In Deutschland leiden über sechs Millionen Menschen an Diabetes. Viele von ihnen haben auch mit der Folgeerkrankung, dem sogenannten diabetischen Fuß, zu kämpfen. Schätzungsweise 50.000 Amputationen finden jährlich deutschlandweit statt. Um die hohe Zahl dieser schwerwiegenden Eingriffe zu reduzieren, hat das niederländische Start-up Plasmacure aus Eindhoven eine neue patentierte Behandlungsmethode entwickelt. „Mithilfe eines Kaltplasma-Pads richten wir uns auf die frühe Behandlung und Heilung chronischer Fußwunden bei Diabetes“, erklärt der Gründer und Geschäftsführer Bas Zeper. Am Niederlande-Pavillon auf der Hannover Messe stellt Plasmacure die Behandlungsmethode vor und erhofft sich neue Netzwerk-Kontakte.
Das medizintechnische Unternehmen hat seinen Sitz auf dem High Tech Campus in Eindhoven im HighTechXL Plaza. Zeper: „Ich habe hier schon lange Zeit gearbeitet und kenne die Umgebung. Der Campus ist ein toller Nährboden für Start-ups.“ Innerhalb kurzer Zeit hat Plasmacure es mit einem Team aus Unternehmern und Experten geschafft, das Kaltplasma-Pad zu entwickeln. Mithilfe gegenseitiger Inspiration und geteiltem Wissen arbeiten sie stetig an dem neuen Produkt.
Kosten sparen und Lebensqualität sichern
Das Kaltplasma-Pad ist ein elektronisches Pflaster, das für eine schnellere und bessere Wundheilung sorgt. Es wird an einen Impulsgeber angeschlossen, der die Energie für das Pflaster liefert und so das kalte Plasma induziert. Zeper zeigt die Vorteile auf: „Mit unserer Behandlung töten wir effektiv Bakterien in der Wunde ab, stimulieren das Gewebewachstum, verbessern die lokale Durchblutung und fördern so den Heilungsprozess.“ Die vollkommen schmerzlose Behandlung dauert nur eine Minute pro Tag und muss etwa 20 bis 30 Mal – je nach Entzündungsstadium der Wunde – wiederholt werden. „Auf diese Weise können Amputationen verhindert und somit Behandlungskosten gesenkt werden“, so Zeper weiter. Ein weiterer entscheidender Vorteil für die Betroffenen sei, dass ihnen ein Stück Lebensqualität zurückgegeben werde.
Einzigartig an dem Pflaster-Konzept sei, dass es sich um ein flexibles Pad handele, das sich an die Wunde anpasst. Jedes Pad wird nur einmalig genutzt, der Impulsgeber hingegen dient dem wiederholten Gebrauch und hat eine lange Lebensdauer. Eine solche Therapie könne beispielsweise bei einem Podologen erfolgen. „Betroffene Patienten gehen meist sowieso regelmäßig zum Podologen, da können sie sich auch direkt vom Experten behandeln lassen“, erläutert Zeper. Dennoch sei es aufgrund der einfachen Bedienung auch möglich, die Behandlung mit dem Kaltplasma-Pad eigenständig zu Hause durchzuführen.
Pilotstudie zum Thema Sicherheit
Aktuell läuft eine klinische Pilotstudie mit einem Prototypen am VU University Medical Center in Amsterdam. Finanzielle Unterstützung genießt das Projekt vom Diabetisch Fonds Nederland. In der Studie geht es vor allem darum, die Sicherheit bei der Anwendung des Kaltplasma-Pads zu gewährleisten. Voraussichtlich bis Sommer 2017 ist die Studie angesetzt. Der Prototyp soll zu einem CE zertifizierten Produkt weiterentwickelt werden. Mit der abgeschlossenen Produktentwicklung rechnen die Verantwortlichen Ende 2018, Anfang 2019. Auf der Hannover Messe möchte Plasmacure neue Kontakte knüpfen. „Wir sind gespannt auf die Rückmeldungen der Leute zu unserem bahnbrechenden Produkt und möchten unser Netzwerk in Deutschland erweitern, um mögliche Partner zu finden, die uns beim Eintritt in den deutschen Markt unterstützen“, freut sich Zeper auf die Messe.
Bühne für Start-ups
Auf dem Start-up und Innovationsplatz in Halle 4 der Hannover Messe stellen sich rund 20 innovative Start-ups aus den Niederlanden vor. Unter Federführung der High-Tech-Experten von Holland Innovative präsentieren sie sich und ihre Produkte potenziellen Auftraggebern und Investoren.