Noch vor zehn bis fünfzehn Jahren war eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Firmen aus den Niederlanden und Deutschland in der Gartenbaubranche eher ungewöhnlich. „Klassisch waren das zwei konkurrierende Märkte“, erklärt Christian Nobis, Berater der Landwirtschaftskammer NRW. Dieses Bild hat sich sehr verändert. Im Jahr 2010 entstand etwa aus der niederländischen FloraHolland-Niederlassung und zwei deutschen Landgard-Standorten die Veiling Rhein-Maas. „Für hiesige Firmen aus der Gartenbaubranche stellen die Versteigerungshallen der Veiling in Herongen einen enorm wichtigen Logistik- und Verkaufsstandort dar. Die Vernetzung zwischen deutschen und niederländischen Firmen ist mittlerweile so groß, dass man fast von einem grenzenlosen Austausch in der Branche sprechen kann“, erläutert Nobis genauer.
Ein Praxisbeispiel, das diese Entwicklung exakt widerspiegelt, liefert die Zusammenarbeit zwischen Heckenpflanzendirekt.de und dem Medienzentrum Straelen. Jacob Kolff vertreibt mit seinem Betrieb seit dem Jahr 1990 von den Niederlanden aus Pflanzen. Vor drei Jahren entdeckte er das große Potenzial, das für den Onlineversandhandel seiner Produkte im deutschen Markt steckt. „Hier gibt es Menschen mit Geld, die gut situiert im Job sind und sich einen großen Garten leisten können“, sagt der Niederländer. Mit dem deutschsprachigen Internetshop weitete er seine Geschäftstätigkeit auf den hiesigen Markt aus. Partner der ersten Stunde ist das Medienzentrum Straelen. Das Unternehmen bietet Komplettlösungen rund um Marketing, Printproduktion und gestalterische Werbemaßnahmen an. „Wir haben uns auf niederländische Firmen, die in den deutschen Markt eintreten möchten, spezialisiert“, teilt Geschäftsführer Sebastian Keuck mit.
Dazu arbeitet die Firma mit einem großen Netzwerk an Freiberuflern und anderen Betrieben zusammen. Gemeinsam mit dem Team von Heckenpflanzendirekt.de planten die Straelener deren Internetauftritt und organisierten sowie begleiteten den Messestand bei der GaLaBau in Nürnberg, der europäischen Fachmesse für urbanes Grün im Garten- und Landschaftsbau. Das Medienzentrum beschäftigt inhouse niederländische Muttersprachler. Mögliche Sprachbarrieren im grenzüberschreitenden Business konnten beide Unternehmen auf diese Weise – und über die Konversation auf Englisch – überbrücken. „Wir kooperieren mit zahlreichen deutschen Betrieben“, erklärt der niederländische Geschäftsführer, „das ist eine sehr angenehme Zusammenarbeit. Sowohl in Sachen PR-Arbeit als auch in der Logistikkonzeption konnten wir uns auf der anderen Seite der deutsch-niederländischen Grenze ein gut funktionierendes Netzwerk an Partnerunternehmen aufbauen.“
Ein Vorteil, den Kolff im Vergleich zu Mitbewerbern am Markt sieht, sei der, dass das Unternehmen direkt vom Hersteller ohne Zwischenstationen an den Endverbraucher liefert. Dadurch blieben Logistikkosten gering und könnten Preise auf einem niedrigen Niveau gehalten werden, so der Niederländer. Direkte Konkurrenten wie etwa große Gartencenter hingegen sind auf Zwischenlager angewiesen. Da verwundert es kaum, dass der Umsatz seines Webshops im ersten Jahr nach Markteintritt in Deutschland von null auf eine Million Euro hochschnellte. „Nur mit starken, deutschen Kooperationspartnern an unserer Seite können wir heute auf diesen großen Erfolg in Deutschland zurückblicken“, zieht Kolff Resümee. Auch für das Medienzentrum Straelen ist diese durchweg positive Entwicklung der Niederländer sehr erfreulich. „Wir haben schon viele interessante Projekte gemeinsam durchgeführt und tauschen regelmäßig Ideen aus. In der Zukunft planen wir für das niederländische Unternehmen weitere zielgerichtete Marketingaktionen am deutschen Markt. Die Zusammenarbeit ist somit eine klassische Win-Win-Situation“, erklärt Keuck.