Als der Einrichtungsdiscounter POCO und die Hotelkette InterCityHotel im vergangenen Jahr in Enschede ihre jeweils ersten Niederlande-Dependancen eröffneten, betraten sie im wahrsten Sinne des Wortes Neuland. Denn für die Unternehmen gab es bei ihrem Markteintritt in den Niederlanden einige Besonderheiten zu beachten. Dass POCO und InterCityHotel diese ohne Probleme meistern konnte, haben sie auch der guten Zusammenarbeit mit der Gemeinde Enschede zu verdanken. Denn die 158.000 Einwohner zählenden Stadt direkt an der deutsch-niederländischen Grenze zieht bewusst deutsche Unternehmen an. Ihr ganz besonderer Standortvorteil: Sie bietet ideale Voraussetzungen, um reibungslos in den Niederlanden Fuß zu fassen.
Allein in den vergangenen beiden Jahren ist dieses Vorhaben gleich zehnmal geglückt. Denn diese Anzahl deutscher Unternehmen hat den Schritt über die Grenze gewagt. „Wir registrieren ein immer größeres Interesse von deutscher Seite am Standort Enschede“, bestätigt Peter Schildkamp, Projektleiter Deutschland bei der Gemeinde Enschede, den Trend. „Ein Grund dafür dürfte sein, dass wir ein sehr großes Einzugsgebiet für Tages- und Übernachtungsgäste haben. Rund 180.000 Menschen besuchen unsere Stadt wöchentlich – davon über 20.000 Deutsche.“
Diese Zahlen und der Standortvorteil waren auch bei POCO und InterCityHotel ausschlaggebende Gründe für eine Expansion ins Nachbarland. „Unser Einrichtungshaus liegt nur wenige Kilometer von der deutsch-niederländischen Grenze entfernt, daher wird hier sehr gut Deutsch gesprochen, was die Arbeit an manchen Stellen zugegebenermaßen erleichtert. Und nicht zuletzt sind wir von der POCO-Zentrale in Bergkamen aus in nur eineinhalb Stunden erreichbar“, erklärt Andreas Bräkling, deutscher Filialleiter von POCO in Enschede. Hotelmanagerin Marloes Wensink stimmt ihm zu: „Die Stadt ist Standort vieler international agierender Unternehmen, verfügt über eine attraktive Innenstadt, besitzt ein tolles Theater und hat – unter anderem mit der University of Twente – hervorragende Bildungseinrichtungen.“
Konzepte an niederländische Bedürfnisse anpassen
Die Krux für beide Unternehmen war es, sich einen niederländischen Anstrich zu verschaffen, gleichzeitig aber die deutschen Werte zu behalten. Dazu gehörte es unter anderem, die Konzepte anzupassen: Kurz nach der Eröffnung Anfang 2015 sah die Enscheder POCO-Filiale in weiten Teilen so aus, wie eines der deutschen Einrichtungshäuser. Im Laufe der Monate erlebte sie jedoch eine echte Verwandlung − mittlerweile wurde ein Großteil des Sortiments speziell an die Bedürfnisse niederländischer Kunden angepasst. „Es ist ein kontinuierlicher Prozess, den Wünschen der Kunden gerecht zu werden“, verrät Bräkling.
Auch beim InterCityHotel hat man festgestellt, dass man die richtige Mischung finden muss: „Wir merken, dass unsere deutschen Gäste, die immerhin ein Drittel unserer Kunden ausmachen, unser Konzept besser kennen. Auf der anderen Seite wundern sie sich, warum ein niederländisches Frühstück serviert wird und fragen, warum sie den Pay-TV-Sender Sky Sports nicht empfangen können“, berichtet Wensink.
Unterstützung durch die Gemeinde Enschede
Dass beide Unternehmen mit ihrem Start in den Niederlanden insgesamt sehr zufrieden sind, hat auch mit der guten Zusammenarbeit mit der Gemeinde Enschede zu tun. „Wir wurden von Anfang vorbildlich unterstützt. Angefangen beim Finden eines geeigneten Standorts über Informationen zu den Kulturunterschieden zwischen Deutschland und den Niederlanden bis hin zur Personalsuche“, sind Bräkling und Wensink unisono begeistert.
„POCO und InterCityHotel passen sehr gut in unsere Stadt“, sieht auch Peter Schildkamp die Unternehmensansiedlungen als positiv an – und gleichzeitig als Vorbild für andere Firmen: „Wir sprechen als Gemeinde sowohl Start-ups als auch im Markt gefestigte Unternehmen an. Kernsektor ist die Hightech- und Wissensindustrie. Dank der University of Twente, der Saxion Hochschule und dem ‚Kennispark Twente‘ haben wir eine sehr innovative Unternehmerschaft. In dieser gebündelten Form ist das in Europa einzigartig.“