In den Niederlanden leben zum ersten Mal in der Geschichte 50 Prozent Konfessionslose, also genauso viele wie Mitglieder von Religionsgemeinschaften, berichtet die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt NOS.
Im Jahr 2015 sank der Prozentsatz der konfessionell gebundenen niederländischen Bürger über 18 Jahren erstmals auf 50 Prozent. Fünf Jahre zuvor lag diese Zahl noch bei 55 Prozent. Demnach stieg die Zahl der Konfessionslosen erstmalig auf 50 Prozent. NOS bezieht sich bei der Berichterstattung auf eine Untersuchung des niederländischen Zentralbüros für Statistik (CBS). Laut der Rundfunkanstalt gehören die Mitglieder einer Religionsgemeinschaft aktuell den folgenden unterschiedlichen Religionen an: 24 Prozent römisch-katholisch, 15 Prozent protestantisch, 5 Prozent muslimisch und die übrigen 6 Prozent sind im Judentum, Hinduismus oder Buddhismus vertreten.
Konfessionslose hauptsächlich im Westen
Die Anzahl der regelmäßigen Kirchgänger ist geographisch gesehen sehr unterschiedlich. Im Landesdurchschnitt besucht nur einer von sechs Einwohnern regelmäßig Gottesdienste. Dahingegen liegt die Zahl im sogenannten protestantischen „Bibelgürtel“, der sich von Südwesten nach Nordosten quer durch die Niederlande zieht, wesentlich höher. Auch die Verteilung von konfessionell Gebundenen und Konfessionslosen zeigt große geographische Unterschiede. Während in den südlichen Provinzen die höchste Anzahl der Katholiken lebt, finden sich im städtisch geprägten Westen hauptsächlich Konfessionslose.
Inoffizielle Zahl noch höher
Auffallend ist das Ergebnis der Studie „Gott in den Niederlanden“, die 2016 von der Radboud Universität Nijmegen veröffentlich wurde: Demnach entspricht die Zahl der offiziellen Mitglieder von Religionsgemeinschaften nicht der Zahl, die sich selbst als religiös ansehen. Dies behaupteten nämlich weit unter 50 Prozent von sich. Der Studie zufolge fühlen sich nur 11,7 Prozent als Katholiken, 8,6 Prozent als Protestanten, 4,2 Prozent als anderweitig christlich, 5,8 Prozent als muslimisch, 2 Prozent als hinduistisch oder buddhistisch. Als religiös ungebunden betrachteten sich im Gegensatz zur offiziellen Zahl sogar 67,8 Prozent der niederländischen Bevölkerung.
Laut der Studie glauben auch immer weniger Menschen an die Existenz eines Gottes. 24 Prozent der niederländischen Bevölkerung gebe an, Atheist zu sein, 34 Prozent zählten sich zur Gruppe der Agnostiker, da sie nicht wüssten, ob es Götter gäbe oder nicht und 28 Prozent glaubten an eine undefinierte übernatürliche Kraft. Während nur 14 Prozent glaubten, dass es einen oder mehrere Götter gibt. Außerdem werden in der Studie unter anderem die Fragen nach einer Erklärung für die Abnahme des Gottesglauben und der Spiritualität der Menschen thematisiert.