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Pflegenotstand mit Ansage – was auf die Niederlande zukommt

Eine alternde Bevölkerung, Langzeitpflege, eine zunehmende Zahl an Alzheimer-Erkrankungen, immer mehr lebensrettende und lebenserhaltende Behandlungen und – natürlich – drastische Sparprogramme in der jüngsten Vergangenheit: Die Aufzählung der Ursachen des Personalmangels im Gesundheitswesen der Niederlande könnte noch um weitere Aspekte ergänzt werden. Es wird prognostiziert, dass der Personalmangel vor allem in der Langzeitpflege, also in der häuslichen Pflege und der Altenpflege, zunehmen wird. Auch weil der Pflegebedarf in dieser Patientengruppe am stärksten zunimmt. Der Personalmangel im niederländischen Gesundheitswesen wird in den kommenden Jahren so stark zunehmen, dass im Jahr 2034 mehr als ein Sechstel aller Pflegeleistungen nicht mehr erbracht werden kann. Das geht aus Berechnungen des Forschungsinstituts ABF Research im Auftrag des Arbeitgeberverbands im Gesundheitswesen Regioplus hervor, wie die Tageszeitung Telegraaf berichtet.

Das System steht unter Druck

Wenn sich dieser Studie zufolge nichts ändere, dürften bis 2034 gut 385.900 Fachkräfte fehlen. Das entspricht etwa 20 Prozent des Arbeitskräftebedarfs. Das bedeutet, dass in acht Jahren beispielsweise 15 Millionen Hausarztbesuche, 7,1 Millionen physiotherapeutische Behandlungen und 3,7 Millionen Beratungen im Bereich der psychischen Gesundheit nicht mehr durchgeführt werden können. Darüber hinaus werden dann 47.000 Pflegeheimplätze fehlen und bleiben mehr als 100.000 Menschen ohne häusliche Pflege. Diese Zahlen zeigen, wie sehr das System unter Druck steht.

Professionelle Hilfestellung werde zum Luxusgut, daran sollte sich die Bevölkerung schon mal gewöhnen, warnen Gesundheitsexperten. Patienten sollten sich darauf einstellen, mehr selbst zu tun. Um weiterhin so vielen Pflegebedürftigen wie möglich zu helfen, müssen sich die Fachleute zunehmend fragen, was jemand selbst tun oder lernen kann. „Indem wir anders arbeiten und uns zum Beispiel auf neue Technologien verlassen, können wir eine Menge erreichen“, so ein Sprecher des Arbeitgeberverbandes Regioplus. Wünschenswert wäre seiner Meinung nach, dass die Regierung mehr Geld für die Ausbildung neuer Fachkräfte im Gesundheitswesen bereitstellt. Leider sei das nicht der Fall. „Tatsächlich wird dafür im Moment weniger ausgegeben.“

Fachkräfte aus dem Ausland als Option

Während die zuständige Ministerin Fleur Agema vom rechtspopulistischen Koalitionspartner PVV mit Blick auf die Zukunft scheinbar ausschließlich auf den Einsatz von KI im Gesundheitswesen setzt, kritisieren Gesundheitsexperten und Volkswirtschaftler, dass es damit nicht getan sei und dass die Menschen im Lande in Zukunft notgedrungen mehr füreinander da sein sollten. Es brauche mehr als nur den Einsatz Künstlicher Intelligenz, um die Probleme im Gesundheitswesen zu lösen. Da wären zum Beispiel die Anwerbung von Arbeitskräften aus dem Ausland. Nur sehe die Regierung dies nicht als Option an. Darüber hinaus sollte mehr in die Prävention investiert werden.