Kategorien Mobility News

Die Niederlande – eine Nation auf zwei Rädern

Die Niederlande sind für ihre besondere Beziehung zum Fahrrad auf der ganzen Welt bekannt. In keinem anderen Land werden Fahrräder so häufig und selbstverständlich genutzt wie hier. Die Infrastruktur, das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und die kulturelle Prägung haben dazu geführt, dass das Fahrrad zu einem integralen Bestandteil des niederländischen Lebens geworden ist.

Die Niederlande sind ein Fahrradland. Neben Tulpen, Windmühlen oder dem berühmten Käse gilt das Fahrrad wohl als prägnantester Gegenstand, wenn man das Land typischerweise beschreiben müsste. Noch-Premierminister Rutte nutzt sein Fahrrad demonstrativ und lädt gar ausländische Staatsgäste auf eine Radtour durch Den Haag ein. Auch die Königsfamilie ist immer wieder auf dem Fahrrad zu beobachten. Die „Fiets“ wirkt identitätsstiftend und das niederländische Volk zieht gerne mit und tritt in die Pedale. Die Gründe für die Vorliebe für Fahrräder sind vielschichtig. Das Zusammenspiel aus ihnen macht das Fahrrad zum beliebtesten Verkehrsmittel und die niederländische Fahrradkultur einzigartig.

Erstklassige Infrastruktur

Bereits vor knapp 120 Jahren stellte die niederländische Regierung die verkehrspolitische Weichenstellung auch für Radfahrer. In einem Gesetz, dem „Motor- en Rijwielwet“ von 1905 wurden erste Maßnahmen und Regelungen bestimmt. Auch daraus resultiert noch heute die erstklassige Infrastruktur, um das Zweirad zu nutzen. Überall im Land befinden sich gut ausgebaute und moderne Radwege, die es den Menschen ermöglichen, einfach und bequem zu radeln. Separate Radwege und ganze Fahrradstraßen machen das Radfahren zudem sicherer im täglichen Verkehrsaufkommen. Spezielle Parkhäuser sorgen dafür, dass man sein Fahrrad geschützt und überdacht abstellen kann. Mit 17.000 Quadratmetern und 12.500 Fahrradstellplätzen hat Utrecht übrigens das größte Fahrradparkaus der Welt. Natürlich sorgt auch die flache Lage der Niederlande dafür, dass das Fahrradfahren weit weniger anstrengend ist als in anderen Ländern.

Das zieht natürlich auch viele Touristen, vor allem aus Deutschland, an. Mit einem gut ausgebauten Radwegenetz, malerischen Landschaften und fahrradfreundlichen Städten ist das Land ein Paradies für Radfahrer. Vorgefertigte Routen und zahlreiche Fahrradverleihe machen den Einstieg auf das Rad auch für Unerprobte einfach.

Der Alltag auf zwei Rädern

Das Fahrrad ist das bevorzugte Verkehrsmittel für kurze Strecken. Ob zur Arbeit, zur Schule, zum Einkaufen oder zur Freizeitgestaltung – das Fahrrad ist immer die erste Wahl. Die Menschen fahren in den Städten, auf dem Land und in den Vororten. Dabei spielt es keine Rolle, welches Alter oder welchen sozialen Status man hat. Ein Fahrrad ist in den Niederlanden ein egalitäres Fortbewegungsmittel, das jeder nutzen kann.

Nachhaltigkeit und Gesundheit

Die Vorliebe zum unmotorisierten Zweirad ist eng mit dem Nachhaltigkeitsgedanken verbunden. Das Fahrrad ist ein emissionsfreies Verkehrsmittel und trägt zur Reduzierung von Luftverschmutzung und CO2-Emissionen bei. Die Niederländer sind sich der Bedeutung des Umweltschutzes bewusst und setzen mit ihrem Fahrradgebrauch ein Zeichen für eine nachhaltige Mobilität.
Nicht nur auf die Umwelt, auch auf die körperliche Gesundheit hat das Fahrradfahren positive Auswirkungen. Regelmäßiges Radeln hilft dabei, fit und gesund zu bleiben. Radfahren ist eine alltägliche Form der körperlichen Betätigung, die das Wohlbefinden steigert und viele gesundheitliche Vorteile mit sich bringt.

Die „Fiets-Identität“

Die Fahrradkultur ist tief in der niederländischen Identität verwurzelt. Es symbolisiert Freiheit, Individualität und Unabhängigkeit. Die Beziehung zum Fahrrad pflegen die Niederländer mit besonderer Sorgfalt. Dabei ist es nicht ungewöhnlich, dass ein Niederländer mehrere Fahrräder besitzt, sie liebevoll wartet und schützt.

Schon lange ist das Fahrrad ein populäres Verkehrsmittel. Bereits in den 1920er Jahren fand man bei einer Zählung heraus, dass 74 Prozent der Verkehrsteilnehmer Radfahrer waren, in den 1930er Jahren waren es immerhin noch 54 Prozent. Natürlich wurde das Auto im Laufe der Jahrzehnte immer beliebter, trotzdem blieb das Fahrrad attraktiv. Nach Schätzungen des Mobilitätsverbands BOVAG gibt es in den Niederlanden rund 22,8 Millionen Fahrräder und ungefähr neun Millionen Autos – bei einer Einwohnerzahl von knapp 17,5 Millionen Menschen. Die besondere „Fiets-Identität“ ist also trotz des Vormarsches des Autos und anderen moderneren Verkehrsmitteln stets tief verankert.