Das Telefonieren mit dem Smartphone am Steuer eines Autos wird in den Niederlanden als ernstes Problem erfahren. Und oftmals hat das Verhalten von Handysündern auch ernste Konsequenzen. Von daher ist die (geschäftsführende) Regierung in Den Haag bestrebt, die Smartphone-Nutzung am Steuer einzudämmen. Nach einer Testphase wurde im Mai in Den Haag der erste „focusflitser“ installiert. Weitere 40 sollen noch in diesem Jahr landesweit folgen, 2026 noch einmal zehn. Die Bußgelder für Autofahrer haben es in sich, berichtet die Nachrichtenplattform des Innenministeriums.
Abgelenkt einen Zebrastreifen übersehen
Wer mit 50 km/h unterwegs ist und drei Sekunden lang auf einen Bildschirm schaut, hat in dieser Zeitspanne 42 Meter zurückgelegt, eine Strecke, in der ein Autofahrer seine Aufmerksamkeit nicht auf die Straße gerichtet hat. Das kann dazu führen, dass eine rote Ampel oder ein Zebrastreifen zu spät bemerkt wird. Diese wenigen Sekunden, die ein Fahrer mit dem Blick auf seinen Handybildschirm verbracht hat, können den Unterschied ausmachen zwischen einer sicheren Heimkehr und einem schweren Unfall. Dennoch können viele Autofahrer offenbar der Versuchung nicht widerstehen. Untersuchungen haben ergeben, dass 75 Prozent der Autofahrer gelegentlich während der Fahrt telefonieren.
Saftige Bußgelder
Das sind nach Auffassung der zuständigen Behörden entschieden zu viel. Die neue Technik soll Handysündern das Handwerk legen. Der „Fokusblitzer“ verfügt über eine Kamera, die auslöst, wenn der Autofahrer ein Telefon in der Hand hält. Das zuständige Ministerium hofft darauf, dass die Handynutzung von Autofahrern zurückgeht, wenn das Risiko, erwischt zu werden, steigt. Schließlich nimmt die Zahl der Verkehrsunfälle in den Niederlanden seit Jahren zu. Die mit Blitzlicht aufgenommenen Bilder werden von Ermittlern des Ordnungsamts ausgewertet. Stellt sich heraus, dass der Fahrer tatsächlich ein Handy während der Fahrt genutzt hat, droht ein Bußgeld in Höhe von 430 Euro.
Die Anlagen sollen rund um die Uhr und zuvorderst auf Landstraßen sowie stark befahrenen Straßen innerhalb geschlossener Ortschaften zum Einsatz kommen. Im vergangenen Jahr wurden 165.000 Bußgelder gegen Handysünder verhängt. Mit dem neuen Blitzer dürfte diese Zahl noch steigen. Die Radarkameras sind technisch übrigens auch in der Lage, Fahrer zu erkennen, die am Steuer nicht angeschnallt sind. Das wird bisher aber noch nicht erfasst. Ob es in Zukunft dazu kommen wird, ist offen.
Fehler können Leben zerstören
Laut Innenminister David van Weel von der rechtsliberalen Regierungspartei VVD könne sich das menschliche Gehirn nun mal nicht auf zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren. Mithin könne man während der Fahrt keine Nachrichten schreiben oder telefonieren. „Im Straßenverkehr kann ein Fehler ein Leben zerstören. Jeder Verkehrstote ist einer zu viel“, so van Weel bei der Vorstellung der neuen Technik. Das Ministerium investiert kräftig in die automatisierte Technik, um Verkehrssündern den Kampf anzusagen.