Niederlande: Maßnahmen für Rechte von Kindern im Internet

Niederlande: Maßnahmen für Rechte von Kindern im Internet

Die Rechte für Kinder in der digitalen Welt sind oftmals schwierig zu definieren, zu kontrollieren und umzusetzen. Für das Recht auf Privatsphäre, dem Schutz vor schädlichen Inhalten und weiteren wichtigen Bereichen hat die scheidende niederländische Regierung nun Maßnahmen vorgestellt. Ein Zusammenspiel aus schärferen Regeln für Anbieter und besserer Aufklärung für Kinder, Eltern und Pädagogen soll zu einer digital ausgewogenen Gesellschaft beitragen.

Größer, schneller, weiter. Das Internet hat sich in den vergangenen Jahrzehnten rasant entwickelt und ein Ende des digitalen Vormarsches ist nicht in Sicht. Eine Studie aus dem Jahr 2018 ergab, dass 96 Prozent der Niederländer über zwölf Jahren das Internet benutzen – Tendenz steigend. Neben Funktionen, die unser aller Leben deutlich vereinfacht haben, birgt das Internet aber auch viele Gefahren, denen wir uns oft nicht bewusst sind. Besonders Kinder lassen sich von verführerischen Angeboten anlocken und wissen über ihre Rechte und Pflichten kaum Bescheid. Die niederländische Regierung hat deshalb nun Maßnahmen beschlossen, die verschiedenste Aspekte der Kinderrechte im Internet umfassen.

Altersüberprüfung und weniger Verführungstechniken

Die Durchsetzung von Altersgrenzen im Internet sind in der Realität oft schwierig. Es reicht aus, ein falsches Alter anzugeben und es öffnet sich der nicht für Kinder gedachte Inhalt. Angemessene Altersüberprüfungssysteme verhindern nicht nur, dass Kinder mit für sie schädlichen Inhalten konfrontiert werden, sondern auch, dass ihre persönlichen Daten gesammelt werden und die Unternehmen ein Profil erstellen können. Die Regierung möchte dort mit geeigneten Altersverifikationssystem nachbessern.
Außerdem sollen bestimmte „Verführungstechniken“ stärker bekämpft werden. Es geht dabei vor allem um sogenannte „Dark patterns“. Diese Techniken können Nutzer dazu verleiten, viel Zeit im Internet zu verbringen oder Dinge tun, die eigentlich nicht in ihrem Interesse liegen (z.B. einen Kauf tätigen). Kinder sind dafür besonders anfällig, auch hier möchte die Regierung schärfere Maßnahmen einführen.

Online-Schutz und Influencer

Karien van Gennip, Ministerin für Soziales und Beschäftigung, soll einen klaren und richtungsweisenden Rahmen für die Ausbeutung von Kindern im Internet entwickeln. Dabei geht es vor allem um den Schutz junger Influencer. Dieser Normenrahmen wird in neuen Gesetzen und Verordnungen festgeschrieben.
Außerdem möchte Gunay Uslu, Staatssekretär für Kultur und Medien, die Aufsicht in den Influencer-Bereichen verstärken. Ziel ist es, dass die Überwachung und die Durchsetzung der Vorschriften auch auf EU-Ebene weiter definiert, standardisiert und harmonisiert werden. Er möchte, dass die Förderung von illegalen Produkten und Dienstleistungen durch Influencer als unlautere Geschäftspraktik eingestuft wird. Die niederländische Regierung möchte die Europäische Verbraucherorganisation (ECO) dazu bewegen, die Empfehlungen anzunehmen.

Unterstützung von Eltern und Pädagogen

Neben den Anbietern sollen auch die Kinder selbst, ihre Eltern sowie Pädagogen besser geschult werden. Damit die Risiken in der digitalen Welt besser bekannt werden, wird derzeit eine mehrjährige öffentliche Kommunikationskampagne entwickelt. Sie soll im Herbst beginnen und den Eltern und Kindern einen Einblick in die Möglichkeiten einer guten digitalen Gesundheit geben. Weitere Themen sind unter anderem Desinformationen und das Bewusstsein für die Datenverarbeitung durch Apps.

Verstärkung und Neugründung von Gremien

Das scheidende Kabinett möchte die Möglichkeit prüfen, eine Behörde für personenbezogene Daten von Kindern oder eine spezielle Abteilung innerhalb der bereits bestehenden Behörde mit Kinderschwerpunkt einzurichten. Außerdem soll ein Kompetenzzentrum für Digitalisierung und Gesundheit entstehen, in dem Wissen und Kompetenz gebündelt werden. Ziel des Zentrums ist es, eine digital ausgewogene Gesellschaft zu verwirklichen.

Das Innenministerium wird gemeinsam mit Unicef NL ein Jugendgremium einrichten, in dem junge Menschen und Mitglieder des Kabinetts viermal im Jahr über die Chancen und Risiken der digitalen Welt diskutieren werden.

„Die digitale Welt verändert sich täglich, aber die Auswirkungen der Technologie auf Kinder sind nicht immer sofort erkennbar. Deshalb müssen wir sicherstellen, dass die Rechte der Kinder auch in der Online-Welt gut geschützt sind“, so Staatssekretärin Alexandra van Huffelen. „Die neuen Maßnahmen, die wir ergreifen, zielen darauf ab, die Anbieter weiter zu regulieren, ein kindgerechtes Umfeld zu unterstützen, die staatliche Aufsicht zu stärken und Hotlines sowie ein nationales Kompetenzzentrum einzurichten. Dabei möchte ich vor allem mit jungen Menschen zusammenarbeiten, um zu sehen, wo Lösungen und Verbesserungen liegen“, führt van Huffelen weiter aus.

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