Der nordrhein-westfälische Europaminister Stephan Holthoff-Pförtner und Andries Heidema, der Kommissar des Königs für die Provinz Overijssel, wurden von der deutschen Regionalzeitung NRZ anlässlich eines Besuchs von Holthoff-Pförtner in Overijssel interviewt. Zu den Themen gehörten die Auswirkungen der COVID19-Pandemie auf die gegenseitigen Beziehungen sowie andere Herausforderungen für die Grenzregion.
Holthoff-Pförtner: „Wir sind während der Pandemie noch enger zusammengerückt. Nordrhein-Westfalen und die Niederlande haben die Zusammenarbeit mit Regierungskonsultationen und der Agenda der Grenzlandkonferenz perfektioniert. Dafür muss man sich aber schon vor der Krise gut kennen. Wenn Sie einander nicht vertrauen, funktioniert die Zusammenarbeit nicht. Es ist eine tolle Leistung, dass von 39 Schengen-Grenzen zwei nie geschlossen waren – eine davon ist unsere, Nordrhein-Westfalens Grenze zu den Niederlanden.“ Eine Aussage, der sich Andries Heidema nur anschließen kann: „Wenn so eine Krise wie die Corona-Pandemie kommt und Deutschland und die Niederlande bei der Bestreitung teilweise etwas unterschiedliche Wege gehen, ist es enorm wichtig, sich zu kennen − um die unterschiedlichen Maßnahmen durchzusprechen und Herausforderungen wie etwa den Umgang mit der Testpflicht an der Grenze gut abstimmen zu können.“
Grenzüberschreitende Corona Task Force
Seit über einem Jahr arbeiten Nordrhein-Westfalen, die Niederlande und Belgien in der so genannten „Cross-Border Corona Task Force“ zusammen. Das Ziel der Task Force: eine bessere Koordinierung des grenzüberschreitenden Krisenmanagements bei der Bekämpfung des Corona-Virus. Einer der wichtigsten Erfolge dieser Zusammenarbeit ist − neben der Offenhaltung der Grenze − die Vermeidung von Steuernachteilen für Grenzgänger, die von zu Hause aus arbeiten.
Fluthilfe aus NL
Nicht nur Corona, sondern auch die jüngsten Überschwemmungen scheren sich nicht um nationale Grenzen. Der Süden der Niederlande war betroffen, ebenso wie Belgien und Deutschland. Andries Heidema zeigte sich betroffen: „Es ist schrecklich, was die Flut in Deutschland und auch in Belgien angerichtet hat. Viele Feuerwehrkräfte aus den Niederlanden sind nach Deutschland geschickt worden, um zu helfen − etwa bei der Suche nach Vermissten oder beim Wegräumen der Trümmer. Gerade beim Thema Hochwasser brauchen wir die Zusammenarbeit. Wenn man das Problem nur auf der einen Seite der Grenze alleine löst, steigt auf der anderen Seite möglicherweise der Wasserpegel“, sagt Heidema. Nordrhein-Westfalen hat den Niederlanden bereits mit der Aufnahme niederländischer Corona-Patienten in deutschen Krankenhäusern unter die Arme gegriffen.
Künftiges Krisenmanagement
Die Zusammenarbeit zwischen den Niederlanden und NRW im Bereich des Katastrophenschutzes ist nicht neu. Sie ist Teil der Agenda, die auf der Grenzlandkonferenz am 30. September 2021 vorgestellt werden soll. So wird zum Beispiel am Netzwerk N4 gearbeitet, einer breit angelegten Plattform von Behörden aus den Niederlanden und Nordrhein-Westfalen, die im Bereich des Krisenmanagements und der Katastrophenverhütung tätig sind. Darüber hinaus wollen Holthoff-Pförtner und Heidema auf der Grenzlandkonferenz ein Zeichen dafür setzen, dass die Regionen beim Krisenmanagement künftig besser gehört werden sollen.
Kooperation beim Thema Wasserstoff
Mit Blick auf die Zukunft steht auch die Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Wasserstoffs auf der Tagesordnung. Eine der zentralen Fragen ist, wie die Produktion, der Transport und die Nutzung von Wasserstoff und anderen erneuerbaren Energien in der Grenzregion optimiert werden können. Ein erster Schritt dazu war die Gründung der deutsch-niederländischen Online-Plattform H2[X] auf Initiative der EUREGIO, der IHK Nord Westfalen und der Bezirksregierung Münster im März dieses Jahres. Die Plattform ist eine digitale Anlaufstelle für Unternehmen, Organisationen, Verbände, Forschungseinrichtungen und andere Organisationen aus dem deutsch-niederländischen Grenzgebiet, die sich für eine Wasserstoffwirtschaft in der Region engagieren.
Das vollständige Interview können Abonnenten der NRZ hier lesen.
Auch RTV Oost berichtete über dem Besuch Holthoff-Pförtners in Overijssel, hier geht es zum Beitrag.