Der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) und der Vorsitzende der Brandweer Nederland haben sich zu einem Informationsaustausch über grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Feuerwache Bocholt getroffen. Dabei haben sie festgestellt, dass es viele Unterschiede, aber auch einige Gemeinsamkeiten in ihren Verbänden gibt.
Hartmut Ziebs, Präsident des DFV, und sein Stellvertreter Ulrich Behrendt trafen sich in der Feuerwache in Bocholt mit Stephan Wevers, Vorsitzender der Brandweer Nederland und Hans Kleintjens, Programmkoordinator internationale Zusammenarbeit der Brandweer Twente. Mit dabei waren neben Gastgeber Thomas Deckers, Leiter der Feuerwache in Bocholt, auch Volker Schauenburg von der Feuerwehr in Dortmund, Ausbildungsbeamter für den höheren Dienst, und Dr. Ing. Adrian Ridder, Brandreferendar der Feuerwehr Hamburg. Schauenburg und Ridder sind noch bis März in Bocholt, um die Arbeit einer Feuerwehr in einer großen kreisangehörigen Gemeinde und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit kennenzulernen.
„Deutsch-niederländische Zusammenarbeit ist in Bocholt gelebte Praxis. Die niederländischen Kollegen sind fester Bestandteil in der täglichen Gefahrenabwehr. Auch bei Großschadensereignissen, wie z.B. das Hochwasserereignis im vergangenen Jahr, arbeiteten deutsche und niederländische Einheiten zusammen“, betonte Thomas Deckers zu Beginn des Informationsaustausches.
Unterschiedliche Ausbildungsstandards
Die Präsidenten besprachen die Themen, die auf beiden Seiten der Grenzen momentan aktuell sind. Dazu gehörten unter anderem die Ausbildungsstandards, die sich zurzeit noch unterscheiden. „Hier wäre es sinnvoll, wenn die Ausbildung der Feuerwehr beiderseitig anerkannt werden“, wünschte sich Hartmut Ziebs, der sich auch Gedanken über eine deutsch-niederländische Einheit im Grenzbereich machte. „Das wäre beispielsweise für Spezialeinheiten im Bereich des Katastrophenschutzes interessant“, so Ziebs. Die Gedanken und Ideen gingen bis hin zu einer gemeinsamen deutsch-niederländischen Wache.
Frauen sind bei der Feuerwehr auf beiden Seiten der Grenze unterrepräsentiert, dies gilt insbesondere für Führungsfunktionen. „Der Weg kann nur über eine familienfreundlichere Gestaltung der Ausbildung gehen“, war sich Ziebs sicher, „warum bieten wir zum Beispiel keine Kinderbetreuung während der Lehrgänge an?“
Flüchtlinge und Feuerwehr
Stephan Wevers betonte, dass es schwierig sei, Flüchtlinge in der Feuerwehr zu integrieren. „Das Prinzip der Freiwilligen Feuerwehr ist bei vielen Flüchtlingen noch zu unbekannt“, so Wevers, „da brauchen wir noch mehr Aufklärung.“
Ein viel diskutiertes Thema bei Polizei und auch bei der Feuerwehr ist die Gewalt gegen Einsatzkräfte. Sowohl in Deutschland als auch in den Niederlanden wird das Thema zunehmend aktueller. Die Strategie solle aber ganz klar Deeskalation lauten, meinten beide Präsidenten im Gespräch: „Wir wollen helfen und so sollen uns die Menschen auch weiter wahrnehmen.“
Effektivere Einsätze
Der Austausch von Kartenmaterial und Einsatzinformationen gestaltet sich aufgrund zum Teil unterschiedlicher Systeme und Datenschutzbedingungen als sehr schwierig, das gilt ebenso für den Bereich der Funkkommunikation. „Das Thema muss in Zukunft verstärkt in den Fokus genommen werden, um die Arbeit in den Einsätzen effektiver zu gestalten“, sagte Hartmut Ziebs. „Wir werden den Austausch auf europäischer Ebene vorantreiben und hier Plattformen der europäischen bzw. internationalen Feuerwehrverbände nutzen“, kündigte Wevers an.
Kongress 2018
Gemeinsames Ziel ist ein internationaler Kongress im Jahre 2018, auf dem die am heutigen Tage angesprochenen Themen aufgegriffen und vielleicht schon mit Lösungen präsentiert werden.