„Nie besser gewesen“ sei der heutige Stand der niederländisch-deutschen Beziehungen, zitierte beim Neujahrsempfang des Niederländisch-Deutschen Businessclubs in Kleve dessen Vorsitzender Freddy Heinzel den deutschen Außenminister Franz-Walter Steinmeier. Dass dies mal anders war, rief der Sprecher des Abends, Hollands Ex-Premier Dries van Agt (84), in Erinnerung.
Der Christdemokrat aus dem benachbarten Nimwegen ging mit seinen Landsleuten streng ins Gericht, denen er vorhielt, dass sie sich in den Nachkriegsjahren allzu gern in der Opferrolle gesehen hätten. Schließlich habe es während der deutschen Besatzung neben vereinzelten Widerstandskämpfern eben auch jede Menge Kollaborateure und SS-Angehörige auf Seiten der Niederländer gegeben. Zudem habe man jahrzehntelang vor dem sinnlosen Kriegsleid auch der Deutschen die Augen verschlossen und die beispiellose Vergangenheitsbewältigungsleistung der Deutschen ignoriert. Ein wenig Zurückhaltung und Bescheidenheit stünde vielen Niederländern gut zu Gesicht. Und vielleicht gar ein wenig Bewunderung für die Aufbauleistung seit dem Krieg und der Wiedervereinigung, von deren Früchten schließlich auch die niederländische Volkswirtschaft seit Jahrzehnten zehre.
Ausdrückliches Lob spendete der Duz-Freund des jüngst verstorbenen Altkanzlers Helmut Schmidt Bundeskanzlerin Angela Merkel. An ihr müssten sich die politischen Führer Europas in der Flüchtlingsfrage messen lassen. In Zeiten, in denen der europäische Leitgedanke ins Wanken gerate, so Van Agt, sei Angela Merkel die einzige Politikerin in der Union, die in dieser Frage klar Stellung beziehe und auch den Konflikt mit Wortführern der eigenen Fraktion nicht scheue.
Autor: Henk Raijer