Weniger Unternehmensinsolvenzen in Westeuropa

Thorben Wengert / pixelio.de

Erstmals seit dem Ausbruch der Finanzkrise ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Westeuropa deutlich gesunken. In den EU-15-Ländern zuzüglich Norwegen und der Schweiz wurden im Jahr 2014 insgesamt 179.662 Unternehmensinsolvenzen registriert. In den Niederlanden gab es einen Rückgang von über 20 Prozent.

1. Insolvenzen Westeuropa_350dpiIm Vergleich zum Vorjahr (189.855 Insolvenzen) verringerte sich die Zahl der Fälle um 10.193 Fälle bzw. um 5,4 Prozent. Auch in der Eurozone verringerten sich die Insolvenzzahlen (147.649 Fälle; minus 4,6 Prozent). Trotz dieser Positiventwicklung liegt die Zahl der jährlichen Insolvenzen in weiten Teilen Europas noch deutlich höher als vor Beginn der Wirtschaftskrise.

2014 entspannte sich das Insolvenzgeschehen auf breiter Front. Lediglich in zwei Ländern – Italien (plus 12,8 Prozent auf 16.101 Fälle) und Norwegen (plus 5,2 Prozent auf 4.803 Fälle) – war noch ein Anstieg zu verzeichnen. In sieben Ländern verringerte sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Vergleich zum Vorjahr sogar um zweistellige Prozentwerte. So waren in den Niederlanden (6.645 Fälle; minus 20,7 Prozent), in Spanien (6.392 Fälle; minus 28,5 Prozent), sowie in Dänemark (4.049 Fälle; minus 18,9 Prozent) deutlich weniger Insolvenzen zu beklagen als noch 2013. Lediglich in Frankreich (60.548 Fälle; minus 0,7 Prozent) und in Österreich (5.600 Fälle; minus 0,5 Prozent) blieb die positive Entwicklung schwach. In Deutschland (24.030 Fälle; minus 8,0 Prozent) sowie in Großbritannien (15.240 Fälle; minus 4,9 Prozent) setzte sich der Rückgang der Insolvenzzahlen fort. Großbritannien verzeichnete den niedrigsten Wert seit 2007, Deutschland sogar seit 15 Jahren. Der Anteil Deutschlands am europäischen Insolvenzgeschehen hat sich auf 13,4 Prozent verringert.

4. Hauptwirtschaftsbereiche Westeuropa_350dpiWeniger Insolvenzen im Baugewerbe
In allen vier Hauptwirtschaftsbereichen in Europa waren weniger Insolvenzen zu verzeichnen. Stark ausgeprägt war die Positiventwicklung im Verarbeitenden Gewerbe, wo die Insolvenzzahl binnen eines Jahres um 8,5 Prozent sank. Weiter beruhigt hat sich das Insolvenzgeschehen im Baugewerbe (minus 5,9 Prozent) – europaweit wurden noch etwa 37.000 Insolvenzen von Baufirmen registriert – sowie im Handel (minus 3,6 Prozent). Ein Großteil der Insolvenzfälle entfiel erneut auf den Dienstleistungssektor (ca. 66.300 Fälle bzw. 37,0 Prozent aller Insolvenzen). Handel und Gastgewerbe machen knapp ein Drittel aller Unternehmensinsolvenzen aus (31,7 Prozent), das Baugewerbe ein Fünftel (20,6 Prozent). Gegen den Trend verzeichnete Frankreich mehr Bauinsolvenzen. Steigende Insolvenzen im Handel und Gastgewerbe gab es in Österreich und der Schweiz.

5. Eigenkapitalquoten_350dpiKonjunkturelle Erholung stabilisiert die Bilanzen
Die finanzielle Stabilität der westeuropäischen Unternehmen hat sich zuletzt leicht verbessert. Weniger Unternehmen als im Vorjahr wiesen eine negative Gewinnmarge (EBIT) auf (26,9 Prozent; Vorjahr: 27,9 Prozent). Im Handel bleibt der Anteil der Unternehmen mit Fehlbeträgen überdurchschnittlich hoch. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote in Westeuropa schwankt zwischen 27,4 Prozent in den GIIPS-Ländern und 47,7 Prozent in Großbritannien. Insgesamt gilt noch knapp ein Viertel der westeuropäischen Unternehmen (24,6 Prozent; Vorjahr: 25,0 Prozent) als eigenkapitalschwach, da die Eigenkapitalquote weniger als zehn Prozent beträgt. In den GIIPS-Ländern liegen die Zahlungsfristen bei einem leicht positiven Trend bei 84,4 Tagen. In Großbritannien (Forderungslaufzeit: 39,7 Tage), Benelux (52,3 Tage) sowie in Österreich/Schweiz (33,3 Tage) müssen sich Lieferanten länger gedulden als im Vorjahr. In Deutschland (27,4 Tage) sind die Forderungslaufzeiten tendenziell gesunken.

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