SeMiLLa Sanitation Hubs entwickelt Sanitäreinheit, die auch Abfallströme in Trinkwasser umwandelt

Weltweit verfügen mehr als 1,1 Milliarden Menschen nicht über sauberes Trinkwasser und 2,4 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu adäquaten Sanitäreinrichtungen. Als Folge des Trinkwasserproblems stirbt alle 20 Sekunden ein Kind – und durch den Mangel an Sanitäreinrichtungen sterben täglich beinahe tausend Kinder an den Folgen von Diarrhoe. Zeit, endlich zu handeln. Mit  einer neuen Sanitäreinheit möchte „SeMiLLa Sanitation Hubs“ zur Lösung des Problems beitragen: Sie wandelt Urin, Grau- und Schwarzwasser mittels biologischer Behandlung und Filterungen in die Endprodukte sauberes Wasser, Nährstoffe und Biogas um. Das niederländische Start-up präsentiert seine Idee auf der Hannover Messe.

Die Kombination von sanitären Einrichtungen und sofortiger Umwandlung von Wasser und Nährstoffen gibt es in dieser Form nicht. SeMiLLa Sanitation, 2016 gegründet, bringt den Stein ins Rollen. „Wir wollen Menschen weltweit die Nutzung von sanitären Einrichtungen ermöglichen“, betont Peter Scheer von der Hochschule HAS aus dem niederländischen Den Bosch. Das System arbeitet autark und garantiert außerdem sauberes Trinkwasser. Eine einmalige Idee!

Trinkwasser, Nährstoffe und Biogas

Was genau ermöglicht die Sanitäreinheit? Sie funktioniert als Kreissystem: Die Einheit bietet einerseits gute Hygiene durch Toiletten sowie Wasch- und Duschgelegenheiten und andererseits werden in der gleichen Einheit die drei Abfallströme – Urin, Grau- und Schwarzwasser – mittels biologischer Behandlung und Filterungen gereinigt und in sauberes Trinkwasser, Nährstoffe und Biogas umgewandelt. Das System ist mobil, eigenständig und direkt einsetzbar. „Es ermöglicht eine sofortige Hygiene und binnen zwei Tagen sauberes Trinkwasser. Die Nährstoffe können für den Anbau von Gemüse verwendet werden“, erläutert Peter Scheer. Die Sanitäreinheit, die eine Lebensdauer von 15 Jahren hat, lässt sich flexibel in allen Weltregionen aufstellen. Die lokale Bevölkerung wird für den Einsatz und die Wartung ausgebildet.

Die Folge des Mangels an Sanitär- und Trinkwassereinrichtungen ist aber nicht nur das Sterben vieler Menschen. Er hemmt zusätzlich das Wirtschaftswachstum durch frühzeitige Todesfälle und führt zu hohen Kosten bei der Gesundheitsvorsorge.

Katastrophengebiete und Flüchtlingslager

Peter Scheer ist die Entwicklung der autarken Sanitäreinrichtungen auch ein persönliches Bedürfnis. Er erinnert sich noch an die Fernsehbilder von 50.000 Menschen, die vor dem IS auf einen Berg flohen. „Abgeschnitten von der Welt, ohne Essen und Trinken.“ Mitauslösend waren außerdem ein Smart-City-Event in Amsterdam und der Kontakt zu ipStar BV Knowledge-Broker von MeLiSSa. „MeLiSSa arbeitet für die ESA an einer komplett zirkulären, sich selbstversorgenden Raumfahrtreise zum Mars. Sie hatten Technologien, die meine Ideen Wirklichkeit werden lassen könnten.“

Ob Katastrophengebiete oder Flüchtlingslager – überall dort, wo die Hilfe dringend und permanent nötig ist, werden die Sanitäreinheiten Leben retten. Keine Frage, die Sanitäreinheit wird gebraucht. Sie würde insbesondere über Welthilfsorganisationen und Regierungen nachgefragt werden.

Prototypen

Die Sanitäreinheit ist derzeit in der Entwicklung. An einem Prototypen arbeiten die HAS University of Applied Science in Den Bosch und die Universität von Gent gemeinsam, unter der Leitung von den HighTech-Spezialisten von „Holland Innovative“.

Und so sieht der Fahrplan aus: „Derzeit verfügt SeMiLLa Sanitation Hubs über eine Sanitäreinheit, die für die Prototypenphase zur Behandlung von Grauwasser und Urin bereit ist“, berichtet Peter Scheer. Die Behandlung von Schwarzwasser wird derzeit auf Labormaßstab getestet. Ab dem vierten Quartal 2017 sollen die ersten Sanitäreinheiten mit Urin- und Grauwasserbehandlung zum Einsatz kommen. Währenddessen wird der Prototyp für Schwarzwasser gebaut und getestet. Und es wird gleichzeitig an der Umsetzbarkeit beim Kombinieren von Schwarzwasser- sowie Urin- und Grauwasseraufbereitung gearbeitet. „Wir suchen Partner und Abnehmer“, sagt Peter Scheer. Ein Ruf, der nicht ungehört bleiben sollte.

Bühne für Start-ups

Auf dem Start-up und Innovationsplatz in Halle 4 der Hannover Messe stellen sich rund 20 innovative Start-ups aus den Niederlanden vor. Unter Federführung der High-Tech-Experten von Holland Innovative präsentieren sie sich und ihre Produkte potenziellen Auftraggebern und Investoren.