Gleich drei Fabriken des Chemieunternehmens Fibrant haben im Herbst diesen Jahres in den Niederlanden die Produktion eingestellt. Damit erhöht das Unternehmen die Zahl einer wachsenden Gruppe von Industrieunternehmen, die ihre Türen schließen oder den Niederlanden den Rücken kehren. Zuvor hatten BP und Shell beschlossen, den Bau neuer Fabriken einzustellen. Darüber hinaus haben Unternehmen wie Indorama, Vynova und Tronox, die beispielsweise Kunststoff oder PVC herstellen, die Türen ihrer niederländischen Fabriken geschlossen. Das berichtet die Nachrichtenplattform nu.nl.
Konkurrenz aus China
Die aktuellen Betriebsschließungen nähren die Befürchtung, dass in nächster Zeit weitere Schläge folgen werden. Denn viele Chemieunternehmen arbeiten zusammen oder sind Kunden voneinander. Die Erklärungen ähneln sich. Die Unternehmen könnten nach Meinung der Interessenvertretung der chemischen Industrie (VNCI) unter anderem aufgrund der hohen Energiepreise nicht mehr mit der Konkurrenz aus China mithalten. Diese böte Verkaufspreise an, die unter den Kosten in Europa liegen. „Unternehmen verdienen in den Niederlanden nicht genug und gehen auch nicht davon aus, dass sich dies in Zukunft ändern wird“, so eine Sprecherin des VNCI. Dann investiere man eben nicht mehr, etwa in größere Instandhaltungsmaßnahmen. Und dann müsse man früher oder später schließen.
Ungleiche Wettbewerbsbedingungen
Für eine Reihe von Unternehmen der Branche sei es nicht fünf vor zwölf, sondern Viertel nach zwölf. Und das ist laut VNCI auch „die Botschaft, die wir einer neuen Regierung mitgeben“. Bei Chemelot, dem Industriepark in Limburg, wo Fibrant Fabriken schließt, spüre man ebenfalls Auswirkungen. Zwar strebe man im Betrieb die vollständige Klimaneutralität an, so eine Unternehmenssprecherin. Aber dafür müssten die Rahmenbedingungen stimmen, zum Beispiel gleiche Wettbewerbsbedingungen. So seien die Energiepreise in den Niederlanden höher als in Belgien oder Deutschland. Außerdem drohe eine CO2-Steuer.
Förderprojekt wäre die Lösung
Im Chemiepark in Limburg seien die Unternehmen stark miteinander verbunden. Sie kaufen Produkte voneinander und teilen sich beispielsweise die Kosten für die Wasseraufbereitung. Wenn ein Unternehmen wegbricht, habe das oft auch Auswirkungen auf andere. Die Chemiebranche hoffe daher auf ein Förderprojekt, wie es die Regierung bereits für die Chipindustrie aufgelegt hat. Dabei investiere die Regierung rund 2,5 Milliarden Euro in Bereiche wie Bildung, Energie und Infrastruktur. Die Provinzregierung ist der Meinung, dass auch für die chemische Industrie in Limburg ein solches Hilfspaket geschnürt werden sollte.

