Der Tesla-Gründer Elon Musk hat die Entscheidung für 2017 angekündigt: Wo in Europa wird die geplante Gigafactory 2 entstehen? Der E-Auto-Hersteller möchte dort Fahrzeuge und Akkus für den europäischen Markt produzieren. Das Rennen verschiedener europäischer Regionen läuft bereits auf Hochtouren. Bis zu 300 Standorte sollen europaweit in Frage kommen. Alle von ihnen hoffen auf den Zuschlag von Tesla. Mit dem Projekt verbindet sich die Hoffnung auf bis zu 10.000 Arbeitsplätze. Die Strategien sind unterschiedlich. Die niederländischen Provinzen Friesland, Groningen und Drenthe haben nun gemeinsam eine großangelegte Kampagne gestartet.
„Hi Tesla. We Are Top Dutch“ lautet das Motto der eigens lancierten Webseite der drei Provinzen im Norden der Niederlande, mit denen sie gemeinsam ein Ausrufezeichen setzen möchten, indem sie sich direkt an das Unternehmen richten. Unterstützt wird sie von 30 Verwaltungsspitzen und Unternehmern. Neben dem Hinweis auf reichlich Raum und Wind − wie in Nevada, wo die sich die Gigafactory 1 befindet − wird auch unter anderem auch damit geworben, dass der Vorläufer elektrischer Autos einst in Groningen entwickelt wurde. So viel Direktheit stößt innerhalb der Niederlande nicht nur auf positive Resonanz. Auch deswegen, weil sich auch andere Regionen gute Chancen auf die Ansiedlung des Riesenprojektes ausrechnen, ihre jeweiligen Vorzüge jedoch weniger offensiv promoten.
Minister reist nach San Francisco
Zu den anderen niederländischen Bewerbern zählen Limburg, Noord-Overijssel und Zuid-Drenthe, die Region Arnhem/Nijmegen, Rotterdam sowie Noord-Brabant. Limburg möchte damit punkten, dass mit VDL Nedcar in Born bereits ein Unternehmen aus der Automobilindustrie in der Provinz ansässig ist, das bisher Minis im Auftrag von BMW fertigt. Doch womöglich scheint Noord-Brabant sogar noch bessere Chance auf den Zuschlag zu besitzen. In einem Werk in Tilburg montiert Tesla bereits Fahrzeuge. Auch dem niederländischen Wirtschaftsminister Henk Kamp wird eine Vorliebe für die Region nachgesagt. Kürzlich reiste er in nationaler Mission nach San Francisco, um die niederländischen Avancen an Tesla zu unterstreichen. „Das Kommen einer derartigen Fabrik kann einen wertvollen Beitrag dazu leisten, die niederländische Position auf dem Gebiet des elektrischen Verkehr auszubauen und die Nachhaltigkeit unserer Industrie zu verstärken“, schrieb er in einem Brief an die Tweede Kamer.
Konkurrenz aus Deutschland?
Die Gemeinden Emmen, Coevorden, Hoogeveen und Hardenberg setzen bei ihren gemeinsamen Plänen offenbar auch auf eine Zusammenarbeit mit deutschen Gemeinden. Nähere Details wurden bis dato jedoch noch nicht bekannt. Fest steht, dass Tesla deutsche Ingenieurskunst zu schätzen weiß: Im November 2016 erwarbe die Amerikaner den rheinland-pfälzischen Anlagenbauer Grohmann Engineering. Mit seinen rund 800 Mitarbeitern, wird ihm bei der strategischen Expansion von Tesla eine wichtige Rolle zukommen. Das Unternehmen gilt als führend im Bau von Produktionsanlagen für die industrielle Fertigung von Batteriezellen und -modulen. Als mögliche deutsche Standorte für die Gigafactory 2 sind Dörpen/Papenburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven im Gespräch.