„Made in Germany“ in den Niederlanden nach wie vor wichtig

„Made in Germany“ in den Niederlanden nach wie vor wichtig
Das Label „Made in Germany“ ist in den Niederlanden nach wie vor wichtig.

Die Wirtschaft in Deutschland und den Niederlanden wächst. Im Gespräch mit AHA24x7.com erläutert Harry Weusthuis, Accountmanager des Flynth Duitsland Desk, wie sich dies auf das Interesse deutscher Firmen in den Niederlanden auswirkt – und worauf deutsche Unternehmen bei dem Schritt ins Nachbarland besonders achten müssen.

Harry Weusthuis

AHA24x7.com: Sie beraten deutsche Firmen, die in den Niederlanden aktiv werden möchten. Wie hat sich das Interesse deutscher Firmen am Nachbarland entwickelt?

Harry Weusthuis: Wir stellen fest, dass das Interesse deutscher Unternehmen an den Niederlanden immer größer wird. Der Trend hat sich im vergangenen Jahr noch einmal verstärkt, was daran liegt, dass die Niederlande vor rund zwei Jahren die Wirtschaftskrise endgültig hinter sich gelassen haben. Gründe sind aber auch, dass die Deutschen die informelle Art der Niederländer schätzen, selbst, wenn es um geschäftliche Themen geht und dass sie in den Niederlanden nach Fachkräften suchen – schließlich herrscht in Deutschland beinahe Vollbeschäftigung. Es ist auch kein Geheimnis, dass die Niederlande an der einen oder anderen Stelle steuerliche Vorteile bieten, die deutsche Unternehmen nutzen möchten.

AHA24x7.com: Wie viele deutsche Unternehmen sind bereits in den Niederlanden aktiv?

Harry Weusthuis: Ende 2016 gab es 2.070 deutsche Tochterunternehmen in den Niederlanden. Diese sorgen jährlich für einen Umsatz von etwa 68 Milliarden Euro und beschäftigen 130.000 Mitarbeiter. Sie spielen für die niederländische Wirtschaft also eine wichtige Rolle.

 

„Aus unserer Warte heraus ist das Interesse des Mittelstands an den Niederlanden sehr groß – Tendenz steigend.“

 

AHA24x7.com: Sind eher Konzerne oder eher Mittelständler in Richtung Niederlande unterwegs?

Harry Weusthuis: Die Frage ist nicht eindeutig zu beantworten. Was sich aber sagen lässt, ist, dass Mittelständler die Niederlande eher als konkreten Zielmarkt ins Auge fassen, während Konzerne häufig eine internationale Strategie fahren – beispielsweise etwa Frankreich und die Benelux-Länder als einen Markt „Westeuropa“ ansehen. Wir als größter niederländischer Full-Service-Berater für den Mittelstand betreiben schon seit zehn Jahren das Duitsland Desk. Aus unserer Warte heraus ist das Interesse des Mittelstands an den Niederlanden sehr groß – Tendenz steigend.

AHA24x7.com: Welche Branchen sind am stärksten vertreten?

Harry Weusthuis: Besonders stark sind der Großhandel, der Handel mit Industriemaschinen, Non-Food-Produkte und die Industrie vertreten. Auffällig ist, dass die Handelswirtschaft eine so große Rolle spielt. Das liegt daran, dass das Label „Made in Germany“ nach wie vor wichtig ist, denn Produkte aus Deutschland stehen seit jeher für höchste Qualität.

AHA24x7.com: In welchen Sektoren sehen Sie in Zukunft die größten Chancen?

Harry Weusthuis: Hier ist vor allem der Maschinenhandel zu nennen. Denn in dieser Branche sind deutsche Unternehmen sehr innovativ. Deutsche Maschinen sind auf dem Weltmarkt das Nonplusultra. Ein weiteres Thema, das von deutschen Unternehmen bedient werden könnte, ist das der Nachhaltigkeit. Die Niederländer sind sehr innovativ und entwickeln viele Ideen, bei der Umsetzung können sie aber in Form von Know-how und Material Unterstützung aus Deutschland gebrauchen.

 

„Die Behörden legen zunehmend Wert darauf, genau zu wissen, warum ein ausländisches Unternehmen den niederländischen Markt betreten möchte.“

 

AHA24x7.com: Worauf müssen deutsche Unternehmen beim Schritt in die Niederlande besonders achten?

Harry Weusthuis: Unerlässlich ist eine gute Vorbereitung. Aus meiner Sicht wird sie immer wichtiger, da auch in den Niederlanden die bürokratischen Hürden höher werden. Die Behörden legen zunehmend Wert darauf, genau zu wissen, warum ein ausländisches Unternehmen den niederländischen Markt betreten möchte. Teilweise liegt es auch an einer verschärften europäischen Gesetzgebung. Zu beachten ist zudem der grundsätzliche Unterschied der Steuer- und Rechtssysteme.

AHA24x7.com: Welche Tipps haben Sie für deutsche Unternehmen?

Harry Weusthuis: Sicherlich ist es von Vorteil, der niederländischen Sprache mächtig zu sein und Kulturunterschiede zu kennen. Gerade der erste Punkt ist aber keine Grundvoraussetzung, da die Niederländer in der Regel gut Englisch sprechen. Man sollte auch die Unterschiede in der Unternehmenskultur berücksichtigen. Es gibt flache Hierarchien, in der ein einfacher Angestellter auch mal mit seinem Chef über eine Entscheidung diskutiert. In vielen deutschen Unternehmen ist das eher schwer vorstellbar.

Vielen Dank für das Gespräch!

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