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Deutsch-niederländische Erfolgsgeschichte im Gartenbau

So viele Jahre ist es noch gar nicht her, dass sich Betriebe, Dienstleister und Vermarkter der Gartenbaubranche beiderseits der deutsch-niederländischen Grenze alles andere als grün waren. Inzwischen hat sich die Situation von Grund auf geändert. „Wir übernehmen für unsere Kunden, die ihre Schnittblumen oder Topfpflanzen über die Uhr der Veiling Rhein Maas in Herongen ersteigern, die anschließende Kommissionierung und den individuellen Transport von Herongen zu den Verkaufsstellen unserer Kunden als unsere Agrologistik-Dienstleistung“, berichtete Erik de Vries niederländischer Inhaber und Geschäftsführer der deutschen Greenport Logistics GmbH auf dem Landgard-Gelände in Straelen-Herongen.

Die Veiling Rhein-Maas in Straelen-Herongen ist heute praktisch die einzige Blumen- und Pflanzenversteigerung in Deutschland und liegt zentral im zweitgrößten Gartenbaugebiet Europas, der Euregio. Bei dieser Versteigerung kooperieren Zulieferer, Händler und Kunden aus ganz Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Italien und vielen anderen Ländern, um Gartenbau-Produkte vor Ort oder per Internet zu verkaufen oder selber einzukaufen. Dieser 2010 gegründete Marktplatz ist letztlich ein Joint Venture zwischen der deutschen Landgard und FloraHolland, einer Genossenschaft niederländischer Gärtner.

De Vries: „Im Jahr 2009 übernahm ich von unserer niederländischen Unternehmensmutter den Auftrag, in der Umgebung Venlos qualifizierte deutsche und niederländische Spediteure zu suchen, um dort ein neues Logistik-Netzwerk für den Gartenbau aufzubauen.“ Nachdem die alten Versteigerungen in Grubbenvorst, Straelen und Lüllingen von der Veiling Rhein Maas in Herongen abgelöst worden waren, habe er auch genau dort seit Ende 2010 die deutsche Greenport Logistics GmbH aufgebaut.

Seine Suche nach den richtigen Partnern habe ihn dann schnell mit der Geschäftsführerin Dr. Anke Schirocki zusammengeführt, die ihrerseits gerade dabei war, den kurz zuvor gegründeten Verein Agrobusiness Niederrhein e,V, in Straelen aufzubauen. Was seit 2007 als Netzwerk-Initiative Agrobusiness Niederrhein unter anderem von den Industrie- und Handelskammern der Region „angeschoben“ worden war, sei schließlich im Jahr 2012 als eingetragener Verein fest etabliert worden. De Vries: „Wir engagierten uns praktisch von Anfang an als Mitglied bei Agrobusiness Niederrhein und haben von den daraus resultierenden Branchen-Kontakten auf Augenhöhe schon nachhaltig für unser eigenes Unternehmen profitieren können.“ Außerdem beeindrucke ihn das effektive Bemühen des eingetragenen Vereins, die ganze Branche an innovativen Forschungsvorhaben der benachbarten Hochschulen teilhaben zu lassen.

Geschäftsführer Standortpolitik Bernd Neffgen von der IHK mittlerer Niederrhein begrüßt ausdrücklich die Förderung der Agrologistik durch Agrobusiness Niederrhein. Er verwies auf das „Extrembeispiel“ der in der Nordsee gefangenen Krabben, die eigens zum Pulen nach Nordafrika transportiert werden, um nach dem Rückflug wieder an der Nordseeküste vermarktet zu werden. „Stattdessen müssen wir versuchen, unsere landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Produkte aus der Region in der Region zu verarbeiten (veredeln), um nach der Produktion von der Wertschöpfung vor Ort und dann erst von einer gut aufgestellten Logistik profitieren zu können.“ Als positive Beispiele nannte er in diesem Zusammenhang unter anderem die Sauerkrautfabrik Leuchtenberg in Neuss und Bonduelle in Straelen.

Lebensmittelerzeugung und -verarbeitung sind schon lange starke Wirtschaftsfaktoren am Niederrhein. „Was bisher fehlte, war eine gemeinsame Strategie“, findet Dr. Andreas Henseler, Leiter der IHK-Zweigstelle in Kleve und Vorstandsmitglied bei Agrobusiness. „Wir als Niederrheinische IHK haben uns sehr dafür eingesetzt, dass sich erstmals Produzenten und Lieferanten, Händler und Logistiker, Lebensmittelverarbeitung, technische Dienstleister und Hochschulen im Agrobusiness Niederrhein e. V. unter einem Dach zusammentun.“ Ziel des Vereins sei es, voneinander zu lernen und miteinander zu wachsen – ganz besonders aber mit einer Stimme zu sprechen. Dr. Henseler: „Wir müssen unser Wirtschaftspotenzial zukünftig noch viel besser nutzen. Dafür wollen wir unsere Kooperationen über regionale und Ländergrenzen hinweg ausbauen.“