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Blog: Neue Anforderungen an die Finanz- und Stakeholder-Kommunikation

Corona und der damit verbundene Lockdown haben die wirtschaftliche Situation der Unternehmen in Deutschland und den Niederlanden stark verändert. In der Hochzeit der Pandemie war die Wirtschaft in beiden Ländern starken Belastungen ausgesetzt. Während die Liquidität mittels Fördermaßnahmen in den Unternehmen noch vorhanden ist, führte die Pandemie zu einer massiven Verschlechterung der Eigenkapitalausstattung in den Unternehmen. „Diese resultiert dabei nicht nur direkt aus hohen operativen Verlusten, wie beispielsweise aus den Geschäftsschließungen, sondern auch aus Abwertungen des bilanzierten Umlaufvermögens nach der Pandemie. Insbesondere bei den Warenbeständen mussten branchenabhängig zum Teil sehr hohe Wertberichtigungen vorgenommen werden, da beispielsweise Bestände der Modebranche in der Folgesaison nur noch mit hohen Abschlägen, wenn überhaupt, verkäuflich sein werden“, erläutert Jelmer Kruse, Project Manager Finance bei der plenovia GmbH. Die Unternehmensberatung mit Niederlassungen in Düsseldorf, Berlin und Frankfurt erarbeitet umfassende Lösungen in Krisensituationen und steht mittelständischen Unternehmen bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Seite, um deren Rendite- und Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Im folgenden Beitrag skizziert Finanzexperte Kruse die sich verändernden Anforderungen an das Berichtswesen gegenüber den Stakeholdern.

Anforderungen an das Berichtswesen zur Aufrechterhaltung der Finanzierungen steigen an

Die Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft haben in vielen Fällen die Verschuldung erhöht und das Eigenkapital verringert. Werden Financial Covenants (Vertragsklauseln oder Nebenabreden im Rahmen von Kreditverträgen) von Unternehmen nicht mehr eingehalten oder haben sich deren Kennzahlen maßgeblich durch die Pandemie verschlechtert, werden die Kreditgeber eine erneute Risikoeinschätzung zu deren Engagement vornehmen, was wiederum zu höheren Zinsen, der weiteren Bestellung von Sicherheiten oder auch der Forderung nach einer Eigenkapitalerhöhung führen kann. Im schlechtesten Fall kann auch die Kündigung des Kreditvertrages drohen.

Gerade in der aktuellen Situation ist es daher für die Unternehmen wichtig, die Stakeholder nicht nur über die laufende wirtschaftliche Entwicklung zu unterrichten, sondern insbesondere verlässliche und in sich schlüssige Prognosen zur zukünftigen Entwicklung des Unternehmens bereitzustellen.

Veränderte Anforderungen an das Berichtswesen nach der Pandemie

Während in der Vergangenheit eine Unternehmensplanung aus einem Mehrjahresvergleich verhältnismäßig einfach abgeleitet werden konnte, sind die Anforderungen nach der Pandemie nun wesentlich anspruchsvoller geworden. Vorjahresvergleiche sind problematisch bzw. gar nicht möglich, und auch die Rahmenbedingungen aus Markt und Wettbewerb könnten mittlerweile überholt sein. Nach unserer Einschätzung sowie auch ersten Erfahrungen mit deutschen Kreditinstituten, wollen die Stakeholder nun Aussagen zu vier Themenbereichen haben, um die weitere Unternehmensentwicklung und damit ihr zukünftiges Risiko bewerten zu können.

1. Bestandsaufnahme nach der Pandemie

Ausgangssituation des Berichtswesens sollte eine aktuelle betriebswirtschaftliche Bestandsaufnahme sein. Diese beinhaltet neben den gängigen finanzwirtschaftlichen Zahlenwerken auch noch vertiefende Details zu beispielsweise der Zusammensetzung der aktuellen Verbindlichkeiten, Forderungen sowie Warenbeständen. Regelmäßig wird auch eine Aussage zum aktuellen Auftragsbestand und dessen Veränderung über die letzten Monate erwartet. Sollte die Pandemie auch zu strukturellen Veränderungen im Unternehmen (z.B. Mitarbeiter- bzw. Filialstruktur) geführt haben, sind diese und deren finanzwirtschaftlicher Einfluss aufzubereiten.

2. Geschäftsmodellvalidierung

Es gilt die Fragestellung zu klären, inwieweit die Pandemie Einfluss auf die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens genommen hat. So kann es zu Verschiebungen im Bereich der Nachfrage nach bestimmten Produkten bzw. aus bestimmten Märkten gekommen sein, oder es könnten sich auch die Kundenstruktur und deren Absatzwege, beispielsweise hin zum e-commerce, verändert haben. Um hierbei die bestmögliche Positionierung am Markt erreichen bzw. halten zu können, ist die Tragfähigkeit des derzeitigen Geschäftsmodells zu hinterfragen und dort, wo nötig, anzupassen.

3. Integrierte Unternehmensplanung

Während bislang die Unternehmensplanung regelmäßig aus einer aus der Vergangenheit abgeleiteten Ertragsplanung bestand, wird zukünftig die Sicherung der langfristigen Liquidität und die Risikobeurteilung des Fortbestandes der gesamten Unternehmung im Vordergrund stehen. Basis der Finanzkommunikation wird daher nun vermehrt eine integrierte Unternehmensplanung sein, in welche die Ergebnisse der Teilplanungen einfließen und im Ergebnis ˗ neben einer Gewinn- und Verlustrechnung – auch eine Bilanzplanung und eine Liquiditätsplanung für mindestens die nächsten 24 Monate abgebildet sein werden. Die integrierte Unternehmensplanung wird dabei aufzeigen, welche Rendite das Unternehmen zukünftig erwirtschaftet, inwiefern Financial Covenants eingehalten werden und ob das Unternehmen im Planungszeitraum, auch mit Rückführung von Förderkrediten, durchfinanziert ist.

4. Aussagefähiges kennzahlenbasiertes Reporting-System

Wir gehen davon aus, dass die Intensität und der Rhythmus der Finanzkommunikation gerade im nächsten Jahr ansteigen wird, da die Finanzierer in diesen noch unklaren wirtschaftlichen Zeiten einen höheren Informationsbedarf haben werden. Da dies zumindest bei den meisten Kreditinstituten nicht mit zusätzlichem Personal bearbeitet werden kann, wird ein aussagefähiges kompaktes Reporting der Unternehmen gefordert werden. Hierbei wird auch vermehrt ein aussagefähiges Kennzahlen-System zum Bestandteil des Reportings werden, aus welchem die aktuelle Entwicklung einfach abzuleiten sein wird.

Fazit

Die Coronapandemie hat die Anforderungen an die Finanzkommunikation verändert. Zukünftig wird das Augenmerk stärker auf der zukünftigen Unternehmensentwicklung liegen, aus welcher die Kapitaldienstfähigkeit des Unternehmens hervorgeht und der Stakeholder sein Risiko abschätzen kann. Kernelement der Finanzkommunikation wird daher die integrierte Unternehmensplanung und deren Planungsprämissen für die nächsten 24 Monate sein, welche die Basis für ein in sich schlüssiges Reporting bieten sollte.

Mehr zum Bankenreporting findet sich auf der Website von Plenovia.