GrensWerk: „Talente in der Grenzregion halten!“ – Teil 2

GrensWerk: „Talente in der Grenzregion halten!“ – Teil 2
Peter Schildkamp (Bildmitte) begleitet für die Stadt Enschede das Projekt GrensWerk.

Zwei Länder, ein Arbeitsmarkt. Davon würden sowohl der deutsche als auch der niederländische Teil der Grenzregion profitieren. Gerade, wenn es darum geht, hochqualifizierte Arbeitskräfte dauerhaft dort zu halten. Das ist die feste Überzeugung von Peter Schildkamp, der für die Stadt Enschede das Projekt GrensWerk begleitet. Im Interview mit AHA24x7.com stellt er die Initiative näher vor.

Hier geht es zu Teil 1 des Interviews mit Peter Schildkamp.

AHA24x7.com: Welche Chancen bietet die grenzüberschreitende Zusammenarbeit bezogen auf die Arbeitsmärkte in beiden Ländern?

Peter Schildkamp: Noch fehlt in vielen Unternehmen das Bewusstsein dafür, welche Vorteile es hat, auch grenzüberschreitend Personal zu suchen. Der vielzitierte Fachkräftemangel lässt sich damit abschwächen. Dazu braucht es aber einen Willen zur Zusammenarbeit. Man kann sich die Talente beim Konkurrenten abwerben. Besser  sorgt man jedoch dafür, dass durch Zusammenarbeit in Form von Traineeships, Praktikumsplätzen und Ausbildungen ein Potenzial geschaffen wird, von dem jeder profitieren kann.

 

„Es hilft, wenn man sich gegenseitig als Partner und weniger als Konkurrent begreift.“

 

AHA24x7.com: Stichwort Fachkräftemangel. Inwiefern kann GrensWerk zur Lösung des Problems beitragen?

Peter Schildkamp

Peter Schildkamp: In der Region betrifft er zum Beispiel stark den Maschinen- und Werkzeugbau sowie den IT-Bereich. Chancen ergeben sich daraus, dass die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und den Niederlanden nicht immer synchron verläuft, zudem unterscheiden sich die Wirtschaftsstrukturen durchaus. In Deutschland werden häufig Dienstleister gesucht, die sich leichter finden lassen, wenn man auch auf niederländischer Seite sucht. Es hilft, wenn man sich gegenseitig als Partner und weniger als Konkurrent begreift. Es scheint mir wichtig, dass man den Fachkräftemangel als gemeinsames Problem begreift und zusammen überlegt, wie man es in Zukunft in den Griff bekommt. Womöglich können grenzübergreifende Ausbildungs- und Personalaustauschprojekte zur Lösung beitragen.

AHA24x7.com: Stellt die Sprachbarriere bei der Arbeitssuche/Arbeit im jeweiligen Nachbarland ein großes Hindernis dar?

Peter Schildkamp: Die beiden Sprachen ähneln sich zum Glück sehr und sind in die jeweils andere Richtung vergleichsweise leicht erlernbar. Es kommt selbstverständlich auch auf die Anforderungen an. Manchmal sind nur einfache Sprachkenntnisse gefragt, manchmal muss man sich auch schriftlich ohne Fehler ausdrücken können. Wie auch immer − eine Sprache zu lernen ist immer vorteilhaft. Ein größeres Hindernis ist meiner Meinung nach wie vor die unzureichende Anerkennung von Berufsabschlüssen und Diplomen im Nachbarland.

AHA24x7.com: Haben Sie einige Zahlen? Wie viele Arbeitnehmer arbeiten aktuell auf der anderen Seite der Grenze?

Peter Schildkamp: Seit 2016 wurden 400 Arbeitsuchende aus Enschede und Umgebung – jedoch vor allem aus Enschede – in ein Beschäftigungsverhältnis in Deutschland vermittelt. 2018 werden es deutlich weniger sein, da der Arbeitsmarkt in den Niederlanden wieder wächst. Wir nehmen eine steigende Nachfrage von niederländischen Unternehmen nach deutschem Personal wahr.

 

„Deutsche Gründlichkeit und niederländische Lässigkeit lassen sich gut kombinieren.“

 

AHA24x7.com: Auf welches Feedback stößt GrensWerk bei Unternehmen und Arbeitnehmern?

Peter Schildkamp: Häufig ist man positiv über unser Wissen und Netzwerk überrascht. Unsere „Baustelle“ ist vor allem das Marketing: GrensWerk ist schlicht noch nicht bekannt genug. Insbesondere die Tatsache, dass wir eine Art „One-Stop-Shopping“ anbieten, stößt auf Begeisterung. Kurzum, das Feedback ist durchweg positiv. Gerade auch von den Unternehmen, die unseren Service in Anspruch genommen haben.

AHA24x7.com: Was macht das Projekt aus Ihrer Sicht besonders?

Peter Schildkamp: Erstens die tagtägliche deutsch-niederländische Zusammenarbeit. Fast jeden Tag erfahre ich, dass es Unterschiede, aber noch viel mehr Gemeinsamkeiten gibt. Wir lernen viel voneinander. Deutsche Gründlichkeit und niederländische Lässigkeit lassen sich gut kombinieren.

Dann ist da noch die Eures-Mitgliedschaft der Stadt Enschede. Als erste und bis jetzt einzige Stadt sind wir Eures-Mitglied geworden. Das heißt, dass jetzt alle Mitarbeiter des GrensWerks auch Eures-Berater sind. Meiner Meinung nach ein ausgezeichnetes Qualitätsprädikat.

Vielen Dank für das Gespräch!

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