11. Deutsch-niederländischer Bibliothekentag

11. Deutsch-niederländischer Bibliothekentag
Jochen Dudeck erläuterte, dass die bibliothekspädagogische Arbeit in ein Netzwerk eingebunden sein sollte.

Eine Bibliothek ist nicht mehr nur dazu da, um dort lediglich Bücher auszuleihen. Bibliotheken haben längst viele andere Funktionen übernommen. Wie sie ein aktiver Teil der Gesellschaft sein können, wurde jetzt beim 11. deutsch-niederländischen Bibliothekentag der Ems Dollart Region (EDR) diskutiert. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Gesellschaftlicher Wert der Bibliotheken – vom Netzwerk zum Networking“.

Im Landschaftsforum in Aurich erläuterte Jochen Dudeck den 60 teilnehmenden Bibliothekaren aus den Niederlanden und Deutschland, welche Rolle Bibliotheken spielen können. Die These des Leiters der Stadtbücherei Nordenham: „It takes a village to raise a child“. Bibliothekspädagogische Arbeit benötigt ein Netzwerk, in das sie integriert ist. Lebendige Begegnung, Austausch und gemeinsames Lernen in der Bibliothek können aber nur mit Partnern aus der Gemeinde realisiert werden, so Dudeck. Die Bibliothek sieht er in diesem Zusammenhang als „dritten Ort“, der weder die eigene Wohnung noch der Arbeitsplatz ist, aber ein Raum, in dem sich der Gast gerne aufhält. Das bedeute auch, dass die Bibliotheken eine Atmosphäre erschaffen sollten, in der sich der Besucher wohl fühlt. Diese sozialräumliche Ausrichtung biete neue Partizipationschancen. „Networking ist kein Marketing, sondern eine Philosophie“, betont Jochen Dudeck. Die medialen Möglichkeiten einer Bibliothek dürften zudem nicht zum Selbstzweck werden.

Ineke van Oort von der „Stichting Lezen & Schrijven“ erläuterte im Anschluss, welche Rollen Bibliotheken im Kampf gegen den Analphabetismus spielen können. 1,3 Millionen Niederländer zwischen 16 und 65 Jahren haben Probleme mit dem Lesen und Schreiben. Sie können „zum Beispiel schwer folgen, wenn Texte schnell mitgelesen werden müssen“, sagte van Oort. Das Aktionsprogramm „Tel mee met Taal“ soll diese Schwächen bekämpfen und aktiv zur Leseförderung beitragen. Auch Bibliotheken gehören in diesem Netzwerk zu den wichtigen Akteuren. Die Bibliothek profitiere davon, dass sie als neutraler Ort angesehen werde und somit im Netzwerk für das Aktionsprogramm eine verbindende Rolle zwischen den Akteuren übernehmen kann, so van Oort. Außerdem habe die Bibliothek die Möglichkeit, auch Jugendliche aus so genannten „spracharmen“ Familien durch ihre ungezwungene Lernatmosphäre bei der Lese- und Rechtschreibförderung zu erreichen. Wie schon Jochen Dudeck bekräftigte auch Ineke van Oort, dass für den Erfolg solcher Projekte das Zusammenspiel zahlreicher Beteiligter notwendig sei. Die Gemeinde übernehme dabei die Regie und könne unter anderem im Zusammenspiel mit Bibliotheken und Schulen für einen Erfolg dieser Maßnahmen sorgen.

Am Nachmittag erörterten die Teilnehmer des EDR-Bibliothekentags in Workshops die Möglichkeiten, ihre Netzwerke zu verbessern und zu vergrößern. Hella Wolschrijn von der „Stichting Lezen & Schrijven“ erläuterte die Chancen bei der Einrichtung eines Sprachhauses. Claudia Elsner-Overberg vom Projekt „Interkulturelle Leseförderung“ beleuchtete in ihrem Workshop die Möglichkeiten der interkulturellen Bibliothekspädagogik.

Möglich gemacht wurde die Organisation des EDR-Bibliothekentags erneut durch EU-Mittel aus dem INTERREG-Förderprogramm „Deutschland-Nederland“ sowie mit Unterstützung des Landes Niedersachsen sowie der niederländischen Provinzen Drenthe, Fryslân und Groningen. An der Organisation der Veranstaltung waren zudem die Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Weser-Ems sowie Biblionet Drenthe und Biblionet Groningen federführend beteiligt.

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