Die niederländischen Expresszusteller Getir und Flink müssen 467.275 Euro an Bußgeldern berappen, weil sie Mitarbeiter ohne die entsprechende Genehmigung haben arbeiten lassen. Die Arbeitsaufsichtsbehörde hat im Zuge ihrer Ermittlungen mehr als 180 Verstöße festgestellt. Das meldet die Nachrichtenplattform nu.nl.
Scheinselbstständigkeit
Dass die genannten Schnelldienstleister eine Geldstrafe erhalten würden, war bereits im Juli vergangenen Jahres bekannt geworden, die Höhe der Geldbußen indes noch nicht. Die Ermittlungen der Arbeitsaufsichtsbehörde hatten ergeben, dass die Unternehmen die Vorschriften nicht befolgten. Eine von Getir und Flink benutzte Plattform zur Vermittlung von Arbeitskräften wurde ebenfalls mit einer Strafe belegt.
Es waren komplizierte Konstruktionen aus verschiedenen Gesellschaften mit beschränkter Haftung (B.V.), die die Eilzustellunternehmen nutzten. In vielen Fällen war darüber hinaus die Rede von Scheinselbstständigkeit. Auf diese Weise mussten die genannten Unternehmen keine Steuern und Sozialversicherungsbeiträge abführen. Für viele Mitarbeitende hatten die Unternehmen keine Arbeitserlaubnis beantragt. Dazu gehörte auch die illegale Beschäftigung von Personen mit nicht-niederländischer Staatsangehörigkeit.
Belieferung aus „Darkstores“
Die Arbeitsaufsichtsbehörde könne nicht mitteilen, um welche Firmen es sich handelt, so ein Sprecher gegenüber nu.nl. Es gibt jedoch nur zwei solcher Unternehmen, die seit mehreren Jahren in den Niederlanden aktiv sind bzw. waren: Flink und Getir; das letztgenannte Unternehmen hat die Niederlande inzwischen verlassen. Flink hat sich auf die schnelle Lieferung von Lebensmitteln nach Hause spezialisiert. Während der Corona-Pandemie wurden diese Unternehmen in kurzer Zeit sehr populär, mussten jedoch alsbald einen drastischen Rückgang ihrer Aufträge hinnehmen. Das lag nicht nur am nachlassenden Interesse, sondern auch an den strengeren Vorschriften der Kommunen. Die Unternehmen nutzten so genannte Darkstores: Orte, an denen die Lebensmittel abgeholt wurden und von denen aus die Zusteller zum Kunden fuhren. Das führte zu Belästigungen und Klagen der Anwohner. In der Folge konnten die Zusteller immer weniger Standorte ansteuern.