König Willem-Alexander und Königin Máxima reisen von Dienstag, 7. bis Freitag, 10. Februar 2017, zu einem Arbeitsbesuch nach Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Zweck dieses Besuchs ist die Vertiefung der Handels- und Investitionsbeziehungen und die Förderung der Zusammenarbeit in den Branchen Hightechsysteme und -werkstoffe, Chemie und Hochwasserschutz. Darüber hinaus geht es um kulturelle, historische und gesellschaftliche Entwicklungen, darunter etwa 500 Jahre Reformation, der Zweite Weltkrieg und die deutsche Wiedervereinigung.
Der König und die Königin besuchen jedes Jahr ein oder mehrere Bundesländer, wobei die Aufmerksamkeit insbesondere den Wirtschaftsbeziehungen gilt. Begleitet wird das Königspaar von der Ministerin für Außenhandel und Entwicklungszusammenarbeit Lilianne Ploumen; sie führt eine Wirtschaftsdelegation an, die gleichzeitig in die Bundesländer reist. Melanie Schultz van Haegen, Ministerin für Infrastruktur und Umwelt, wird bei den Programmpunkten zugegen sein, die im Zeichen des Hochwasserschutzes stehen.
Hier gibt es das Programm in der Übersicht:
Dienstag, 7. Februar – Thüringen
500 Jahre Reformation – Wartburg
2017 ist es 500 Jahre her, dass Martin Luther seine 95 Thesen veröffentlichte. Damit legte er den Grundstein für die Reformation, in der der Protestantismus seinen Ursprung findet. Nach seiner Verbannung lebte Luther 1521 ein Jahr lang inkognito auf der Wartburg und übersetzte dort das Neue Testament ins Deutsche. Diese Übersetzung gilt als wichtiger Anstoß für die Standardisierung der deutschen Schriftsprache. Der König und die Königin besichtigen die Burg und das Arbeitszimmer Martin Luthers. Beim anschließenden Abendessen wird über die Reformation und ihre Auswirkungen auf die Glaubenswelt und die Kultur gesprochen.
Mittwoch, 8. Februar – Thüringen und Sachsen
Judentum der Vorkriegszeit – Alte Synagoge – Erfurt
In Erfurt steht die Alte Synagoge, die älteste erhaltene Synagoge Europas. Das Gebäude, dessen Ursprung ins Jahr 1094 zurückreicht, wurde im Zuge der Judenverfolgung unter anderem als Lagerhaus und Herberge genutzt. Nachdem die ursprüngliche Zweckbestimmung des Gebäudes lange Zeit kaum beachtet worden war, begann man 1992 mit seiner systematischen baugeschichtlichen Erforschung. Der König und die Königin besuchen die Synagoge, die inzwischen als Museum des jüdischen Lebens in Erfurt dient.
In der Staatskanzlei trifft das Königspaar zu einem Gespräch mit dem Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow zusammen.
Erinnern und Gedenken – Buchenwald
Später besucht das Königspaar das Konzentrationslager Buchenwald, das 1937 als Arbeits- und Gefangenenlager für Gegner des Nationalsozialismus erbaut wurde. Ab Mai 1940 wurden Schätzungen zufolge 3300 Niederländer nach Buchenwald deportiert. Über 500 Niederländer verloren in Buchenwald ihr Leben. Insgesamt wurden mehr als 280 000 Personen aus über 50 Ländern hier interniert, von denen etwa 56 000 ums Leben kamen. Der König und die Königin legen zum Gedenken an die Opfer Blumen nieder.
In Leipzig gedenkt das Königspaar nochmals Niederländern, die Zwangsarbeit in Fabriken leisten mussten.
Kulturgeschichte – Weimar
In Weimar erhalten der König und die Königin eine Führung durch die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek sowie das Goethe- und Schiller-Archiv. Die 1691 gegründete Bibliothek ist eine Forschungsbibliothek für Literatur- und Kulturgeschichte mit besonderem Schwerpunkt auf der deutschen Literatur von der Aufklärung bis zur Spätromantik.
Das Goethe- und Schiller-Archiv geht auf eine Initiative von Großherzogin Sophie von Sachsen-Weimar-Eisenach zurück, der Tochter von König Wilhelm II. der Niederlande und seiner Ehefrau Anna Pawlowna. Sie gründete das Archiv 1889, nachdem der letzte Enkel Johann Wolfgang von Goethes ihr dessen literarischen Nachlass vererbt hatte und ihr auch die schriftlichen Hinterlassenschaften Friedrich von Schillers anvertraut worden waren.
Zwischendurch isst das Königspaar auf Einladung von Ministerpräsident Ramelow im Bücherkubus, dem Atrium der Bibliothek, zu Mittag. Während des Mittagessens halten der König und der Ministerpräsident jeweils eine Rede.
Wirtschaftsdelegation, Thema: Hightechsysteme und -werkstoffe – Jena
Im Leibniz-Institut für Photonische Technologien kommen Vertreter deutscher und niederländischer Unternehmen aus dem Sektor Hightechsysteme und -werkstoffe zusammen. Die Unternehmer erläutern dem Königspaar optische Technologien und Halbleiter und stellen ihm Produkte wie Linsen, Chips und Roboter vor. Außerdem sprechen der König und die Königin mit Studenten der Universität Jena. Anschließend besichtigen sie eine 14 Meter hohe Glasfaserziehanlage, eine Anlage zur kontrollierten Entwicklung und Herstellung von Glasfaserkabeln.
Wirtschaftsdinner – Leipzig
Das Königspaar nimmt an einem Wirtschaftsdinner teil, bei dem die Mitglieder der von Ministerin Ploumen geleiteten Wirtschaftsdelegation mit ihren deutschen Partnern zusammentreffen. Das Dinner findet in der Kongresshalle am Zoo in Leipzig statt.
Donnerstag, 9. Februar – Sachsen und Sachsen-Anhalt
Energie, Wohnen, Unternehmertum – Leipzig
Am Vormittag besuchen der König und die Königin die European Energy Exchange (EEX), die größte Energiemesse Europas, bei der unter anderem der Handel mit Strom, Erdgas, Kohle und CO2-Zertifikaten im Mittelpunkt steht. Bei dem Besuch wird es auch um die Energiewende gehen, die langfristig eine nachhaltige, sichere und bezahlbare Energieversorgung gewährleisten soll. TenneT erläutert den Bau eines Hochspannungsnetzes in Deutschland.
Im Anschluss absolviert das Königspaar einen Besuch in Grünau, einer der größten Plattenbausiedlungen der ehemaligen DDR. In den achtziger Jahren wohnten hier fast 90 000 Menschen, inzwischen sind es noch etwa 40 000. Der Stadtteil steht symbolhaft für die DDR und die schwierigen Zeiten nach der Wiedervereinigung. Im Stadtteilladen sprechen der König und die Königin mit Bewohnern des Viertels.
Die ehemalige Baumwollspinnerei beherbergt SpinLab, ein Unterstützungsprogramm für Start-ups, in dessen Rahmen Existenzgründer und Kultureinrichtungen zusammenarbeiten. Das Königspaar wohnt einem Event bei, das alle betroffenen Akteure zusammenführt – Hochschulen, Unternehmen, Sponsoren, Start-ups und Investoren.
Im Alten Rathaus gibt der sächsische Ministerpräsident Tillich ein Mittagessen, bei dem sowohl der König als auch der Ministerpräsident eine Rede halten.
Wirtschaftsdelegation, Thema: biobasierte Chemie – Leipzig
Im Zuge des Besuchs in Sachsen findet eine Zusammenkunft von rund 60 deutschen und niederländischen Experten auf dem Gebiet der Grünen Chemie statt. Der König und die Königin wohnen der Unterzeichnung von zwei Kooperationsvereinbarungen bei, an denen unter anderen der niederländische Kooperationsverbund Biobased Delta beteiligt ist. Bei Biobased Delta stehen Investitionen in Biomasse (z. B. Holz) im Mittelpunkt, die in hochwertige chemische Ausgangsstoffe umgewandelt wird. Das Königspaar spricht mit verschiedenen Sachverständigen und Vertretern von Unternehmen über technische Anwendungen.
Auf dem Gelände des Wissenschaftsparks stand früher eine Rüstungsfabrik, in der auch 500 niederländische Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Das Königspaar besucht das Informationszentrum.
500 Jahre Reformation – Wittenberg, Sachsen-Anhalt
Am Nachmittag besuchen der König und die Königin die Schlosskirche in Wittenberg. Sie erhalten eine Führung durch die Kirche, an deren Hauptportal Martin Luther seine 95 Thesen angeschlagen haben soll und in der er seine letzte Ruhestätte fand.
Am Abend gibt der Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff, ein Essen im Rathaus Wittenberg, bei dem der König und der Ministerpräsident jeweils eine Rede halten.
Freitag, 10. Februar – Sachsen-Anhalt
Architektur – Bauhaus, Dessau
Am Vormittag besuchen der König und die Königin das Bauhaus in Dessau. Die Kunstschule Bauhaus wurde 1919 aus dem Drang heraus gegründet, eine grundlegende Veränderung in Kunst und Architektur herbeizuführen. Nüchternes Design und funktionelle Objekte sollten den Einflüssen von Jugendstil und Art nouveau ein Ende bereiten und vor allem Fortschrittlichkeit ausstrahlen. Das Königspaar besichtigt die ständige Ausstellung. In den Gesprächen wird unter anderem der Einfluss erörtert, den die niederländische Kunstströmung »De Stijl« auf die Bauhaus-Bewegung gehabt hat.
Wirtschaftsdelegation, Thema: Hochwasserschutz – Dessau
Im Kornhaus an der Elbe wohnt das Königspaar deutsch-niederländischen Präsentationen zum Thema Hochwasserschutz und Flüsse in der Zukunft bei. Das niederländische Forschungsinstitut Deltares zeigt unter anderem eine Simulation eines Hochwasserfrühwarnsystems, das gemeinsam mit deutschen Partnern entwickelt wurde. Der König und die Königin machen einen Rundgang durch Unternehmenspräsentationen, bei dem ihnen eine Hochwasserprognose-App vorgestellt wird.
Hochwasserschutz, Kulturerbe – Oranienbaum
Das Königspaar erhält eine kurze Führung durch das Schloss Oranienbaum, das derzeit restauriert wird. Fürstin Henriette Catharina von Anhalt-Dessau, Prinzessin von Oranien-Nassau, verwaltete seit 1660 das Landgut und beauftragte einen niederländischen Architekten mit dem Bau der nach den Oraniern benannten Schlossanlage.
Auch Schloss Oranienbaum war 2002 und 2013 vom Elbhochwasser betroffen. Vor diesem Hintergrund wurde eine eigene Hochwasserstrategie entwickelt. Im Schloss findet ein abschließendes Mittagessen statt, bei dem Sachverständige auf dem Gebiet der Wasserwirtschaft Wissen und Erfahrungen zum Thema Flüsse der Zukunft austauschen.