Deutsche Gründlichkeit versus niederländischen Pragmatismus – über solche Kulturunterschiede in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit liest man viel. Und doch: der Wunsch nach stärkerer Zusammenarbeit ist in vielen Bereichen groß. Auch im Rahmen von LEADER wollen wir über den Tellerrand schauen und streben die grenzüberschreitende Zusammenarbeit an.
Was ist LEADER?
LEADER ist ein Programm der EU zur Stärkung von Regionen im ländlichen Raum. Zurzeit gibt es in Deutschland über 320 LEADER-Regionen – allein 28 davon in NRW. Und auch in den Niederlanden gibt es das LEADER-Programm mit insgesamt 20 LEADER-Regionen. Die Themen, die sich mit den Herausforderungen und Problemen des ländlichen Raums beschäftigen, sind überall ähnlich: Mobilität, Ärztemangel, Versorgung, Leerstände etc.
Da liegt es doch nahe, dass man mal schaut, wie LEADER im jeweiligen anderen Land funktioniert. Gibt es gemeinsame Themen und Projektideen, bei denen wir voneinander lernen und kooperieren können? Das ist auch ausdrücklicher Wunsch der nationalen Fördergeber: Kooperiert miteinander – auch grenzüberschreitende LEADER-Projekte sind erwünscht! Dieses jedenfalls war die Zielrichtung, mit der wir uns Mitte Mai erstmals zu einem deutsch-niederländischen LEADER-Treffen an der Grenze in Ahaus-Alstätte getroffen haben. Dort tauschten sich rund 50 Akteure aus sechs LEADER-Regionen aus dem Münsterland bzw. südlichen Niedersachsen und fünf niederländische LEADER-Regionen aus dem Grenzraum aus. Schnell war man sich einig: Gemeinsame Themen gibt es genug – sogar schon erste Ideen, wie man grenzüberschreitend zwischen den LEADER-Regionen kooperieren könnte.
Stolpersteine überwinden
Aber geht das wirklich so einfach? Welche unterschiedlichen Voraussetzungen gibt es? Was muss man tun, um ein grenzüberschreitendes LEADER-Projekt auf den Weg zu bringen? Leider bremste die Praxis den eigenen Elan auch schon wieder ein wenig aus. Denn LEADER ist nicht gleich LEADER: Es gibt unterschiedliche Fördersätze, Förderregularien, Bagatellgrenzen, Antrags- und Genehmigungsverfahren, Abrechnungsmodalitäten, formale Verpflichtungen etc. Da müssen wir uns jetzt erst einmal ein wenig durchkämpfen – lassen aber auch nicht locker.
So fand vor Kurzem schon ein erstes Gespräch über ein mögliches deutsch-niederländisches LEADER-Projekt bei projaegt in Ahaus statt. Und auch dieses Gespräch zeigte: In der Praxis ist man schon sehr weit, man will zusammenarbeiten. Frei nach dem Motto „Gebt uns das Geld – wir machen da etwas Tolles draus“. Eigentlich sollte es doch ganz einfach sein, denn die Förderung für den ländlichen Raum sollte für die Bürger und die privaten Akteure sein, die in diesem Raum leben, und die finanzielle Fördermöglichkeiten erhalten sollen, um die Herausforderungen und Probleme in ihrer Region anzugehen und aktiv an der Gestaltung ihres Wohn- und Lebensraumes mitzuwirken. Ist es aber nicht und manchmal hat man schon den Eindruck, dass den Akteuren sehr viele Steine in den Weg gelegt werden.
Egal – wir lassen uns davon nicht abschrecken und arbeiten weiter daran, dass Kooperationen zwischen deutschen und niederländischen LEADER-Regionen nicht nur gewünscht, sondern auch in der Praxis möglich sind. Das Wissen, wie es in der Praxis funktionieren kann, haben die Beteiligten und wir. Und da heißt es nun „dranbleiben“ und immer und immer wieder gegenüber den Fördergebern zum Ausdruck bringen „Ihr müsst uns das möglich machen, denkt und arbeitet mit – macht uns das (Förder-) Leben nicht so schwer“. Mit der notwendigen Gründlichkeit und einem gewissen Pragmatismus arbeiten wir weiter daran, eine Zusammenarbeit zwischen deutschen und niederländischen LEADER-Regionen in die Tat umzusetzen. Dass es auch einfacher geht, zeigt bereits das INTERREG-Programm zwischen Deutschland und den Niederlanden. Aber darum geht es erst in unserem nächsten Blog.
Über den Autor
Alexander Jaegers, 47 Jahre, ist Geschäftsführer des in Ahaus ansässigen Büros projaegt gmbh und Leiter des Regionalmanagements für die LEADER-Regionen „Baumberge“ und „Bocholter Aa“. Er gründete das Unternehmen Anfang 2016 und war zuvor 18 Jahre lang bei der EUREGIO in Gronau tätig. Wesentliche Geschäftsfelder sind die finanztechnische und administrative Abwicklung von Förderprogrammen und -projekten, so zum Beispiel auch als Partner in INTERREG-Projekten.