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Den Haag plant Finanzierung neuer Atomkraftwerke in Eigenregie

Die Niederlande setzen voll auf eine in Deutschland (derzeit) weitestgehend verabschiedete Technologie im Energiebereich: Die amtierende Regierung in Den Haag will den Bau von zwei neuen Atomkraftwerken vollständig selbst finanzieren. Für Bau und Betrieb der künftigen Kraftwerke soll ein neues Staatsunternehmen gegründet werden, das Eigentümer der Kraftwerke wird: die Nucleaire Energie Organisatie (NEO). Es sei letztlich preisgünstiger, wenn die Regierung die für den Bau der Atomkraftwerke erforderlichen Milliardenbeträge selbst aufbringt, als wenn Unternehmen sich an der Finanzierung beteiligen, so die amtierende Klimaministerin Sophie Hermans in einem Brief an die Zweite Kammer des Parlaments. Das berichtet die NOS.

Privatunternehmen ist das Risiko zu hoch

Bereits im Vorfeld war deutlich geworden, dass Unternehmen wenig Interesse daran haben, in Atomkraftwerke zu investieren, da sie das Risiko für zu hoch erachten. Eine nachfolgende Regierung (Parlamentswahlen finden am 29. Oktober 2025 statt) könnte beispielsweise beschließen, die Pläne zu stoppen. Dieses Risiko führt dazu, dass Geldgeber hohe Zinsen für Kredite zum Bau von Kraftwerken verlangen könnten. Da der Bau eines solchen Kraftwerks viele Jahre dauert, könnten diese Kosten erheblich steigen.

Die Regierung investiert zunächst 45 Millionen Euro in das neue staatliche Unternehmen NEO. Bis 2027 könnte sich dieser Betrag noch auf 222 Millionen Euro erhöhen. Über die NEO werden letztendlich die Unternehmen beauftragt, die die Kraftwerke am Ende bauen werden. Was die endgültigen Kosten anbelangt herrscht noch große Unsicherheit. Der Bau von zwei Kraftwerken kostet Berechnungen zufolge mindestens 20 bis 30 Milliarden Euro, und sie werden sicherlich nicht vor 2035 fertiggestellt sein.

Es ist auch noch nicht endgültig sicher, ob sie gebaut werden. Erst später wird entschieden, wer die Kraftwerke baut und wo. Klimaministerin Hermans betont, dass die Finanzierung in den nächsten zwei Jahren weiter ausgearbeitet wird und dass die Regierung in diesen Jahren noch keine irreversiblen Schritte unternehmen wird.

Weiterbetrieb des einzigen Kraftwerks

Noch ist nicht demnach klar, wo die beiden Kraftwerke gebaut werden sollen. Die niederländische Regierung bevorzugt den Standort Borssele in der Provinz Zeeland. Dort befindet sich auch das bisher einzige Atomkraftwerk, das die Niederlande betreiben. Die Regierung hofft, dieses Kraftwerk länger (über 2033 hinaus) in Betrieb halten zu können.