An rote Zahlen hat man sich beim niederländischen Eisenbahnunternehmen inzwischen gewöhnt, Reisende müssen sich 2025 mal wieder auf deutlich teurere Beförderungstarife einstellen. Die ohnehin recht glanzlose Jahresbilanz der Nederlandse Spoorwegen (NS) ist jedoch in diesem Jahr zusätzlich geprägt von einer zunehmenden Zahl von gewalttätigen Zwischenfällen, bei denen Mitarbeiter verletzt wurden. Diese Zahl ist innerhalb eines Jahres um 34 Prozent gestiegen. Das meldet die Tageszeitung Telegraaf .
Schaffnerin verprügelt
Mehr als einmal am Tag ist ein NS-Mitarbeiter mit Aggressionen konfrontiert, die zu Verletzungen führen. Im vergangenen Jahr verzeichnete das Bahnunternehmen 338 Vorfälle mit Verletzungen, gegenüber 252 im Jahr 2023. Die Gesamtzahl der Aggressionen stieg ebenfalls um 5 Prozent auf 1.095, wobei die Zahl der Ausschreitungen an Bahnhöfen besonders stark zunahm. Im vergangenen Jahr schlug die NS Alarm wegen Gewalt gegen Schaffner, Lokführer und andere Mitarbeiter des Unternehmens, nachdem eine Schaffnerin in der Nähe von Den Haag von mehreren Jugendlichen schwer verprügelt und eine Treppe hinuntergeworfen war. Ein Sprecher des Unternehmens sprach von „geradezu absurder Gewalt“ und einem „sozialen Problem“. Die NS wünscht sich von der Regierung mehr Spielraum, um einzugreifen. Man weise darauf hin, dass die Regierung in diesem Bereich Versprechungen gemacht hat.
Neben diesen Auswüchsen weist die Jahresbilanz das fünfte Jahr in Folge überwiegend rote Zahlen auf. Das hat auch mit größeren Investitionen in neue Züge und Personal zu tun. Immerhin kommen die Fahrgäste durch diese Maßnahmen häufiger pünktlich an und können sich in der Hauptverkehrszeit etwas öfter hinsetzen. Außerdem fallen weniger Züge aus. Andererseits handele es sich derzeit um „finanziell komplizierte Zeiten“, so der NS-Sprecher. Das Unternehmen könne eigentlich nicht pleitegehen. „Die Einnahmen steigen, aber die Kosten steigen noch schneller und das Fahrgastaufkommen hinkt hinterher.“
Mehr Personal, mehr Züge
Damit droht ein Teufelskreis. Ständige Verspätungen vertreiben die Fahrgäste aus den Zügen. Das wiederum senkt den Umsatz der NS. Teurere Zugtickets helfen da auch nicht weiter. Diese wurden bereits im vergangenen Jahr um mehr als 6 Prozent teurer, aber der Preis hätte eigentlich viel schneller steigen müssen, um mit der Inflation Schritt zu halten. Die niederländische Belegschaft der NS ist seit 2019 von 17.750 Vollzeitbeschäftigten auf fast 19.000 gestiegen. Dadurch sind auch die Personalkosten erheblich gestiegen. „Wir versuchen, den Fahrgast so weit wie möglich zu schonen, also stellen wir Lokführer, Schaffner, Mechaniker ein“, erklärt der Sprecher. „Außerdem verkehren mehr Züge.“