Utrecht: Verschlammter Wasserlauf ist ein Kanal aus der Römerzeit

Utrecht: Verschlammter Wasserlauf ist ein Kanal aus der Römerzeit

Archäologen haben im Polder Rijnenburg in der Nähe der Stadt Utrecht einen Kanal aus der Römerzeit entdeckt. Der Kanal verband den damaligen Rhein mit der Hollandse IJssel. Es war schon lange bekannt, dass es an dieser Stelle in der Römerzeit eine Verbindung zwischen dem Rhein und der Hollandse IJssel gab, berichtet das Online-Nachrichtenportal nu.nl. Bei früheren Untersuchungen konnten die Archäologen jedoch noch nicht mit Sicherheit feststellen, dass die Wasserstraße von Menschenhand gegraben wurde.

Eindeutig vom Menschen angelegt

Archäologen von Erfgoed Utrecht sind sich nach neuen Untersuchungen nun sicher, dass es sich um einen Kanal handelt. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass der scharfe Winkel zwischen dem Boden und dem Rand des Wasserlaufs nicht auf natürliche Weise entstanden sein kann. Der Wasserlauf wurde also von Menschen angelegt. Außerdem ist er auf einer Länge von 800 Metern schnurgerade, was bei natürlichen Wasserläufen ebenfalls selten ist. „Der neu entdeckte Kanal bei De Meern zeigt, wie die Römer das Rheindelta nach ihren Vorstellungen geformt haben“, heißt es in einer Pressemitteilung des Kulturamts der Stadt Utrecht zu der Entdeckung. Es sei „eine wertvolle Entdeckung, die die Geschichte der Römer in den Niederlanden um ein weiteres Stück ergänzt.“

Der Kanal scheint im ersten Jahrhundert als Teil der römischen Grenze, des Limes, gebaut worden zu sein, heißt es im Artikel von nu.nl. Dieser verlief entlang des damaligen Rheinlaufs. Zwischen Utrecht und der Küste heißt er heute Oude Rijn. Bereits im vergangenen Jahr wurde an der Stelle, wo der römische Kanal in den Oude Rijn mündet, bei De Meern ein kleiner Militärstützpunkt aus der Römerzeit entdeckt. In den Jahrhunderten nach der Römerzeit verschlammte der Kanal. Im 13. Jahrhundert wurde ein Deich auf dem ehemaligen Kanal errichtet. Heute ist dies der Meerndijk, der von der Autobahn A12 bei De Meern nach Süden verläuft.

Als Kulturerbe in der Neubausiedlung möglich

Die archäologischen Untersuchungen im Polder Rijnenburg fanden in Vorbereitung auf den Bau eines neuen Utrechter Stadtteils in diesem Gebiet statt. Die Stadtverwaltung kann im Moment noch nicht sagen, ob der römische Kanal als Kulturerbe in dem Viertel einen Platz haben wird, so ein Sprecher. Bei der Ausarbeitung der Pläne werden die Behörden jedoch prüfen, ob es dafür Möglichkeiten gibt.
Es sind weitere römische Kanäle bekannt, die südlich der ehemaligen römischen Grenze verlaufen. Der Kanal von Corbulo zum Beispiel verlief von Leiden nach Naaldwijk und verband den Rhein mit der Maas. Auch in Oosterhout (Gelderland) wurden im Jahr 2021 Überreste eines bisher unbekannten Kanals entdeckt.

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