Im ersten Teil des Interviews sprachen wir mit Dr. Torsten Slink, Hauptgeschäftsführer der IHK für Ostfriesland und Papenburg, in der vergangenen Woche über ein Deutsch-Niederländisches Kompetenzzentrum für die Nordniederlande und den Nordwesten Deutschlands, das ab sofort aktiv ist. Im zweiten Teil beschreibt er aktuelle grenzüberschreitende Entwicklungen in seiner Region und gibt einen Ausblick in die Zukunft.
AHA24x7.com: Was ist aus Sicht der IHK für Ostfriesland und Papenburg das Spannende am niederländischen Markt?
Dr. Torsten Slink: Branchenübergreifend kann man in den Niederlanden eine große Kreativität und Aufgeschlossenheit neuen Ideen und Innovationen gegenüber beobachten. Das ist schon faszinierend.
AHA24x7.com: Und umgekehrt: Womit kann ihre Region punkten, wenn es darum geht, niederländischen Unternehmen eine Ansiedlung schmackhaft zu machen?
Dr. Torsten Slink: Für niederländische Unternehmen sind oft die in Ostfriesland und Papenburg ansässigen großen Industrieunternehmen hochinteressant. Hier gibt es bereits verschiedene Unternehmen, die aus den Niederlanden als Zulieferer tätig sind. Ein großes Thema in der grenzübergreifenden Zusammenarbeit ist auch der Tourismus. Diverse Garten- und Landschaftsbauunternehmen aus den Niederlanden haben bspw. bei der Vorbereitung der Landesgartenschau in Papenburg 2014 mitgewirkt.
„Der grenzübergreifenden Zusammenarbeit in der Region können wir heute einen sehr großen Stellenwert beimessen.“
AHA24x7.com: Wie bewerten Sie den Stellenwert der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Norden der Niederlande und Deutschlands?
Dr. Torsten Slink: Der grenzübergreifenden Zusammenarbeit in der Region können wir heute einen sehr großen Stellenwert beimessen. Auf verschiedensten Ebenen, zwischen unterschiedlichsten Institutionen und Unternehmen findet hier sehr viel statt. Man muss sich hierzu nur einmal verschiedene Forschungs- und Entwicklungsprojekte, die über INTERREG gefördert wurden anschauen. Oder das Projekt Arbeitsmarkt Noord, das ich eben bereits erwähnt habe.
Nur muss man sich auch immer vor Augen halten, dass es noch eine ganze Menge Arbeit zu tun gibt. Wir erleben immer wieder, dass Unternehmen aus unserer Region ihren Absatzmarkt vergrößern wollen und sich in geografisch weit entfernte Regionen in Deutschland orientieren. Das ist sicherlich nicht falsch – nur wird der oft vielversprechende Markt auf der anderen Seite der Grenze, der fast vor der eigenen Haustür liegt, dabei sehr leicht vergessen.
Aber hier möchten wir mit dem Kompetenzzentrum (auch weiterhin) ansetzen und die häufig vermeintlichen Barrieren abbauen.
AHA24x7.com: Welche (Infrastruktur-)Projekte können die Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern weiter verbessern?
Dr. Torsten Slink: Hier sind vor allem zwei Infrastrukturprojekte zu nennen: Zum einen die Wunderline, eine grenzenlose Verbindung zwischen dem Norden der Niederlande und Norddeutschland. Damit möchten wir eine Aufwertung der Strecke zwischen Bremen und Groningen erreichen und eine komfortable, schnelle und internationale Zugverbindung schaffen, die die Regionen dichter zusammenbringt. Zum anderen die Friesenbrücke Weener, die Ende 2015 von einem Frachtschiff gerammt wurde und seitdem nicht mehr für den grenzüberschreitenden Schienenverkehr nutzbar ist. Der Neubau beginnt leider voraussichtlich erst 2020 und soll 2024 abgeschlossen sein.
„Als Beispiel seien Infrastrukturprojekte auf beiden Seiten der Grenze genannt. Hier ist bei den Niederländern ein hohes Maß an Pragmatik und Effizienz in der Planung und Umsetzung zu erkennen.“
AHA24x7.com: Wie wird sich die Zusammenarbeit ihrer Meinung nach in den nächsten Jahren entwickeln?
Dr. Torsten Slink: Mittelfristig wird uns der Arbeitsmarkt in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sicherlich immer wieder beschäftigen. Hier sehe ich noch sehr viel Potenzial für die kommenden Jahre, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.
AHA24x7.com: Was schätzen Sie persönlich besonders an den Niederlanden?
Dr. Torsten Slink: Auf die Innovationskraft und Aufgeschlossenheit der Niederländer bin ich bereits eingegangen. Dies zeichnet nicht nur niederländische Unternehmen aus, sondern auch die Politik in verschiedenen Prozessen. Als Beispiel seien Infrastrukturprojekte auf beiden Seiten der Grenze genannt. Hier ist bei den Niederländern ein hohes Maß an Pragmatik und Effizienz in der Planung und Umsetzung zu erkennen.