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Niederlande bauen den Abschlussdeich um

Der Abschlussdeich (Afsluitdijk) in den Niederlanden wird derzeit vom bekannten Designer Daan Roosegaarde mit einer Lichtinstallation in Szene gesetzt. Außerdem bauen die Niederländer den 32 Kilometer langen Deich um und ergänzen das Bollwerk durch einen Fischmigrationsfluss.

Der Abschlussdeich gilt nicht nur weltweit als Musterbeispiel für den Schutz vor Sturmfluten und Hochwasser, sondern dient auch als wichtige Verbindungsstraße zwischen den Provinzen Nordholland und Friesland. Er zieht als touristische Ikone jährlich tausende Touristen an. Seit nunmehr 85 Jahren schützt das 32 Kilometer lange Bollwerk die Niederlande und musste sich in dieser Zeit immer neuen Herausforderungen stellen – höchste Zeit also für ein Umdenken und zugleich eine gute Gelegenheit, dieses einzigartige Bauwerk buchstäblich ins Scheinwerferlicht zu rücken.

„Die Madonna der niederländischen Wasserbauwerke“, nennt Daan Roosegaarde den Abschlussdeich und hat dafür ein prestigeträchtiges Designprojekt ins Leben gerufen: Icoon Afsluitdijk (Ikone Abschlussdeich) ist ein innovatives Konzept, das mit drei Lichtinstallationen den ikonischen Wert des Abschlussdeiches unterstreichen soll und in den Abendstunden ab sofort für Touristen frei zugänglich ist.

Scheinwerfer illuminieren Schleusentore

Die dauerhafte und zugleich auffälligste Lichtinstallation ist der neue, futuristische Eingang auf beiden Seiten des Abschlussdeiches mit dem Namen „Lichtpoort“ (Lichttor). Hierbei wurden 60 monumentale Schleusentore aus dem Jahre 1932 restauriert und anschließend mit einer reflektierenden Oberfläche ausgestattet, die das Licht von Autoscheinwerfern zurückwirft. Passend zum ökologischen Aspekt des Projektes wird bei dieser Lichtinstallation kein Strom verbraucht – wenn keine Autos mit Licht fahren, bleiben auch die Schleusentore dunkel.

Hieran schließt auch die zweite Installation an, die sogar Strom für bis zu 200 Haushalte produzieren kann. Der „Windvogel“ ist ein spezieller Drachenflieger, der mit leuchtenden Leinen ausgestattet ist, die am Boden an einer Winde befestigt werden. Durch die Bewegungen des Drachens im Wind wird, ähnlich wie bei einem Fahrraddynamo, Strom erzeugt, der am Boden gespeichert werden kann. So konnte beispielsweise die Eröffnungsfeier Mitte November durch den Einsatz der Windvögel energieneutral gestaltet werden.

Für Besucher kostenlos zugänglich

Die dritte Installation „Glowing Nature“ befindet sich in einer ehemaligen Kasematte am Fuße des Abschlussdeiches. Der Plastikboden der Kasematte ist mit Millionen lumineszierenden Algen gefüllt, die auf die Schritte der Besucher reagieren und kleine Lichtblitze abgeben, die wie kleine Wellen erscheinen. Je mehr Besucher über den Boden gehen, desto heller werden die Lichtblitze.

Das gesamte Projekt wird für Besucher kostenlos angeboten und kann jeden Tag nach Sonnenuntergang bewundert werden. Die Installation „Lichtpoort“ wird hierbei dauerhaft am Abschlussdeich verbleiben, während „Windvogel“ und „Glowing Nature“ bis zum 21. Januar 2018 besichtigt werden können und anschließend auf weltweite Reise gehen.

Fischmigrationsfluss für Erhöhung der Population

Es werden aber auch dauerhafte bauliche Veränderungen am Abschlussdeich vorgenommen. Während in der ganzen Welt als Antwort auf den steigenden Meeresspiegel die Deiche verstärkt und erhöht werden, durchbrechen die Niederländer kurzerhand ihren Abschlussdeich und bauen darin einen Gezeitenfluss – den Fischmigrationsfluss. Denn bisher blockiert der Abschlussdeich den Weg vieler Zugfische zu ihren Lebens- und Laichgebieten und führt so zu einer dramatischen Reduzierung der Fischpopulation. Die Sicherheitsvorteile, die einst höchste Priorität hatten, haben somit auch eine Kehrseite.

Die Lösung dieses Problems ist ein gut vier Kilometer langer, unbegradigter Wasserweg, der 24 Stunden am Tag durch die „Lücke“ des Abschlussdeiches fließt. Durch diese ausgeklügelte Länge können sich Fische langsam an den Übergang von Salz- zu Süßwasser (und umgekehrt) gewöhnen. Bei Ebbe strömt das Süßwasser vom Ijsselmeer ins Wattenmeer, bei Flut geschieht das Entgegengesetzte. So wird die ökologische Verbindung zwischen den beiden Gewässern wiederhergestellt.

Projekt soll 2022 abgeschlossen sein

Der Wasserstrom wird selbstverständlich kontrolliert, und bei starken Stürmen kann das System abgeriegelt werden. Das ist für die Sicherheit der Bevölkerung und für den Erhalt des Süßwasservorrats des Ijsselmeeres essenziell. Ab März 2018 können sich Interessierte in einem neuen Besucherzentrum über den Migrationsfluss informieren, im Jahre 2022 soll das gesamte Projekt eingeweiht werden.