren SLE eröffnen wir der Hightech-Präzisionsindustrie ganz neue Möglichkeiten“, erläutert der Vertriebsleiter.
Marktzugang
Dieser ausgezeichnete Marktzugang von LouwersHanique steht durch die Kooperation nun auch dem Start-up LightFab offen. „Gemeinsam können wir uns in einem Wachstumsmarkt verstärken.“ Die Aufgaben sind dabei klar verteilt. „Wir bereiten die Materialien für die weitere Verarbeitung vor. Das heißt, wir polieren das Glas und bringen es auf die gewünschte Dicke. Oder wir reinigen es und verbinden auf Wunsch bestimmte Teile im Cleanroom. LightFab setzt dann die Laser-Technik ein, um das gewünschte Endprodukt zu fertigen“, schildert Van de Beek.
Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig. Von Präzisionsteilen für Glasfasern für die Telekommunikation über Produkte für die Mikrofluidik bis zu Filtern mit kaum wahrnehmbaren Löchern und kleinen Düsen reicht die Palette.
Offene Kooperation
Bei der Zusammenarbeit zwischen LouwersHanique und LightFab handelt es sich um eine offene Kooperation ohne Exklusivität. „Wir tauschen Know-how und Erfahrung aus, gehen aber nicht an das jeweilige Intellektuelle Eigentum heran. Das ist ein Gentlemen’s Agreement“, beschreibt Van de Beek. Jedes Unternehmen agiere auch weiterhin eigenständig und behalte seine bestehenden Kunden. „Bei neuen Anfragen treten wir auch gemeinsam auf, ansonsten bewerben wir die Aktivitäten des Partners mit.“ Grundlagen einer solchen Kooperation seien Vertrauen und Respekt. Dann könne man gemeinsam viel erreichen.
Wachstum
LouwersHanique wurde 1950 als Louwers gegründet. Zunächst war das Unternehmen überwiegend in der Glasherstellung für Philips tätig. Vor fünf Jahren folge die Fusion mit Pulles & Hanique. Carel van de Beek: „Die beiden Unternehmen haben sich hervorragend ergänzt, deshalb war die Fusion für beide Partner ein Gewinn. Heute beschäftigen wir 110 Mitarbeiter, davon zehn in der Forschung.“ Der Jahresumsatz liegt derzeit bei 15 Millionen Euro. Das Ziel ist klar definiert: In den kommenden Jahren soll der Umsatz auf 20 Millionen Euro gesteigert werden. Platz für weiteres Wachstum ist auf dem Firmengelände jedenfalls reichlich vorhanden. Die deutsch-niederländische Kooperation soll dazu beitragen…
Zitat:
„Mittlerweile werden wir schon in der Konzeptphase von vielen Kunden einbezogen.“
Unternehmensdaten
LouwersHanique
Energieweg 3A
NL-5527 AH Hapert
Ansprechpartner: Carel van de Beek
Tel.: +31 (0) 497 – 339 696
Fax: +31 (0) 497 – 386 372
E-Mail: info@LouwersHanique.com
Webseite: www.louwershanique.com