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Niederländischer Verdienstorden für Christiane Brokmann-Nooren

Für ihre jahrzehntelangen Verdienste um das gegenseitige Verständnis und die deutsch-niederländische Freundschaft in der Grenzregion des nordwestlichen Deutschland und der nordöstlichen Niederlande hat Dr. Christiane Brokmann-Nooren von der Universität Oldenburg eine Auszeichnung des niederländischen Königshauses erhalten. Generalkonsul Peter Schuurman verlieh der Wissenschaftlichen Mitarbeiterin am Center für lebenslanges Lernen (C3L) den Orden von Oranien-Nassau. Die kürzlich pensionierte Anja van Berkum von der Rijksuniversiteit Groningen, mit der Brokmann-Nooren seit Anfang der 1990er-Jahre im Rahmen der Kooperation beider Universitäten zusammengearbeitet hatte, wurde jenseits der Grenze gleichzeitig dieselbe Ehre zuteil. Beide sind nun „Ritter“ des Ordens von Oranien-Nassau.

Im Mittelpunkt des Engagements der beiden Frauen stand die gemeinsame Seminarreihe „Grenzkontakte – was uns verbindet, was uns trennt“ im Seniorenstudium. Diese war im Herbst 2000 aus bis dato jährlichen eintägigen Treffen hervorgegangen. Anlässlich der kürzlichen Feierlichkeiten zur 40-jährigen Kooperation beider Universitäten bezeichnete Brokmann-Nooren die Reihe als „ein ganz persönliches Highlight“ ihrer beruflichen Laufbahn, „denn ich glaube, dass wir und unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Sachen Völkerverständigung eine ganze Menge gelernt und bewirkt haben“.

„Christiane Brokmann-Nooren gehört zu den Menschen, die die Kooperation zwischen unseren Universitäten beständig mit Leben füllen“, sagte Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. Hans Michael Piper anlässlich der Ordensverleihung, die aufgrund der Corona-Pandemie nur in kleinem Rahmen stattfand. „Darüber hinaus trägt sie seit Jahrzehnten engagiert zum Austausch und zur Verständigung zwischen Menschen bei, die selbst oder deren Eltern in Kriegszeiten noch gegeneinander gekämpft haben und die doch heute im vereinten Europa so etwas wie eine regionale Identität teilen oder dieser zumindest ein Stück näher kommen können – etwa über die namensgebenden Grenzkontakte.“

„Grenzkontakte“

Die Ursprünge der Seminarreihe reichen zurück bis zum Jahr 1988. Damals fanden erste Treffen zwischen der Universität Oldenburg einerseits und der „Seniorenacademie Groningen, Drenthe, Frysland“ andererseits statt. Anfangs tauschten sich die Teilnehmenden einmal jährlich vor allem über ihre unterschiedlichen Studienerfahrungen aus: Während die Senioren in Groningen an einer eigenen Akademie unter sich waren, studierten in Oldenburg Jung und Alt gemeinsam. Dort hatte die Universität bereits 1983 als eine der deutschlandweit ersten reguläre Vorlesungen und Seminare für die Gasthörenden geöffnet. Nachdem Brokmann-Nooren und van Berkum die Kooperation im Seniorenstudium Anfang der 1990er-Jahre übernahmen, intensivierte sich der wissenschaftliche Austausch – und der persönliche. In einem sehr intensiven und emotionalen politikwissenschaftlichen Seminar arbeiteten Teilnehmende aus beiden Ländern 1997 gar gemeinsam ihre Erfahrungen aus der Zeit der deutschen Besetzung der Niederlande auf. Zuvor habe auch schon Herzlichkeit bei den Treffen geherrscht, erinnerte sich Brokmann-Nooren ein Jahrzehnt später, aber die Kriegserfahrung habe womöglich doch gelegentlich „zwischen uns gestanden“. Bei dem gemeinsamen Seminar sei „ein Knoten geplatzt“.

Drei Jahre später entstand die Reihe „Grenzkontakte“ mit Treffen in Groningen, Oldenburg und – auf halber Strecke – im ostfriesischen Leer. Im ersten fünftägigen Seminar beschäftigten sich damals je 20 Teilnehmende aus Deutschland und den Niederlanden mit dem Mittelalter auf beiden Seiten der Grenze. Vielfältige, auch aktuelle, Themen etwa aus Literatur und Sprache, Kultur und Religion, Ökonomie, Umwelt- und Naturwissenschaften folgten. Mit der Pensionierung van Berkums und dem nahenden Ruhestand Brokmann-Noorens ist eine Fortsetzung der Reihe aktuell unklar, allerdings sind daraus vielfältige weitere Aktivitäten hervorgegangen – etwa ein deutsch-niederländischer Lesekreis, der sich seit nunmehr elf Jahren gemeinsam mit den belletristischen Texten von Autorinnen und Autoren beider Sprachräume beschäftigt.

Offene Gesprächsatmosphäre

Zum Unterstützerkreis, der sich für die Auszeichnung der beiden Uni-Mitarbeiterinnen dies- und jenseits der Grenze eingesetzt hatten, gehört auch der pensionierte Hörforscher und „Vater der Oldenburger Akustik“ Prof. Dr. Volker Mellert. Er war selbst als Gasthörer gemeinsam mit seiner Frau etwa zehn Jahre lang Teilnehmer der „Grenzkontakte“-Reihe: „Uns hat nicht nur das Konzept dieser Veranstaltungsreihe mit Vorträgen aus einem vielfältigen Wissensspektrum überzeugt, sondern vor allem hat uns die offene und engagierte Gesprächsatmosphäre beeindruckt, die die beiden Moderatorinnen geschaffen haben. Diese hat uns motiviert, uns jedes Jahr erneut zur Teilnahme anzumelden“, erinnert sich Mellert. Die Reihe habe die Teilnehmenden immer neue Facetten der gemeinsamen Region entdecken und einen kontinuierlichen Austausch bis hin zu Freundschaften entstehen lassen. „Wir freuten uns, in diese offene Gesprächskultur mit unterschiedlichen Menschen aus der Region eingebunden zu sein. Anja van Berkum und Christiane Brokmann-Nooren haben wertvolle Chancen zur gegenseitigen Verständigung geschaffen.“