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Nachhaltige Landwirtschaft in den Niederlanden: Ein Vorbild für die Welt

Die Niederlande sind für ihre innovativen und nachhaltigen Landwirtschaftspraktiken weltweit bekannt. Trotz begrenzter Fläche und einer dicht besiedelten Bevölkerung haben die Niederländer es geschafft, eine hochproduktive Agrarindustrie zu entwickeln, die Umweltschutz und effiziente Ressourcennutzung in den Vordergrund stellt. Ihre Erfolge dienen heute als Vorbild für andere Länder, die nachhaltige Lösungen für ihre landwirtschaftlichen Herausforderungen suchen. Gleichzeitig entflammt im Land ein Streit, bei dem sich Landwirte und die Regierung gegenüberstehen.

Kaum ein anderes Land schafft es, soviel Ertrag aus so wenig Fläche zu schaffen, wie die Niederlande. Hinter den USA ist das Land der zweitwichtigste Exporteur landwirtschaftlicher Produkte, obwohl die Vereinigten Staaten rund 270 Mal so groß sind. Dieser Erfolg funktioniert auch, weil die Niederlande großen Wert auch Nachhaltigkeit und moderne Technologien legen. Die sogenannte „Präzisionslandwirtschaft“ der Niederlande nehmen viele Länder als Vorbild für die eigenen Anbaumethoden.

Moderne Gewächshäuser, Solaranlagen und innovative Wassernutzung

Ein Schlüsselaspekt ist der Einsatz von Gewächshäusern, die eine ganzjährige Produktion ermöglichen und den Einsatz von Pestiziden und Herbiziden sehr stark reduzieren. Durch den Einsatz von hydroponischem Anbau (Pflanzen wachsen in Nährlösungen statt Boden) können Wasser und Düngemittel effizienter genutzt werden. In den Niederlanden gibt es rund 3.000 gewerbliche Gewächshäuser, die es zusammengerechnet auf eine Größe von 17.000 Fußballfeldern bringen.

Ein weiterer Aspekt der nachhaltigen Landwirtschaft in den Niederlanden ist die Nutzung erneuerbaren Energien. Viele landwirtschaftliche Betriebe haben Solaranlagen installiert, um ihren eigenen Strombedarf zu decken. Darüber hinaus nutzen sie Biogasanlagen, um aus organischen Abfällen Strom und Wärme zu erzeugen. Diese Energiequellen reduzieren nicht nur de Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, sondern tragen auch zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen bei, um die in den Niederlanden immer wieder scharfe Debatten geführt werden.

Ein weiterer Schwerpunkt der niederländischen Landwirtschaft liegt auch auf dem effizienten Einsatz von Wasser. Angesichts der begrenzten Wasserressourcen in den Niederlanden haben Landwirte innovative Bewässerungssystem entwickelt, die den Wasserbedarf minimieren. Durch den Einsatz von Tropfbewässerungssystem und Bodensensoren wird nur soviel Wasser verwendet, wie die Pflanzen tatsächlich benötigen.

Außerdem haben die Niederlande erhebliche Anstrengungen unternommen, um den Einsatz von Chemikalien zu reduzieren. Durch gezielte Forschung und Entwicklung wurden alternative Methoden zur Schädlingsbekämpfung und zur Erhaltung der Bodengesundheit entwickelt.

Smarte Landwirtschaft mit High-Technologie

Und die Landwirtschaft wird stetig moderner. Neueste Technologien helfen den Landwirten dabei, immer effizienter und professioneller zu werden. Speziell gebaute Drohnen sind in der Lage, Anbaufelder und Viehherden aus der Luft zu analysieren. Sie kartieren die Flächen, analysieren sie und geben Aufschlüsse über das Verhalten von Tieren oder die Qualität des Ackerbodens. Im Anschluss können sie zudem so bestückt werden, dass sie Wasser, Pestizide oder Nährstoffe an genau die richtige Stelle bringen.
Moderne Feldroboter können eingesetzt werden, um zu pflügen, bewässern oder zu säen. Autonom fahrende Traktoren optimieren die Fahrwege und verbrauchen so weniger Treibstoff. Neueste Technologien überwachen den Standort und die Gesundheit von Tieren zur gleichen Zeit.

Auch in den Gewächshäusern gibt es keinen technologischen Stillstand. Modernste Systeme regeln Temperatur, Wasser und Pflanzennährstoffe. In sogenannten vertikalen Farmen wachsen Pflanzen in gestapelten Regalen übereinander. So bleibt das Wasser im Kreislauf und kann nicht wie auf einem Acker verdunsten.

Bauern protestieren wegen Umweltauflagen

Obwohl die Niederlande die Landwirtschaft äußert fortschrittlich vorantreiben, ist die Branche aufgrund ihrer Größe für einen Großteil des Schadstoff-Ausstoßes verantwortlich. Die niederländische Regierung hat das Ziel, die Emissionen von Stickoxiden und Ammoniak bis 2030 und 50 Prozent zu senken. Der einzige Weg, das Ziel zu erreichen, ist laut Experten eine Reduzierung der Viehzucht.

Seit vielen Monaten protestieren die niederländischen Bauern gegen die Pläne der Regierung.
Seit vielen Monaten protestieren die niederländischen Bauern gegen die Pläne der Regierung.

Nach Einschätzungen der Regierung müssen ungefähr 30 Prozent der Viehbauern den Betrieb aufgeben. Vielen niederländischen Bauern werden durch die Maßnahmen ihre Lebensgrundlangen entzogen. Seit vielen Monaten gibt es deshalb Proteste: Umgedrehte Niederlande-Flaggen, blockierte Straßen und Autobahnen durch Trecker oder gar Angriffe auf Häuser von Politikern waren die Folgen. Die Bauern fühlen sich von der Regierung verraten. Obwohl sie sich an Auflagen halten und in die Nachhaltigkeit investiert haben, vermissen sie eine adäquate Perspektive ihres Berufs. Passend dazu werden die Ergebnisse in politischen Umfragen für die BoerBurgerBeweging (BBB), der größten niederländischen Bauernpartei, immer stärker. Nach dem Rücktritt Mark Ruttes wurden in den Niederlanden Neuwahlen für den November 2023 angekündigt. Es scheint möglich, dass die BBB in die Regierungsverantwortung kommt oder gar die neue Premierministerin stellt.

Niederländische Regierung fördert nachhaltige Landwirtschaft

Bereits im vergangenen Jahr haben die Niederlande ein nationales Programm für den ländlichen Raum (NPLG) verabschiedet. Geplant ist es, bis 2035 einen Betrag von 25 Milliarden Euro zu investieren. Damit sollen auch Landwirte entschädigt werden, die ihren Tierbestand reduzieren und auf eine extensive Viehhaltung setzen. Außerdem soll die Kreislaufwirtschaft im Agrarsektor weiter vorangetrieben werden. Zudem sollen organische Dünger und grüne Pflanzenschutzmittel dazu beitragen, die Stickstoffbelastung weiter zu reduzieren. Es bleibt abzuwarten, inwiefern die Ergebnisse der Parlamentsneuwahlen auf die geplanten Investitionen Einfluss nehmen.