Seit Jahren schon gibt es in den Niederlanden mehr offene Stellen als geeignete Arbeitskräfte. Da Arbeitskräfte gesucht werden, haben Arbeitnehmer derzeit eine gute Verhandlungsposition. Dies gilt insbesondere für Arbeitnehmer im Niedriglohnsegment. Aufgrund des Arbeitskräftemangels können diese von ihrem Arbeitgeber bessere Arbeitsbedingungen verlangen, zum Beispiel eine Lohnerhöhung. Das meldet die öffentlich-rechtliche NOS.
Besseres Gehalt durch Jobwechsel
Vor allem Angestellte mit einem niedrigen Stundenlohn haben in den letzten Jahren von der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt profitiert. Die Löhne in den Branchen mit dem größten Arbeitskräftemangel zeigen laut Analyse des Wachstums der Stundenlöhne zwischen 2015 und 2022 durch das Centraal Planbureau (CBP), dass diese insbesondere bei Arbeitnehmern mit niedrigeren Löhnen am stärksten gestiegen sind. Der Arbeitskräftemangel hat auch dazu geführt, dass Arbeitnehmer, die in einem schlecht bezahlten oder wenig geeigneten Job arbeiten, leichter zu einem passenderen Job wechseln können. Oftmals beinhaltet ein solcher Wechsel auch ein besseres Gehalt.
Der Arbeitskräftemangel kann nach Ansicht des CPB dazu führen, dass es insgesamt weniger Ungleichheit bei den Löhnen gibt, da sich der Mangel bei höheren Einkommensgruppen oft kaum auf die Löhne auswirkt. Dass Knappheit mit einem Rückgang der Ungleichheit einhergehen kann, geht auch aus früheren Untersuchungen hervor. Arbeitgeber bieten demzufolge in Zeiten der Knappheit schon mal mehr Arbeitsstunden und/oder einen unbefristeten Arbeitsvertrag an.
Zahl der Arbeitsplätze wird mittelfristig zurückgehen
Arbeitnehmer mit einem niedrigeren Stundenlohn haben auch häufiger ein niedrigeres oder eher praktisches Ausbildungsniveau. Bei etwa 30 Prozent der untersuchten Arbeitnehmer ist das Bildungsniveau unbekannt. Dies tritt häufiger bei älteren Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund auf, da die vom CPB untersuchten Daten nur niederländische Bildungsdaten umfassen.
Der Mangel an Arbeitskräften bleibt ein Problem für Arbeitgeber. So ist die Nachfrage nach Personal im Gesundheitswesen, bei spezialisierten Unternehmensdienstleistungen sowie im Bereich Information und Kommunikation weiterhin groß. Durch die zusätzlichen Investitionen in die Verteidigung wird auch hier die Nachfrage nach Personal stark steigen. Dennoch geht die niederländische Arbeitsagentur UWV davon aus, dass in den nächsten zwei Jahren weniger Arbeitsplätze zu vergeben sein werden. Insbesondere in der Landwirtschaft und Fischerei sowie in der Zeitarbeitsbranche wird die Zahl der Arbeitsplätze nach Angaben der UWV deutlich zurückgehen.
