Die Wirtschaftsförderung Grafschaft Bentheim und der Wirtschaftsverband Emsland organisierten gemeinsam eine Veranstaltung für regionale Unternehmen zum Umgang mit der neuen Generation an Auszubildenden. Das „Forum Ausbildung“ fand in der Landwehr-Akademie in Wietmarschen statt und wurde durch das Projekt „Cross Border Talent“ der EUREGIO in Gronau gefördert.
„Der Fachkräftemangel ist längst kein Phänomen hochqualifizierter Berufe mehr, sondern eindeutig beim Nachwuchs angekommen“, so beschreibt Mechtild Weßling, Geschäftsführerin des Wirtschaftsverbandes Emsland, die momentane Situation. So seien im letzten Jahr im Emsland und in der Grafschaft Bentheim 2.700 Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben, was eine erhebliche Auswirkung auf die Betriebe der Region habe. Für die Unternehmen sei es eine Herausforderung, geeignete Auszubildende zu finden und langfristig zu binden, bestätigte Ralf Hilmes, Abteilungsleiter der Wirtschaftsförderung Grafschaft Bentheim, die Ausführungen. Es sei höchste Zeit, sich diesem Thema stärker zu widmen und den Unternehmen in der Region Impulse für die Suche und die Bindung von Auszubildenden an die Hand zu geben.
Daher organisierten die Wirtschaftsförderung Grafschaft Bentheim und der Wirtschaftsverband Emsland das „Forum Ausbildung“, bei dem 60 Unternehmensvertreter und -innen der Region Einblicke in den zeitgemäßen Umgang mit Jugendlichen und Auszubildenden bekamen. Nach einem Keynote-Vortrag von Michael Hanschmidt hatten die Teilnehmer in zwei Workshops die Möglichkeit, selbst an den Themen zu arbeiten und sich mit anderen Betrieben über ihre Situation auszutauschen. Besonders betonte Ralf Hilmes in seiner Begrüßung die hohe Qualifikation der beiden Referenten.
Veränderungen, Herausforderungen und Identitätsfindung
In seinem Vortrag „Auszubildende finden, jugendgerecht durch die Ausbildung begleiten und im Unternehmen halten – der Umgang mit der neuen Generation Z“ betonte der Geschäftsführer des Büros für Zukunft, Michael Hanschmidt, die Relevanz der Ausbildung für die Jugendlichen. „Die eigentliche Frage ist doch die nach der Gestaltung von Übergängen und Umbrüchen. Der Start der Ausbildung bedeutet für die jungen Leute immer eine Veränderung, die sie vor große Herausforderungen stellt und bei der sie begleitet werden müssen“, beschrieb er die Situation. Ausbildung sei für ihn ein Werkzeug, die Jugendlichen bei der eigenen Identitätsfindung zu begleiten und unterstützen.
Wie die Betriebe genau dies realisieren und so zeitgemäß mit ihren Auszubildenden umgehen und auch an das Unternehmen binden können, thematisierte Hanschmidt in einem darauffolgenden Workshop genauer. „Jede noch so tolle Idee wird Ihnen aber nichts bringen, wenn Sie unglaubwürdig wirken“, betonte er. Authentizität, Aufmerksamkeit und Anerkennung seien wichtige Werte, die die Jugendlichen der Generation Z bewegten.
„Aktuelle Prozesse hinterfragen und an die Erwartungen und die Präferenzen der Jugendlichen anpassen“
Felicia Ullrich vom U-Form Verlag setzte mit ihrem Workshop einen ähnlichen Schwerpunkt und sprach mit den Teilnehmern und Teilnehmerinnen des Forums über die Trends in der Rekrutierung von Auszubildenden. Sie veröffentlicht in ihrem Verlag jährlich die Studie „Azubi-Recruiting Trends“ und untersucht unter anderem, welche Tools und Kanäle Unternehmen für die Suche nach Auszubildenden nutzen sollten, was sie erwarten und welche Akzente sie in Bezug auf die Ausbildung setzen. „Themen wie Work-Life-Balance, Ausbildungsvergütung und die Suche nach sinnstiftenden Tätigkeiten sind der Generation Z heutzutage besonders wichtig“, so Ullrich. Dies zeige sich in der letzten veröffentlichen Studie sehr deutlich. Die Jugendlichen seien sich ihrer Situation bewusst, dass sie sich aus vielen Ausbildungsangeboten das passende aussuchen können. „Besonders jetzt ist es entscheidend, die Aufmerksamkeit der jungen Leute zu bekommen und sie für das Unternehmen zu begeistern.“ Dazu müssten Unternehmen ihre aktuellen Prozesse hinterfragen und an die Erwartungen und die Präferenzen der Jugendlichen anpassen.
Intensive Zusammenarbeit mit niederländischen und deutschen Partnern
„Wir glauben, dass wir mit dem Forum Ausbildung den Unternehmen hier in der Region die Möglichkeit geben, ihre Suche nach Auszubildenden auf den Prüfstand zu stellen und anzupassen“, so Mechtild Weßling und Ralf Hilmes. Mit dem Ziel, die Grenzregion für junge Talente interessant zu machen und die Innovationskraft der Unternehmen zu fördern, arbeiten die Wirtschaftsförderung Grafschaft Bentheim und der Wirtschaftsverband Emsland bereits seit drei Jahren intensiv mit weiteren niederländischen und deutschen Partnern zusammen. Das Projekt „Cross Border Talent“ wird im Rahmen des INTERREG-Programms von der Europäischen Union und den INTERREG Partnern finanziell unterstützt.