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Bautempo in den Niederlanden muss steigen

Im Jahr 2024 kamen in den Niederlanden rund 82.000 Wohnungen neu auf den Markt – durch Neubau und durch effizientere Nutzung bestehender Gebäude. Anhand dieser Zahlen werde die bereits prognostizierte Verlangsamung der Bauaktivität sichtbar, ausgelöst durch hohe Zinsen und steigende Baukosten. Sie werde voraussichtlich auch in diesem Jahr anhalten, meldet die niederländische Regierung.

Eine Erholung erwarte sie für 2026, ab 2027 sollen jährlich 100.000 neue Wohnungen gebaut werden. Dieses Ziel erfordere jedoch kontinuierliches Engagement aller beteiligten Akteure. Die Zahlen stammen aus dem Bericht „Staat van de Volkshuisvesting 2024“, der von Ministerin Mona Keijzer heute (Montag) der Tweede Kamer überreicht wurde.

Viele Pläne in der Schublade

Immerhin: Die Zahl der Baugenehmigungen zeige seit Anfang 2024 wieder eine aufsteigende Tendenz. Auf nationaler Ebene existieren laut der Regierungsmitteilung ausreichend Pläne für Bauprojekte, um den prognostizierten Bedarf zu decken: Die Provinzen hätten Projekte für insgesamt 1.021.500 neue Wohnungen bis 2030 vorgelegt. Dennoch werde angestrebt, die Planungskapazität auf 130 Prozent des Bedarfs auszuweiten, um möglichen Verzögerungen und Ausfällen vorzubeugen. Während fünf Provinzen bereits eine ausreichende Planungsdichte erreicht hätten, betrage die landesweite Kapazität derzeit 126 Prozent.

Über den Neubau hinaus trage auch die Optimierung des vorhandenen Wohnraums maßgeblich zur Zielerreichung bei: Etwa 15 bis 20 Prozent der neuen Wohnungen entstünden durch Teilungen, Umnutzungen oder andere innovative Maßnahmen. So seien allein im Jahr 2023 durch diese Ansätze 14.518 zusätzliche Wohnungen geschaffen worden.

Teurer Wohnraum

Ein weiteres zentrales Thema des Berichts ist die Erschwinglichkeit des Wohnens. Besonders Mieter mit geringem Einkommen und junge Erwachsene im hochpreisigen privaten Mietsektor sehen sich demnach mit erheblichen finanziellen Belastungen konfrontiert. Hauseigentümer würde hingegen von langfristig sinkenden Kosten profitieren – bedingt durch Hypothekenrückzahlungen und Wertsteigerungen ihrer Immobilien.

„Bemerkenswerte Fortschritte“

Die Nachhaltigkeit im niederländischen Wohnungssektor zeigt laut dem Bericht bemerkenswerte Fortschritte. Der Anteil gasfreier Wohnungen sei von 7,2 auf 10,1 Prozent gestiegen, während der Gasverbrauch seit 2021 um beachtliche 25 Prozent zurückgegangen sei. Der Anteil an Wohnungen mit niedriger Energieeffizienzklasse sei ebenfalls deutlich reduziert werden worden: Ein Rückgang um 11,2 Prozent seit 2021 habe zu spürbaren Einsparungen bei den Energiekosten geführt.

Zudem stünden Hauseigentümern mittlerweile verbesserte Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung: 98 Prozent von ihnen könnten ihre Immobilien nachhaltiger gestalten, verglichen mit 86 Prozent im Jahr 2020. Im Gebäudesektor seien die CO₂-Emissionen seit 2021 um über 20 Prozent zurückgegangen, was sowohl auf Energiesparmaßnahmen als auch auf ein bewussteres Heizverhalten in Haushalten und Büros zurückzuführen sei.

Auch die Lebensqualität in den 20 Fokusgebieten des Nationalen Programms für Lebensqualität und Sicherheit (NPLV) zeige erfreuliche Entwicklungen. Zwischen 2025 und 2029 sollen dort zusätzlich 10.000 Wohnungen entstehen, ergänzt durch 40.000 beschleunigte Bauvorhaben.

Jährlicher Bericht

Der Bericht „Staat van de Volkshuisvesting“ erscheint jährlich und liefert fundierte Einblicke in die Entwicklungen im niederländischen Wohnungswesen. Neben der Bautätigkeit beleuchtet er Aspekte wie Bezahlbarkeit, Nachhaltigkeit und Wohnqualität. Die Ergebnisse dienen als zentrale Grundlage für politische Entscheidungen und zeigen Fortschritte sowie Handlungsbedarf auf, um die Wohnraumkrise nachhaltig zu bewältigen.