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„KI-Praxis: Der Schnelleinstieg“ als Sprungbrett für die berufliche Laufbahn

Eine perfekte Balance zwischen theoretischem Wissen und praktischen Anwendungen. Das verspricht der Anfängerkurs „KI-Praxis: Der Schnelleinstieg“ an der Fontys Hogeschool in Venlo. In einem halbtägigen Seminar (26. November 2024) erhalten Teilnehmer eine solide Grundlage im Umgang mit Künstlicher Intelligenz, um damit konkrete Fähigkeiten zu erlangen, die sie unmittelbar in ihrem beruflichen Kontext anwenden können. „Der Kurs bietet einen einmaligen Einblick in die faszinierende Welt der generativen KI“, verspricht André Diedrichs (33), Dozent für Buchhaltung und Finanzen, Bildungsberater sowie KI-Koordinator am Wirtschaftsinstitut der Fontys im Interview mit AHA24x7. Er biete aber zugleich eine Handreichung, negative, zum Teil „gefährliche“ Entwicklungen rechtzeitig zu antizipieren und wichtige Schritte zur Bekämpfung von Desinformation einzuleiten.

André Diedrichs

AHA24x7.com: Herr Diedrichs, ein eintägiger Anfängerkurs, um die Komplexität von KI zu erahnen… An welche Zielgruppe wendet sich dieser Workshop?

André Diedrichs: Der Kurs richtet sich primär an Berufstätige. Es ist ein Anfängerkurs, der für Menschen konzipiert ist, die eine solide Grundlage in generativer KI erwerben und konkrete Fähigkeiten entwickeln möchten, die sie sofort in ihrem beruflichen Kontext anwenden können.

AHA24x7.com: Werden sich auch Fontys-Studierende anmelden, die vermutlich bereits einschlägige Erfahrungen mit den entsprechenden Tools gemacht haben?

André Diedrichs: „KI for Dummies“ richtet sich, wie gesagt, primär an Berufstätige und ist als Einführung in die Welt der generativen KI konzipiert. Für unsere Fontys-Studierenden entwickeln wir separate Trainingsangebote, die teilweise ähnliche Inhalte abdecken, aber auf ihre spezifischen Bedürfnisse und ihr Vorwissen zugeschnitten sind – wie zum Beispiel die Nutzung von KI für die Forschung.

„Die Teilnehmenden lernen Einiges über Voice Cloning und dessen potenzielle Anwendungen und Auswirkungen. Auch geben wir einen kurzen Überblick über den Einsatz von KI in verschiedenen Branchen, um die Breite der Anwendungsmöglichkeiten aufzuzeigen.“

AHA24x7.com: Welche Anwendungsmöglichkeiten werden im Kurs zur Sprache kommen?

André Diedrichs: Im Kurs behandeln wir eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten der generativen KI. So zeigen wir etwa, wie Unternehmen KI einsetzen, um personalisiertes Lernen zu ermöglichen und Prozesse zu optimieren. Im Bereich Bildgenerierung und -bearbeitung liegt unser Fokus auf Tools wie DALL-E und Adobe Firefly. Wir demonstrieren, wie diese Technologien kreative Prozesse unterstützen und transformieren können. Darüber hinaus diskutieren wir den Einsatz von KI in der Videoproduktion, wobei wir uns auf fortschrittliche Technologien wie OpenAI Sora konzentrieren. Die Teilnehmenden lernen Einiges über Voice Cloning [eine Technologie, die es ermöglicht, die Stimme einer Person digital zu kopieren und für neue Audioaufnahmen zu verwenden] und dessen potenzielle Anwendungen und Auswirkungen. Auch geben wir einen kurzen Überblick über den Einsatz von KI in verschiedenen Branchen, um die Breite der Anwendungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Wir behandeln in diesem Kurs auch verschiedene Anwendungsmöglichkeiten von KI-Chatbots [automatisierte Dialogsysteme, die mithilfe von künstlicher Intelligenz mit Menschen kommunizieren können] sowie die praktische Erstellung eigener Chatbots zur Verbesserung von Informationsübertragung, Kommunikation und Onboarding-Prozessen [strukturierte Einführungsprozesse für neue Mitarbeiter oder Kunden] in Organisationen. Praktische Übungen im Prompt Engineering [die Kunst, präzise Anweisungen oder Fragen zu formulieren, um von KI-Systemen die gewünschten Ergebnisse zu erhalten] befähigen die Teilnehmer, effektiv mit KI-Tools zu kommunizieren und relevante Ergebnisse zu erzielen. Ein besonderer Höhepunkt ist die Claude AI Design Challenge, bei der die Teilnehmenden die Möglichkeit haben, KI zur Erstellung von Code zu nutzen. In dieser praktischen Übung können sie eine eigene einfache Software oder ein Spiel entwickeln oder zumindest damit beginnen. Dies zeigt, wie KI als Werkzeug in der Softwareentwicklung eingesetzt werden kann.

AHA24x7.com: Haben Sie als Kursleiter bestimmte Anwendungen vor Augen, die Teilnehmer anschließend im Beruf nutzen können?

André Diedrichs: Da wären zum Beispiel die Nutzung von KI-Tools zur Verbesserung der Produktivität und Effizienz im Arbeitsalltag, die Implementierung von Chatbots für Kundenservice oder interne Kommunikation oder die Anwendung von Prompt Engineering-Techniken zur Erstellung präziser und relevanter KI-generierter Inhalte. Relevant ist auch die Nutzung generativer KI für Content-Erstellung, Ideenfindung oder Problemlösung sowie der Einsatz von KI-Tools zur Datenanalyse und Entscheidungsfindung.

„Wichtig dabei ist auch die Schulung in der effektiven Nutzung von KI zur Ergänzung und nicht zur Ersetzung menschlicher Fähigkeiten. Und schließlich muss immer wieder betont werden, wie wichtig es ist, KI-generierte Inhalte zu überprüfen und kritisch zu hinterfragen.“

AHA24x7.com: Wie können Ihrer Meinung nach Dozenten und Lehrer verhindern, dass Lernende aus reiner Bequemlichkeit KI für sich arbeiten lassen und somit die eigene Kreativität vernachlässigen?

André Diedrichs: Das lässt sich realisieren etwa durch die Förderung eines verantwortungsvollen Umgangs mit KI durch Diskussion ethischer Aspekte und die Gestaltung von Aufgaben, die kritisches Denken und menschliche Kreativität erfordern. Darüber hinaus durch die Integration von KI als Unterstützungstool und nicht als Ersatz für eigene Denkprozesse. Wichtig dabei ist auch die Schulung in der effektiven Nutzung von KI zur Ergänzung und nicht zur Ersetzung menschlicher Fähigkeiten. Und schließlich muss immer wieder betont werden, wie wichtig es ist, KI-generierte Inhalte zu überprüfen und kritisch zu hinterfragen.

AHA24x7: Die Erstellung und Verbreitung von Fake Videos sind zurzeit ja in aller Munde. Geht der Kurs auf lauernde Gefahren bei der Nutzung von KI ein?

André Diedrichs: Ja, der Kurs behandelt dieses Thema explizit. Es gibt einen Abschnitt, in dem die Teilnehmer die Welt der Deep Fakes [täuschend echte, durch KI erstellte Fälschungen von Videos, Fotos oder Audiodateien] und KI-erstellten Influencer erkunden, bei denen Illusion und Realität manchmal nicht mehr zu unterscheiden sind. Der Kurs beschreibt dies als ein „faszinierendes, aber auch beängstigendes Thema“ und taucht tiefer in die damit verbundenen Implikationen ein.

AHA24x7.com: Ethische und rechtliche Überlegungen beschäftigen in zunehmendem Maße die EU-Kommission, somit auch die nationalen Regierungen. Lassen sich bisher noch nicht absehbare negative Auswirkungen wirksam antizipieren?

André Diedrichs: Es gibt verschiedene Ansätze, um potenzielle negative Auswirkungen von KI zu antizipieren und zu mildern. Dazu gehören:

  • Watermarking [eine digitale Markierung, die in Medieninhalte eingebettet wird und anzeigt, dass diese KI-generiert sind] von KI-generierten Inhalten, insbesondere bei Medien, kann Transparenz gewährleisten und die Unterscheidung zwischen KI-generiertem und menschlich erstelltem Content erleichtern. Dies ist ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung von Desinformation und zum Schutz der Urheberrechte.
  • Das ethische Training von Large Language Models [große Sprachmodelle, die auf enormen Datenmengen trainiert wurden und natürliche Sprache verstehen und generieren können] (LLMs) ist von großer Bedeutung. Kooperationen zwischen KI-Unternehmen und Contentprovidern sind entscheidend, um faire Nutzung und angemessene Vergütung sicherzustellen. Dies kann dazu beitragen, potenzielle Konflikte im Bereich geistiges Eigentum zu minimieren.
  • Proaktives Handeln und aktives Gestalten sind entscheidend: Indem KI als Werkzeug genutzt wird, um frühzeitig auf Veränderungen im beruflichen und privaten Umfeld zu reagieren, können Einzelpersonen und Organisationen potenzielle negative Auswirkungen antizipieren und minimieren. Dies ermöglicht es, die Technologie verantwortungsvoll und vorteilhaft zu nutzen, anstatt nur passiv auf Entwicklungen zu reagieren.
  • Kontinuierliche Forschung und offener Dialog zwischen Technologieentwicklern, Politikern und der Öffentlichkeit sind notwendig, um aufkommende Herausforderungen frühzeitig zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren.

„Die Integration von KI wird voraussichtlich zu Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt führen, aber nicht zwangsläufig zu massivem Jobverlust. Experten erwarten, dass KI sowohl Arbeitsplätze transformieren als auch neue schaffen wird.“

AHA24x7.com: Was hält KI mittelfristig für uns bereit. Wer kann mithalten?

André Diedrichs: Die Zukunft mit KI verspricht spannende Entwicklungen in zahlreichen Bereichen. Ähnlich wie bei der Einführung von Taschenrechnern oder dem Internet stehen wir vor der Aufgabe, KI sinnvoll in unser Arbeits- und Privatleben zu integrieren. Das Zeitalter der KI-Agenten [autonome KI-Systeme, die selbstständig Aufgaben ausführen und Entscheidungen treffen können] könnte branchenübergreifend Prozesse optimieren und neue Möglichkeiten eröffnen. In der Fertigungsindustrie sehen wir bereits vielversprechende Fortschritte, wie BMWs Test des humanoiden Roboters Figure 02. Im Gesundheitswesen könnten KI-gestützte Diagnosewerkzeuge die Patientenversorgung verbessern, während Technologien wie Speech-to-Speech Reasoning [KI-Technologie zur direkten Übersetzung von gesprochener Sprache in gesprochene Sprache] die Mensch-Maschine-Interaktion intuitiver gestalten.

Die Integration von KI wird voraussichtlich zu Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt führen, aber nicht zwangsläufig zu massivem Jobverlust. Experten erwarten, dass KI sowohl Arbeitsplätze transformieren als auch neue schaffen wird. Besonders gefragt werden Spezialisten für KI, maschinelles Lernen und verwandte Felder sein. Um diese Entwicklung positiv zu gestalten, sind kontinuierliches Lernen und Anpassungsfähigkeit wichtig.

Diejenigen, die KI als Chance begreifen und proaktiv in ihre Arbeitsweisen integrieren, werden am besten positioniert sein, um von diesen Entwicklungen zu profitieren. Unternehmen, die in die KI-Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren, können nicht nur von Effizienzsteigerungen profitieren, sondern auch neue, innovative Lösungsansätze entwickeln. Bildungseinrichtungen spielen eine Schlüsselrolle bei der Vorbereitung auf diese Zukunft, indem sie zukunftsorientierte Lerninhalte anbieten.

Letztendlich geht es darum, KI als Werkzeug zu verstehen, das uns dabei unterstützen kann, komplexe Probleme zu lösen und unsere Kreativität zu erweitern. Wie bei jeder technologischen Revolution liegt es an uns allen, diese Möglichkeiten verantwortungsvoll und zum Wohle der Gesellschaft zu nutzen.

Vielen Dank für das Gespräch!