Rabattschlachten wie Black Friday und ähnliche können für manch einen fatale Folgen haben. In den Niederlanden etwa sind Schulden längst kein Ausnahmephänomen mehr: Vier von zehn Niederländer haben Erfahrungen mit Schulden. Und dabei handelt es sich nicht nur um Menschen mit den niedrigsten Einkommen. Vor allem Familien mit kleinen Kindern sind besonders gefährdet. Etwa die Hälfte der Haushalte, in denen das jüngste Kind unter zwölf Jahre alt ist, hat laut einer aktuellen Studie der Organisation Humanitas Schulden oder hatte diese früher. Das berichtet die Tageszeitung Telegraaf.
Schulden verursachen Stress
Bei den ehrenamtlichen Mitarbeitern der Organisation Humanitas klopfen immer häufiger Menschen an, die ihre finanziellen Sorgen nicht mehr alleine bewältigen können. „Sie bekommen aus nächster Nähe mit, wie schnell sich Schulden anhäufen und wie das derzeitige System die Probleme sogar noch verschärft“, so ein Sprecher der Hilfsorganisation. Die Auswirkungen von Schulden auf das tägliche Leben sind dramatisch, wie die Humanitas-Studie belegt. Menschen mit finanziellen Problemen stehen oft unter starkem Druck. Stress, Schamgefühle und Schlafstörungen treten dabei am häufigsten auf.
Die Studie zeigt auch, dass Menschen erst dann Hilfe suchen, wenn die Situation bereits sehr ernst ist. Die Nachfrage nach Unterstützung durch die Organisation, die bei Geldsorgen und Verwaltungsangelegenheiten hilft, hat in den letzten Jahren stark zugenommen. In drei Jahren hat sich die Zahl der Hilfsanfragen verdoppelt: von 13.000 im Jahr 2021 auf aktuell 26.000. Mehr als 1,5 Millionen Niederländer leben mit Schulden, die oft durch einschneidende Ereignisse wie Krankheit, Scheidung oder Arbeitsplatzverlust verursacht werden. Außerdem wissen die Menschen oft nicht, an wen sie sich wenden können. Fast die Hälfte der Menschen mit Schulden gibt an, keine Sozialleistungen in Anspruch zu nehmen. Sie wissen nicht, ob sie Anspruch darauf haben, finden die Anträge zu kompliziert und befürchten, dass sie später zurückzahlen müssen.
Kritik an Inkassounternehmen
Die Untersuchung von Humanitas enthält auch heftige Kritik an der Inkassobranche. Mehr als die Hälfte der Befragten ist der Meinung, dass Inkassounternehmen zu viel an Menschen verdienen, die ohnehin schon in einer prekären Lage sind. Zwei Drittel wünschen sich zudem strengere Maßnahmen gegen Inkassounternehmen, die gegen die Regeln verstoßen. Eine große Mehrheit der von Humanitas Befragten spricht sich für Maßnahmen aus, die eine Eskalation der Verschuldung verhindern können, wie beispielsweise eine Obergrenze für Schuldenerhöhungen oder eine Auszeitregelung.
