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Trotz hoher Immobilienpreise: Amsterdam lebenswerteste Stadt der Welt

Amsterdam ist die attraktivste Großstadt der Welt, unmittelbar gefolgt von Rotterdam. Beide niederländischen Städte schneiden in einer Studie des Planungs- und Beratungsunternehmens Arcadis in Bezug auf Lebensqualität, öffentlichen Verkehr und sozialen Zusammenhalt am besten ab. Nur was die Erschwinglichkeit anbelangt, gibt es noch Luft nach oben, stellt die niederländische Tageszeitung Het Parool auf Grundlage der Studie fest. Der Index bewertet 100 Städte weltweit entlang der Dimensionen „Planet“, „People“, „Profit“ und (neuerdings) „Progress“.

Seit 2015 untersucht Arcadis alle zwei Jahre die Lebensqualität der weltweit 100 wichtigsten Metropolen. Nicht nur im Hinblick auf Umweltaspekte, sondern auch in Bezug auf Gesellschaft, Wirtschaft und Fortschritt. „Und wir schauen wirklich nicht nur auf die Dinge, in denen wir als Arcadis aktiv sind“, betont Carolien Gehrels, Direktorin der Abteilung Energy Transition. Auch die Tatsache, dass das Unternehmen seinen Hauptsitz in Amsterdam hat – und nun fleißig noch mehr nachhaltige Wohnungen baut – spiele dabei keine Rolle, sagt sie. „Mit dieser Studie wollen wir Stadtverwaltungen und Einwohner weltweit dazu bewegen, ihr Wohnumfeld zu verbessern. Wo nötig, werden wir helfen. Vor allem bei den Klimazielen müssen große Schritte gemacht werden. Bis 2030 haben wir noch 2.000 Tage Zeit, um eine nachhaltigere Zukunft in Bezug auf den Klimawandel zu erreichen.“

Magnet für Unternehmen

Dass niederländische Städte in der Arcadis-Vision von breitem Wohlstand gut abschneiden, ist nichts Neues. Dass sie an der Spitze stehen, schon. „Amsterdam und Rotterdam haben schon immer gut abgeschnitten“, sagt Gehrels. „Aber in den letzten Jahren hat sich vieles weiter verbessert.“ In der Studie, dem „Sustainable Cities Index 2024“, die auf den eigenen Daten von Arcadis und Quellen wie der Weltbank, der OECD und dem IWF sowie auf Plänen der Städte selbst beruht, liegen die niederländischen Städte durchweg an der Spitze. So liegt Amsterdam auch in wirtschaftlicher und unternehmerischer Hinsicht an der Spitze, noch vor San Francisco. Insgesamt dominieren europäische Städte an der Spitze des Index. Alle vier dort vertretenen deutschen Städte Frankfurt, München, Hamburg und Berlin befinden in der Top 10.

Die Veröffentlichung des „Sustainable Cities Index 2024“ erfolgt rund 2.000 Tage vor dem Jahr 2030, in dem die Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung erreicht werden sollen. Er wirft einen umfassenden Blick auf urbane Nachhaltigkeit und zeigt deutliche Unterschiede zwischen den führenden nachhaltigen Städten wie Amsterdam (Rang 1), Kopenhagen (Rang 3), Frankfurt (Rang 4) und München (Rang 5) und denjenigen, die hinterherhinken – insbesondere US-amerikanische Großstädte wie New York (Rang 48) und Boston (Rang 56) sowie asiatische Giganten wie Taipeh (Rang 62).

Nachhaltigkeitsmaßnahmen

Der Index bewertet 100 Städte weltweit entlang der Dimensionen „Planet“, „People“ und „Profit“. Die sechste Ausgabe des Reports seit seiner Einführung im Jahr 2015 umfasst 67 Indikatoren, die das sich wandelnde Verständnis von urbaner Nachhaltigkeit widerspiegeln. Zu den wichtigsten Indikatoren gehören Luftverschmutzung, Abfallmanagement und Investitionen in eine kohlenstoffarme Infrastruktur (einschließlich erneuerbarer Energien und nachhaltigem Verkehr) sowie Faktoren wie Wirtschaftsleistung, soziale Gerechtigkeit und Resilienz gegenüber Naturkatastrophen.

In diesem Jahr hat Arcadis den Index erstmals um eine vierte Kategorie „Progress“ erweitert. Diese misst Veränderungen im Zeitverlauf, um die Auswirkungen von Nachhaltigkeitsmaßnahmen der letzten zehn Jahre aufzuzeigen. Zusammen mit den drei anderen „Säulen“ der Untersuchung bietet diese neue Kategorie einen Einblick in die zukünftige Entwicklung einer Stadt und unterstreicht die Bedeutung kontinuierlicher Fortschritte zur Erreichung von Nachhaltigkeit.

Elektromobilität

Arcadis stuft Rotterdam als eine der fünf umweltfreundlichsten Städte der Welt ein. Die Hafenstadt habe große Fortschritte bei den Emissionen und dem Abfallmanagement gemacht. Die Forscher beobachten indes, dass andere europäische Städte bei der Lebensqualität nachziehen. Wie Paris, das an der „15-Minuten-Stadt“ arbeitet (in der die Bewohner die wichtigsten Einrichtungen innerhalb von 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen können sollen). Gehrels sieht vor allem Amsterdam und Rotterdam im Vergleich zu anderen Weltstädten auf einem guten Weg, was den Öffentlichen Nahverkehr, die Infrastruktur und die Erreichbarkeit angeht. „Das Netz hier ist einfach sehr gut. Nehmen Sie nur die Möglichkeit, in öffentlichen Verkehrsmitteln einfach mit dem Handy, der Bankkarte oder der Kreditkarte einzuchecken. Und die Elektromobilität ist hier schon sehr etabliert, hinzu kommt dann noch die weitverbreitete Nutzung des Fahrrads.“

Hohe Lebenshaltungskosten

Eine stabile Gesellschaft – insbesondere im Vergleich zu vielen anderen Städten – spielt ebenfalls eine bedeutende Rolle. „Die Einkommensungleichheit ist hier geringer als anderswo. Es wird sehr viel Wert darauf gelegt, die Kluft zwischen Arm und Reich zu verringern. Das hat auch mit dem großen Bestand an Sozialwohnungen zu tun“, so die Arcadis-Expertin. Es gebe aber auch eine Kehrseite der Medaille. Beide niederländischen Städte fallen in Bezug auf die Bezahlbarkeit von Wohnraum durch, so dass sie in diesem Bereich abgeschlagen im Mittelfeld landen.