Noch veranlassen die steigenden Benzinpreise viele Niederländer, im benachbarten Ausland zu tanken und einzukaufen. Für Grenzregionen ist das logisch, doch auch in Friesland, Flevoland und der Randstad denkt man drüber nach, für einen vollen Einkaufswagen oder Tank die Grenze zu überqueren.
Genau die Hälfte der niederländischen Bevölkerung fährt heute für Kraftstoff, Lebensmittel und andere Dinge in die benachbarten Länder. Das hat eine repräsentative Studie von Hart van Nederland unter mehr als 3.500 Befragten ergeben. Schon jetzt erledigen die meisten Limburger (85 Prozent) ihre Einkäufe und das Auffüllen der Kraftstoffreserven jenseits der Grenze. „Ich tanke in Deutschland und kaufe Zigaretten in Luxemburg“, wird eine Befragte von Hart van Nederland zitiert.
Aus den Küstenprovinzen ins Nachbarland
Überraschend ist die Tatsache, dass nun auch die Menschen aus den entfernteren Küstenregionen dazu neigen, Einkäufe in Belgien, Deutschland oder Luxemburg zu erledigen. In Friesland ziehen dies 41 Prozent in Betracht, in Flevoland 32 Prozent, in Nordholland 35 Prozent und in Südholland 36 Prozent, so die Studie. Auffallend ist auch, dass sich die unter 30-Jährigen häufiger für den Einkauf über die Grenze entscheiden. 60 Prozent dieser Altersgruppe geben an, dies zu tun. In der Gruppe der über 50-Jährigen sind nur 42 Prozent dazu bereit.
Auch im Ausland werden Benzin und Diesel teurer. Dennoch, sagt dieses veränderte Konsumverhalten viel darüber aus, wie teuer Kraftstoff und andere Produkte in den Niederlanden sind, wenn die Fahrt über die Grenze unterm Strich günstiger ist.
Tanktourismus
Der Tanktourismus wird sich vermutlich ab dem 1. April umkehren. Die niederländische Regierung kündigte kürzlich an, zum 1. April die Steuern auf Benzin und Diesel, wie auch die Mehrwertsteuer auf Benzin und Diesel zu senken. Die 21-prozentige Senkung der Benzinsteuer bedeutet einen Preisnachlass von 17,3 Cent pro Liter Benzin und 11,1 Cent pro Liter Diesel nach sich ziehen. Zusätzlich wird die Mehrwertsteuer (btw) von 21 Prozent auf neun Prozent reduziert. Diese Steuererleichterungen gelten dann vermutlich noch bis Ende diesen Jahres.
Die Folge: Tanken wäre unter diesen Umständen in den Niederlanden günstiger. Es kann also vermutet werden, dass nun die deutschen Kunden für steigende Umsätze im Nachbarland sorgen werden. Übrigens gibt es auch Menschen, die sich bewusst dagegen entscheiden, günstiger im Ausland einzukaufen: „Es ist gut, dass alles teurer wird, es war zu billig“, bekundet eine Befragte von Hart van Nederland.