Genau drei Jahre nach dem Hochwasser in der Provinz Limburg sind die Niederländer immer noch nicht richtig gegen die Folgen großer Überschwemmungen versichert. Eine Lösung ist überfällig, aber die Regierung und die Versicherer haben sich seither immer noch nicht geeinigt. Das berichtet das Onlineportal nu.nl.
Unterversichert
Anfang Juli 2024 kam es in der niederländischen Provinz Limburg erneut zu Überschwemmungen. Straßen wurden überflutet, Gully-Deckel lösten sich aus der Verankerung und Autobahnen mussten vorübergehend gesperrt werden. So begann es vor drei Jahren auch, aber damals regnete es sehr lange und es kam auch Flusswasser aus den Nachbarländern hinzu. Vor allem im Süden der Provinz führte dies zu großen Schäden, die kleineren Flüsse Geul und Gulp traten über die Ufer, die Maas stand in Maastricht und Roermond bis zur Kaikante. In Venlo und vielen anderen Orten wurden die Menschen vorsorglich evakuiert.
Nach der Flutkatastrophe habe sich herausgestellt, dass bei weitem nicht jeder über seine Hausrat- oder Gebäudeversicherung gegen Hochwasserschäden versichert war. Von den Anwohnern an den kleineren Flüssen sei nur etwa die Hälfte adäquat versichert gewesen, heißt es bei nu.nl. Inzwischen seien es fast alle, da die Versicherer den Versicherungsschutz für diese Bewohner erweitert haben. „Limburg hat uns gelehrt, dass die Dinge besser sein könnten“, sagte Geeke Feiter, Direktorin des Verbands der Versicherer, im vergangenen Jahr in einem Interview mit nu.nl.
Risiko angeblich nicht versicherbar
Doch für die Anwohner der großen Flüsse gebe es noch keine Lösung. Die niederländischen Versicherer hätten Überschwemmungen an großen Flüssen immer als nicht versicherbar angesehen. Die Menschen würden nur dann dafür zahlen wollen, wenn sie in der Nähe eines Flusses oder am Meer wohnen. Dann werde die Versicherung für diejenigen, die davon profitieren, zu teuer. Und die Versicherer können in die Insolvenz geraten, wenn das Wasser plötzlich ganze Dörfer oder Städte überschwemmt. Betroffene können jetzt Geld aus dem Katastrophenfonds der Regierung erhalten. Bei der Überschwemmung in Limburg habe sich jedoch herausgestellt, dass die Gelder aus diesem Fonds nur äußerst langsam zur Verfügung gestellt wurden.
Nachteile wiegen zu schwer
Der Verband der Versicherer wollte daher mit der Regierung zusammenarbeiten, um zu erreichen, dass ab 2025 alle Menschen gegen Schäden durch große Überschwemmungen versichert sind. Im vorigen Kabinett hätten die zuständigen Ministerien diesen Plan geprüft. In einem parlamentarischen Schreiben vom Juni 2024 teilten sie mit, dass sie ihn nicht weiterverfolgen würden. So käme angeblich die Deckung sehr teuer. Wenn die Hochwasserversicherung für alle Bürger obligatorisch werde, auch wenn sie nicht in der Nähe eines Flusses wohnen, würde sie für Personen mit selbst genutzten Häusern monatlich drei Euro zusätzlich und für Mietwohnungen monatlich einen Euro zusätzlich kosten. Damit könnten die Versicherer im Falle eines großen Hochwassers Schäden in Höhe von sechs bis acht Milliarden Euro abdecken. „Der Schaden bei einer Überschwemmung könnte jedoch wesentlich höher liegen, und das würde dann immer noch zusätzliches staatliches Engagement erfordern“, hieß es aus den zuständigen Ministerien in Den Haag.
Anlaufstelle für Geschädigte
Die damalige Regierung sah jedoch eine andere Rolle für die Versicherer. „Die Überschwemmungen in den Provinzen Limburg und Brabant haben gezeigt, wie wichtig es für Bürger und Unternehmer ist, eine eindeutige Regulierung von Hochwasserschäden aus einer Hand zu bekommen“, heißt es in dem Parlamentsschreiben. In der kommenden Zeit werden Regierung und Versicherer untersuchen, wie eine solche Anlaufstelle aussehen könnte und welche die rechtlichen und finanziellen Bedingungen dafür wären.