In den vergangenen 20 Jahren ist der Briefversand in den Niederlanden um 70 Prozent zurückgegangen. Da verwundert es nicht weiter, dass PostNL immer mehr Briefkästen abbaut. Ältere Menschen, die nicht mehr sehr mobil sind und zudem nicht mit E-Mails umgehen können, sind durch diese Maßnahme in ihrer Kommunikation stark eingeschränkt. Wenn PostNL im Juni dieses Jahres den geplanten Abbau der Briefkästen beendet haben wird, werden landesweit etwa 10.000 übrigbleiben. In Gemeinden mit mindestens 5.000 Einwohnern muss in einem Umkreis von einem Kilometer ein Briefkasten vorhanden sein. In Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern beträgt der Radius 2,5 Kilometer. Außerdem bleibt ein Briefkasten in jeder Pflegeeinrichtung. Das meldet die Nachrichtenplattform nu.nl.
Zwei Kilometer mit dem Rollator?
Was vielen zumutbar erscheinen mag, dürfte für ältere Menschen zum Problem werden. Nach Auffassung des niederländischen Seniorenverbands ANBO-PCOB ist mit einem Rollator schon ein Kilometer eine ziemliche Strecke. Weil die Betroffenen aber auch den Rückweg bewältigen müssten, so der Verein, handele es sich dabei schließlich um zwei Kilometer Wegstrecke. Begonnen hat PostNL den Rückbau der Briefkästen im August 2024. Insgesamt werden am Ende zehn Prozent der Briefkästen verschwunden sein. Von landesweit 11.000 werden 10.000 Briefkästen übrigbleiben. Dies geschieht schrittweise. In den meisten Provinzen hat der Zustelldienst die Entfernung der Briefkästen bereits abgeschlossen. Die Städte Utrecht und Amsterdam sind als letzte an der Reihe.
Das digitale Zeitalter fordert seinen Tribut, ANBO-PCOB hat daher durchaus Verständnis für die Aktion von PostNL. „Aus Sicht von PostNL ist es nur logisch, dass Briefkästen entfernt werden“, so ein Verbandssprecher. Zwar könne man der Meinung sein, es sollte alle 100 Meter ein Briefkasten stehen. „Aber das ist einfach nicht realistisch. Dafür wird zu wenig Post verschickt.“ Dem Unternehmen zufolge ist die Anzahl der Postsendungen in den letzten 20 Jahren um 70 Prozent zurückgegangen. Und jährlich nehme diese Menge um weitere etwa sieben bis neun Prozent ab.
Begrenzte digitale Fähigkeiten
Der Seniorenverband arbeitet daher mit PostNL zusammen, um einen Weg zu finden, die Post auch für weniger mobile Kunden zugänglich zu machen. Schließlich kommen einige ältere Menschen ganz gut mit E-Mails zurecht, andere jedoch könnten schlicht mit der Entwicklung nicht mehr mithalten. „Wir müssen darauf achten, dass die Post auch für diese Menschen zugänglich bleibt“, betont der ANBO-PCOB- Sprecher gegenüber nu.nl. Wie groß diese Gruppe genau ist, lässt sich nur schwer abschätzen. Laut einer Studie der niederländischen Statistikbehörde CBS aus dem Jahr 2023 nutzen etwa 750.000 Senioren über 65 Jahren das Internet nicht täglich. Für die Hälfte von ihnen wäre es absolutes Neuland.
Versenden an der Haustür
Wie viele ältere Menschen nur Briefe und (fast) nie E-Mails verschicken, lässt sich nicht feststellen. Aber diese Zahlen vermitteln ein Bild von der Anzahl älterer Menschen in den Niederlanden, die nur über begrenzte digitale Fähigkeiten verfügen und daher auf Briefkästen angewiesen sind. Außerdem könnte diese Gruppe größer werden, da die Niederlande schnell altern, so der Seniorenverband auf der Grundlage einer Studie über die digitalen Fähigkeiten älterer Menschen im Jahr 2024. ANBO-PCOB hat daher einen Vorschlag in Petto, wie ein zeitgemäßes Postsystem aufzubauen wäre. Etwa indem Paketzusteller von PostNL die Post auch an der Haustür entgegennehmen oder durch die Kooperation mit den Zustelldiensten der Supermarktketten von AH, Jumbo oder Picnic.