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Alternative Proteine als Chance für die Grenzregion

Proteine sind eine essenzielle Nahrungsquelle für Mensch und Tier. Um die Gewinnung nachhaltiger zu gestalten, werden alternative Proteinquellen zur traditionellen Tierproduktion entwickelt. Vielversprechende Ansätze finden sich in der Insektenmast und der Herstellung von künstlichem Fleisch. Die Wirtschaftsförderung des Kreises Viersen veranstaltete gemeinsam mit dem INTERREG-Projekt „Agropole Innovates“ einen Informationsnachmittag über alternative Proteingewinnung. Über 70 Teilnehmer aus der Grenzregion und darüber hinaus kamen zusammen, um sich über innovative Lösungen auszutauschen. Nach der Begrüßung durch Dr. Anke Schirocki, Geschäftsführerin von Agrobusiness Niederrhein, und Theo Lenzen, Projektleiter der Wirtschaftsförderung Viersen, präsentierten Experten aus Deutschland und den Niederlanden ihre Forschungsarbeiten und Ideen.

Kulturfleisch: Fleischproduktion ohne Tierhaltung

Florentine Zieglowski von Respectfarms, einem niederländischen Unternehmen, das an der Entwicklung von Kulturfleisch arbeitet, stellte eine futuristische Vision vor. Künftig sollen Bioreaktoren auf Bauernhöfen Fleisch züchten, anstatt Tiere zu halten. Landwirtschaftliche Betriebe bieten dafür ideale Voraussetzungen: von der Zellgewinnung per Biopsie über Energieversorgung und Hygiene bis hin zur Abfallverwertung und Kreislaufwirtschaft.

Effiziente Nutzung von Ressourcen bei der Insektenmast

Willem van Hoof von BlueHub informierte über Chancen und Herausforderungen der Insektenmast. Als Partner des Projekts „Insect Valley Europe“ betonte er die Rolle eines Netzwerks niederländischer Unternehmen, das Wissen transferiert und Investoren informiert. Besonders Regionen wie Nord-Limburg und Ost-Brabant gelten als geeignete Standorte zur Weiterentwicklung dieser Technologie. Van Hoof sieht große Potenziale in der Nutzung von Restströmen, die aktuell nicht für die Fütterung von Nutztieren oder den menschlichen Verzehr geeignet sind. Herausforderungen bestehen noch in europäischen Regulierungen, Wirtschaftlichkeit und Kooperationsbereitschaft der Produzenten. Initiativen wie „Start Insect“ sollen hier Unterstützung bieten und die Zusammenarbeit fördern.

Einsatz von Insektenprotein

Insekten sind anspruchslos und können auf vielen organischen Stoffen wachsen. Das gewonnene Eiweiß wird hauptsächlich in der Tierfutterproduktion verwendet, aber auch für Kosmetika und begrenzt für den menschlichen Verzehr. So kann hochwertiges Protein produziert werden, das bislang aus der Sojaproduktion in Südamerika stammt. Dabei muss sichergestellt werden, dass das Futter den europäischen Standards entspricht, um eine Übertragung von Krankheitserregern zu vermeiden. Früher gab es bereits Herausforderungen mit BSE, weshalb Insekten für Nutztiere nicht mit Lebensmittelabfällen oder tierischen Restströmen gefüttert werden dürfen. Pflanzliche Restströme aus der Landwirtschaft könnten jedoch genutzt werden. Frederike Hertel zeigte, dass Insekten sich besonders gut auf Lebensmittelrestströmen vermehren. Besonders nahrhafte Schokoladenreste erzielten hohe Erfolgsraten, dürfen derzeit jedoch aus deklarationsrechtlichen Gründen nicht verwendet werden. Hier besteht Hoffnung auf zukünftige regulatorische Anpassungen, um die Nutzungsmöglichkeiten zu erweitern.