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25 Jahre Deutsche Einheit – Ein Blick aus den Niederlanden und Deutschland

Am Sonntag feierte die Konrad-Adenauer-Stiftung im früheren Plenarsaal des Deutschen Bundestages in Bonn mit über 750 Gästen und hochkarätigen Referenten fünfundzwanzig Jahre Deutsche Einheit. Der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Dr. Hans-Gert Pöttering, zitiere in seiner Einführung aus Cees Nooteboom unveröffentlichtem Tagebuch über die Vergangenheit Deutschlands, die „fast überall auch die der anderen ist. Neun Nachbarn hat Deutschland, jeder mit einer eigenen Gegenwart und Vergangenheit, die mit der deutschen Gegenwart und Vergangenheit verwoben sind“ und begründete damit den Schwerpunkt der Festveranstaltung, die Betrachtung der Deutschen Einheit aus Sicht eines Nachbarn, der Niederlande. Das niederländische Volk musste während der Besatzungszeit im 2. Weltkrieg großes Leid ertragen. Die Erinnerung daran habe dazu beigetragen, dass das Land der deutschen Wiedervereinigung anfangs mit Skepsis gegenüberstand.

Sybrand van Haersma Buma, Fraktionsvorsitzender des CDA im niederländischen Abgeordnetenhaus, der seit 1990 immer wieder die damals neuen Bundesländer bereiste, nannte den Tag der Deutschen Einheit ebenso den Tag der Europäischen Einheit. Für ihn sei es eine große Leistung, dass die Einheit so kurz nach der Wende erreicht werden konnte. Es waren nicht die Nachbarn die die Deutsche Einheit vorangebracht hätten, sondern die deutsche Bevölkerung selbst. Die führenden Politiker in Ost und West und vor allem der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl.

Seiner Meinung nach könne Europa heute von der Deutschen Einheit lernen. Wir müssten uns bewusst machen, wofür Europa aufgebaut worden sei, für Frieden und Gerechtigkeit und zum Schutz unserer Wertegemeinschaft. Was uns zusammenbringt, seien die seit Jahrhunderten geteilten Werte, wie es auch für das vereinte Deutschland galt. Die Parole sei 1989 nicht „Wir sind eine Wirtschaft“ gewesen, sondern „Wir sind ein Volk“.

Ideen für einen europäischen Grenzraum 2055
Knapp zwei Wochen vor dem Wasserwerk-Gespräch fand in Aachen der JugendpolitikTag „Wir – Gemeinsam Grenzen überwinden: Niederländische und deutsche Jugendliche für Europa“ statt. Dort entwickelten 160 deutschen und niederländischen Schülerinnen und Schüler Ideen, wie der europäische Grenzraum aussehen könnte und wie Grenzregionen besser für Europa genutzt werden könnten. Sie forderten beispielsweise mehr Sprachunterricht an Schulen, insbesondere der Sprachen der jeweiligen Nachbarstaaten. Das Ideenpapier finden Sie auf der rechten Seite.

Lesung des Schriftstellers Cees Nooteboom
Das ursprüngliches Programm sah vor, dass Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert in einer Rede auf das Jubiläum der Einheit blickt und Cees Nooteboom aus seinem Buch „Berlin 1989|2009“ liest. Da außergewöhnliche Entwicklungen aber nicht selten ein Umplanen erfordern, las Cees Nooteboom vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise einen Text über die aktuelle Situation in Europa und diskutierte anschließend darüber mit Norbert Lammert.

In seinem Vortrag verglich Cees Nootebomm aktuelle Ereignisse in Deutschland, in Ungarn, in Spanien und England mit seinen Erinnerungen an 1956, von 1963 und an 1989. An Krisensituationen, an Flucht, Grenzen und Abspaltungstendenzen.

Über die Rolle Deutschlands in Europa sagte er, dass er 1990 über das gerade wiedervereinigte Land schrieb „Weiß es, was es werden will, wenn es groß ist?“ 25 Jahre später wüsste er nicht, ob die Frage beantwortet sei. Groß sei Deutschland mit Sicherheit, und auch mächtig. Aber wüsste es, was es mit dieser Macht in Europa wolle?

Gespräch mit Professor Dr. Norbert Lammert
Im Gespräch zwischen Cees Nooteboom und Norbert Lammert sagte dieser, dass Europa nur dann wirkungsvoll handeln könne, wenn es sich auch wie ein Staat benimmt. Er forderte, dass die Mitgliedsstaaten der EU sich mit der seit Jahren verdrängten Frage beschäftigten, wie die Europäische Union die Staatlichkeit gewinnen könne, ohne die sie die Rolle nicht ausfüllen kann, die sie in einer globalen Welt spielen muss.