Ukraine-Krieg trifft niederländische Landtechnikbranche  

Der Branchenverband der niederländischen Landtechnikhersteller, -importeure und -händler, Fedecom, hat seine Mitglieder befragt und die Ergebnisse Anfang Mai 2022 veröffentlicht: Mehr als 70 Prozent der befragten Unternehmen sehen sich mit starken bis sehr starken Auswirkungen des Krieges zwischen Russland und der Ukraine konfrontiert. Die auffälligsten Ergebnisse der Umfrage, an der 200 Fedecom-Mitglieder teilgenommen haben, sind die starken Preissteigerungen und die verspäteten Lieferungen von Landmaschinen, Teilen und Komponenten. In der Fedecom sind rund 1.000 Mitgliedsunternehmen organisiert, die gemeinsam für einen Jahresumsatz von rund 5,5 Milliarden Euro stehen.

95 Prozent der Befragten sehen in diesen Punkten die größten Probleme. Verzögerungen bei der Lieferung von Landmaschinen seien im Hinblick auf die anstehenden saisonalen Arbeiten insbesondere für Landwirtschafts- und Gartenbaubetriebe, Lohnunternehmer und den Verwaltern von Naturschutzgebieten und Sportparks ärgerlich. Kunden und Lieferanten nehmen zudem wahr, dass die Preise in die Höhe schießen, was die Geschäftsbeziehungen belastet. Preiserhöhungen von 20 bis 30 Prozent bei geplanten Lieferungen sind keine Ausnahme. Immer mehr Anbieter stellen auch fest, dass die Käufer/Kunden aufgrund des anhaltenden Krieges unsicherer werden, was ihre Investitionspläne angeht.

Höhere Kosten, geringerer Umsatz

77 Prozent der befragten Landtechnikunternehmen erwarten 10 bis 30 Prozent höhere Kosten aufgrund höherer Anschaffungskosten für Maschinen, Komponenten und Teile, aber auch aufgrund höherer Energiekosten. 70 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit einem Umsatzrückgang von bis zu 30 Prozent, z. B. aufgrund von Lieferverzögerungen. Auffällig ist, dass die Hersteller etwas pessimistischer sind als die Händler. Die Unternehmen dieses Sektors gehen nicht davon aus, dass sie die Preiserhöhungen in vollem Umfang an ihre Kunden weitergeben können.

Hersteller und Händler sind laut den Erkenntnissen der Fedecom derzeit damit beschäftigt, Maßnahmen zu ergreifen, um die Folgen von Lieferverzögerungen und rapide steigenden Preisen abzufedern. Die drei wichtigsten Maßnahmen, die von den Umfrageteilnehmern genannt wurden, sind:

  • Einbeziehung einer Preisindexierung in die Angebote
  • Verkürzung der Laufzeit von Angeboten
  • Aufnahme von Gesprächen mit dem Kunden

Am häufigsten wurde eine Kombination verschiedener Maßnahmen genannt. Es ist bemerkenswert, dass viele Umfrageteilnehmer anmerkten, dass die Lieferverzögerungen und Preiserhöhungen auf die gesamte Wertschöpfungskette umgelegt werden sollten. Dies könne als Appell der Maschinenhersteller und Händler verstanden werden, dass jedes Glied in der Kette einen Teil der Preiserhöhungen tragen soll. Gerard Heerink, Direktor von Fedecom: „Die Ergebnisse der Kurzumfrage zeigen, was in der Landtechnikbranche tatsächlich passiert. Nämlich, dass Rohstofflieferanten, Hersteller, Händler und Käufer/Anwender jeweils einen Teil der Preiserhöhungen und Verzögerungen auf sich nehmen. Dies lässt sich auch aus den rückläufigen Bruttomargen der Maschinenhersteller und -händler in den letzten beiden Quartalen schließen. Obwohl die Maschinenlieferanten ihr Möglichstes tun, um die Kunden rechtzeitig und zu vernünftigen Preisen zu bedienen, gibt es im Moment kaum Sicherheit. Marktexperten gehen davon aus, dass die Störungen der Preisbildung, der Logistik und damit der Warenlieferungen bis ins Jahr 2023 anhalten werden.“

Zusätzliche Maßnahmen

Bemerkenswert sei, dass über 60 Prozent der Umfrageteilnehmer zusätzliche Maßnahmen wünschen. Sie denken dabei nicht so sehr an staatliche Zuschüsse oder finanzielle Unterstützung, sondern an mehr Transparenz bei der Berechnung der Selbstkosten, die Verwendung von Benchmarks und zusätzliche Vereinbarungen in der Angebotsphase. „Es ist noch nicht so einfach, wirksame branchenweite Maßnahmen zu ergreifen oder Ratschläge zu erteilen, die den Wettbewerb nicht beeinträchtigen. Es ist jedoch ratsam, dass die Rechte und Pflichten in den allgemeinen Lieferbedingungen der Fedecom bei der kommerziellen Koordinierung zwischen den Bestandteilen der Lieferketten mit gegenseitigem Respekt und korrekt angewendet werden“, betont Gerard Heerink. „Aufmerksames Handeln in Bezug auf Handelspreise, Notierungen, die Überwachung von Rohstoff- und Warenpreisen und vor allem der direkte Austausch von Kunden und Lieferanten werden in der kommenden Zeit von besonderer Bedeutung sein.“