Locker, unbeschwert, schnell und offensiv präsentierte sich die deutsche Elf während der Fußballweltmeisterschaft. Eine solche Leichtigkeit könnte Deutsche auch im Wirtschaftsleben Vorteile bringen.
Als Fachleute für Sicherheit sind die deutschen weltweit anerkannt. Sogar der TÜV stellt im Land der Tulpen begehrte Unternehmenszertifizierungen aus. Und die deutsche Sprache ist Weltmeister im Kreieren von Wortungetümen die Sicherheit suggerieren: ,,Planungsvorlauf“ etwa, ein Wort, das es so im Niederländischen nicht gibt.
Freude am Experimentieren
Während Niederländer experimentierfreudiger und frecher sind neigen Deutsche dazu, sich rückzuversichern. Unsicherheitsvermeidung („uncertainty avoidance“) hat der Kulturwissenschaftler Geert Hofstede das genannt. Ins Bild passt, das die niederländische Geschäftskultur mündlicher als die deutsche ist. ,,Der deutsche Wunsch schriftlicher Fixierung mündlicher Absprachen kann bei niederländischen Geschäftspartnern zu ziemlich allergischen Reaktionen führen“, ist die Erfahrung von Stephan Godee. Er ist Coach für Interkulturelle Trainings der Business Alliance Niederlande Deutschland. Deutsche Geschäftsleute sind oft erstaunt dass ihnen sehr junge aber kompetente Verhandlungspartner auf niederländischer Seite gegenübersitzen. Die Niederländer ihrerseits wundern sich oft, dass ihre deutschen Gegenüber keine echte Verhandlungskompetenz haben, weil sie in vielen Fällen erst rückversichern müssen ,,Niederländer machen oft Geschäfte nach dem Motto: Ein Mann ein Wort“, erklärt John Mazeland, der Geschäftsführer der Business Alliance Niederlande Deutschland. Darin komme sicherlich die tief verwundete Handelstradition der Niederländer zum Ausdruck. Erfolgreiche Händler können in den Niederlanden anerkannte Promis sein – in Deutschland dagegen gilt es eher als anrüchig, wenn das Kerngeschäft im Weiterverkauf mit Aufschlag besteht. Nicht von ungefähr sind bei uns Ausdrücke wie ,,Pferdehändler“ und ,,Kuhhandel“ negativ besetzt.
,,Niederländische Unternehmer sind marktorientiert, deutsche Unternehmer sind in erster Linie produktorientiert“, meint Management Coach Stephan Godee und fragt: ,,Warum muss der Chef eines Autokonzerns Ingenieur sein?“ Eine Frage, die sich in Deutschland kaum einer stellen würde. ,,An die Spitze eines Unternehmens gehört doch jemand, der vor allem etwas vom Markt versteht!. Die stärkere Marktorientierung in den Niederlanden zeigt sich auch in einem anderen Bereich, glaubt Godee: ,,So gut ein Produkt auch ist, ein niederländischer Geschäftsmann wird sich sehr schnell von Ihm trennen, wenn es sich nicht mehr verkauft. Aber genauso schnell hat er schon den nächsten Deal eingestielt. „Gerade dieser Mut zum Risiko und zum Experiment ist die Chance auch für deutsche Unternehmer auf dem Niederländischen Markt. Sie brauchen sich nur an die deutsche Elf während der WM 2014 zu erinnern.
John Mazeland
John Mazeland war der erste Absolvent des Zentrums für Deutschland Studien der Universität Nimwegen. Ab 1994 leitet er dort die postakademische Managementausbildung, und ab 2000 war er Geschäftsführer des Zentrums für Deutschland- Studien. Seit 2004 ist er Geschäftsführer der Business Alliance Niederlande Deutschland (BAND), die Workshops über Management und Unternehmenskultur in den Niederlanden veranstaltet.