INTERREG investiert in die Euregio Rhein-Waal

INTERREG investiert in die Euregio Rhein-Waal
Der Sitz der Euregio Rhein-Waal in Kleve. Foto: Euregio Rhein-Waal

Der INTERREG-Lenkungsausschuss für das Gebiet der Euregio Rhein-Waal hat Ende Juni vier neue grenzüberschreitende Projekte genehmigt. Durch die neuen Initiativen fließen in den kommenden Jahren ca. 21,2 Millionen Euro in die Euregio Rhein-Waal. Die Hälfte der Mittel stellt die Europäische Union aus dem europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) zur Verfügung.

Grenzüberschreitende Infrastruktur für Natur, Kultur und Tourismus
Die Kommunen Montferland und Emmerich arbeiten in dem INTERREG-Projekt „Zicht op heden en verleden“ in den kommenden drei Jahren zusammen, um die Waldgebiete rundum den Eltenberg und Bergherbos zu verbinden und touristisch besser hervorzuheben. Dazu werden die Wander-, Fahrrad- und Reitrouten an beiden Seiten der Grenze miteinander verbunden und sie erhalten eine eindeutige Beschilderung. Ebenso werden neue Kinderspielplätze angelegt und die Zugangsstandorte und die Informationseinrichtungen für Erholungssuchende angelegt. Auch arbeiten die Partner zusammen an der Wiederherstellung von wichtigen Kultur- und naturhistorischen Landschaftselementen im Waldgebiet. Die Motte Montferland wird restauriert, Sichtachsen wiederhergestellt und Spuren aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg sichtbar gemacht, so dass im Wald nicht nur die Natur, sondern auch die Geschichte erlebt werden kann. Schließlich wird auch den ökologischen Verbindungszonen Beachtung geschenkt. Die A3/A12 durchschneidet das Gebiet und bildet eine Barriere für die Verbreitung der Flora und Fauna in diesem Gebiet. Die Projektpartner wollen miteinander die Möglichkeiten untersuchen, wie die zwei Teilgebiete auch ökologisch miteinander verbunden werden können, beispielsweise durch eine Faunapassage über eines der bestehenden Viadukte über die Autobahn. Die beiden Kommunen arbeiten mit den Projektpartnern Stichting Huis Bergh und De Vereniging tot Behoud van Natuurmonumenten in den Niederlanden zusammen.

Trolleybusse als Energielieferant für E-Mobilität
In den Niederlanden ist Arnhem als Trolleystadt bekannt. Neben Arnhem gibt es noch ca. 150 europäische Trolleystädte. Weltweit gibt es sogar mehr als 300 Trolleystädte. Die Trolleybusse in allen diesen Städten haben eines gemeinsam. Sie müssen über die gesamte Route mit dem Oberleitungsnetz verbunden sein, um fahren zu können. Das macht den Einsatz von Trolleybussen wenig flexibel. Das deutsche Unternehmen Vossloh Kiepe GmbH möchte hierfür, zusammen mit der Hogeschool van Arnhem en Nijmegen und einem Cluster von Unternehmen, eine Lösung finden. Mit dem Projekt „E-bus 2020: In Motion Charging“ setzen sie bei der Weiterentwicklung des Trolleybussystems an. Die Projektpartner entwickeln einen Trolleybus mit Akkus, bei dem das bestehende Oberleitungsnetz als Ladestation genutzt wird. Die Akkus der elektrischen Busse werden während der Fahrt aufgeladen und können, wenn sie das Oberleitungsnetz verlassen, elektrisch mit der Energie aus ihren eigenen Akkus weiterfahren. So können bestehende Linien zu den Außenbezirken verlegt oder verlängert und Busse, die jetzt auf Diesel oder Gas fahren, ersetzt werden. Das Projekt trägt so zu einer Reduzierung des CO2-Ausstosses bei. Daneben wird untersucht, ob das Oberleitungssystem der Trolleybusse und evt. auch der Straßenbahnen als „Smart Grid“ eingesetzt werden kann. Durch die schnellen Entwicklungen auf dem Gebiet der Elektromobilität steigt der Energiebedarf in den Städten. Aus diesem Grund ist die Erweiterung des Energienetzes ein Muss. Die Projektpartner entwickeln daher mit Akkus ausgestattete Ladestationen für elektrische Fahrzeuge. Diese Ladestationen werden an die Trolleyoberleitung angeschlossen. Konkret wird ein System entwickelt und realisiert, um die Bremsenergie von Trolleybussen, die jetzt meistens verlorengeht, in unterirdischen Akkus zu speichern. Aus diesen Akkus werden elektrische Fahrzeuge, öffentliche Beleuchtung und andere Anwendungen mit grüner elektrischer Energie versorgt. Die Systeme werden in den kommenden vier Jahren entwickelt und u.a. in Arnhem und Solingen auch in der Praxis getestet. Bei einem Erfolg des Projekts wird die Technologie ein wichtiges Exportprodukt und weltweit eingesetzt werden.

Die Projektpartner von Vossloh Kiepe GmbH sind die HAN, Gemeinde Renkum, Gemeinde Arnhem, Hermes, Bordbuster, Fransen Technical Services, Venema-tech, Friedrich Hippe GmbH und I+ME Actia GmbH.

Neues europäisches Zertifikat für Wald- und Gartenbetriebe
IPC Groene Ruimte BV aus Arnhem entwickelt in den kommenden drei Jahren in Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Wald und Holz, Regional Forstamt Niederrhein (Lead Partner) und Landesbetrieb Wald und Holz, Forstliches Bildungszentrum für Waldarbeit und Forsttechnik NRW ein deutsch-niederländisches Ausbildungsprogramm für Personen, die im Forst- und Gartenbau und für Gärtnereibetriebe tätig sind. In der Euregio Rhein-Waal sind ca. 2.000 Betriebe auf diesem Sektor aktiv. Zusammen haben sie ca. 10.000 Arbeitnehmer in Dienst. Viele dieser Betriebe haben auch Kunden jenseits der Grenze. Daneben gilt in beiden Ländern, dass die Betriebe nachweisen müssen, dass sie die stets strengeren Sicherheitsauflagen und arbeitsmedizinischen Anforderungen erfüllen. Dies gilt insbesondere für den Einsatz von gefährlichen Geräten, wie Motor- und Kettensägen. Ein in beiden Ländern anerkanntes Zertifikat macht es einfacher, Aufträge jenseits der Grenze anzunehmen. Die Projektpartner entwickeln daher ein zweisprachiges digitales Selbstlernprogramm, das zum europäischen Kettensägenzertifikat führt. Daneben wird während der dreijährigen Laufzeit untersucht, für welche weiteren Arbeitsfelder grenzüberschreitende Zertifikate ebenfalls erforderlich oder gewünscht sind. Gedacht wird dabei an das Arbeiten mit Forstbaumaschinen wie Harvester und Forwarder. Das Schulungsmaterial wird dem European Forestry and Environmental Skills Council zur Verfügung gestellt. Das ist die pan-europäische Organisation für Motorsägenzertifikate, so dass auch andere Länder hiervon Gebrauch machen können.

Neue Technologie für den grünen Sektor
Spectors, ein Cluster von 31 Technologiebetrieben und Wissenszentren in der Euregio Rhein-Waal, entwickelt im Rahmen des gleichnamigen INTERREG-Projekts gemeinsam mobile und integrierte Soft- und Hardware für Drohnen. Diese neuen Anwendungen machen den Einsatz von Drohnen insbesondere für den grünen Sektor attraktiv. Der Land- und Gartenbausektor wird dann auch als wichtigster Abnehmer für diese Anwendungen betrachtet. Insgesamt entwickelt das Cluster 18 neue Produkte. Beispielsweise ein intelligentes Lasersystem, das an Drohnen befestigt werden kann. Hiermit können Landvermesser genauer und schneller arbeiten. Ein weiteres neues Produkt ist ein fliegendes Mikroskop mit optischen Sensoren, das auch Proben auf Feldern und Gewächshäusern sammeln kann. Dieses fliegende Mikroskop ist darüber hinaus an eine Referenzdatenbank gekoppelt, so dass Pflanzenuntersuchungen auf Abstand ermöglicht werden. Für Untersuchungen auf dem Feld oder im Gewächshaus wird ein tragbares Sensorsystem entwickelt, mit dem der Zustand von Gewächsen schnell und einfach analysiert werden kann.

INTERREG-Unterstützung
Die vier Projekte erhalten im Rahmen des INTERREG-Programms Deutschland-Nederland zusammen 10,6 Mio. Euro an EFRE-Mitteln. Neben der Europäischen Union leisten auch die nationalen INTERREG-Partner (die Wirtschaftsministerien der Niederlande und Nordrhein-Westfalens und die Provinzen Gelderland, Noord-Brabant und Limburg) und die regionalen Projektträger einen finanziellen Beitrag.

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