In der niederländischen Küsten-Provinz Zeeland gibt es Orte, „da müsste man in den ersten Stock oder auf den Dachboden gehen, um trockene Füße zu behalten“. Die Klimaforscherin Aimée Slangen beobachtet im Auftrag des Königlich-Niederländischen Meeresforschungsinstituts in Zeeland weltweit die Meeresspiegel. Gestützt auf Millionen Messdaten und Satellitenbilder entstehen daraus am Rechner Prognosen, wie die Küsten sich verändern werden. Wichtig sei dabei, nicht nur auf das Gesamtbild zu schauen. „Ich habe immer ein globales Bild vom Meeresspiegel. Aber ich schaue dabei auch auf regionale Veränderungen, wie sich der Wasserstand von Ort zu Ort verändert. Da gibt es große Unterschiede. Denn das Meer ist keine Badewanne. Es ändert sich überall in einem anderen Tempo“, erzählte die Wissenschaftlerin jüngst einem Reporter der ARD.
Wie genau, das versucht das Team um Slangen in Zeeland möglichst präzise vorherzusagen. Dessen Forschungsergebnisse sind in den unlängst veröffentlichten Bericht des Weltklimarates eingeflossen. Der warnt, dass der weltweite Temperaturanstieg von 1,5 Grad bereits um 2030 erreicht sein könnte. Zehn Jahre früher als bisher angenommen. Und daraus lässt sich für die Niederlande eine düstere Prognose ableiten: 50 bis 80 Zentimeter Anstieg berechnen die Computermodelle hier bis zum Jahr 2100. Wenn bis dahin nicht massiv in Deiche und Küstenbefestigung investiert wird, ist gut ein Drittel der Landesfläche von Überschwemmungen bedroht.
Und das trifft im schlimmsten Fall auch rund zwölf Millionen Menschen in den Ballungszentren Den Haag, Amsterdam und Rotterdam. Klimaforscherin Slangen hofft, dass der aktuelle Bericht des Weltklimarats einen Weckruf darstellt. Politische Forderungen könnten Wissenschaftlerinnen wie sie zwar nicht stellen, meint Aimée Slangen im ARD-Filmbericht. Aber die Forschung könnte Messdaten und Vorhersagen so aufarbeiten, dass die Politik die Konsequenz ihres Handelns sehe. Und dann müsse nicht erst eine Katastrophe passieren, bevor was unternommen wird.
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