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Niederländische Reedereien finden Lohndumping in Ordnung

Niederländische Reedereien sehen sich wegen der ungleichen Bezahlung von Seeleuten aus Indonesien und den Philippinen auf niederländischen Schiffen mit einem Ultimatum konfrontiert. Die Initiative Equal Justice Equal Pay fordert, dass die Reedereien einer Entscheidung des Menschenrechtsgerichtshofs vom August 2025 nachkommen. Darin hatte das Gericht geurteilt, dass philippinische und indonesische Seeleute diskriminiert werden. Sie erhalten deutlich weniger Lohn als ihre europäischen Kollegen an Bord. Niederländische Reeder hingegen erachten den Tarifvertrag für Arbeitnehmer, die in anderen Ländern leben, keineswegs als unfair. Das berichtet die Nachrichtenplattform nu.nl.

Bezahlung laut Preisniveau des Heimatlandes

Die niederländischen Reeder finden überhaupt nichts Anstößiges daran, dass Arbeitnehmer an Bord desselben Schiffes denselben Job machen und dennoch weniger Lohn bekommen. Der Tarifvertrag der niederländischen Reedereien sieht vor, dass Seeleute, die in Ländern wie den Philippinen oder Indonesien leben, entsprechend dem Preisniveau ihres Landes entlohnt werden dürfen. Nach Ansicht des Verbandes niederländischer Reeder ist dieses System logisch nachvollziehbar, da jemand, der auf den Philippinen lebt, nun mal andere Lebenshaltungskosten habe als jemand, der in den Niederlanden lebt; die Seeleute verbringen nach Auffassung des Verbandes ihre Freizeit schließlich in ihren Heimatländern. Sollte ein philippinischer Seemann hingegen in den Niederlanden leben, erhalte er auch ein niederländisches Gehalt.

„Strukturelle Ungleichbehandlung“

Die Initiative Equal Justice Equal Pay lässt es dabei nicht bewenden. Sie fordert, die „strukturelle Ungleichbehandlung“ philippinischer und indonesischer Seeleute abzustellen. Verlangt wird außerdem eine Entschädigung für Unterbezahlung. Auch dem niederländischen Staat und anderen Vertragsparteien in diesem Sektor wird ein Ultimatum gestellt, um das „veraltete” Vergütungssystem zu modernisieren, das kritisiert wird als „eine Praxis, die in die Zeit des Kolonialismus zurückreicht“. Sollten die Reeder innerhalb einer gesetzten Frist keine Maßnahmen ergreifen, folgt ein Gerichtsverfahren.

Kapitäne und Offiziere sind Niederländer

Auf Schiffen unter niederländischer Flagge arbeiten nach Angaben des Verbandes momentan mehr philippinische als niederländische Seeleute. Im Jahr 2025 sind es 8.608 Filipinos, 5.566 Niederländer und 2.290 Indonesier. Nach Angaben der Initiative sind die Niederländer an Bord häufiger Kapitäne oder Offiziere, wodurch sich die Gehälter noch deutlicher absetzen von denen ihrer ausländischen Kollegen.