König und Königin der Niederlande zu Besuch in Bremen

König und Königin der Niederlande zu Besuch in Bremen
Gruppenbild mit König Willem-Alexander und Königin Máxima, Bürgermeister Carsten Sieling, Präses Janina Marahrens-Hashagen und Alexia Sieling vor der Handelskammer Bremen. Foto: Freie Hansestadt Bremen

König Willem-Alexander und Königin Máxima statteten in der vergangenen Woche der Freien Hansestadt Bremen einen Arbeitsbesuch ab. Begleitet wurden sie von Sigrid Kaag, niederländische Außenhandelsministerin, die zugleich eine Wirtschaftsmission zu den Themenbereichen Raumfahrt und Off-Shore-Windenergie anführte.

Das niederländische Königspaar besucht jedes Jahr ein oder zwei Bundesländer, wobei das besondere Augenmerk den Wirtschaftsbeziehungen gilt. Der Besuch im Land Bremen soll dazu beitragen, die Möglichkeiten für wirtschaftliche Kooperationen im internationalen Rahmen zu erweitern. Die Themenfelder Raumfahrt, Windenergie sowie Polar- und Meeresforschung bieten hierfür gute Anknüpfungspunkte. In Bremen selbst und im Umland der Stadt haben sich viele in diesen Bereichen international führende Unternehmen und Wissenszentren angesiedelt, die für den Besuch der Delegation von großem Interesse waren. Für die deutschen und niederländischen Teilnehmenden der Wirtschaftsmission fand schon am Dienstag (05.03.2019) ein Workshop sowie am Abend ein gemeinsames Handelsdinner mit Ministerin Kaag statt.

Raumfahrttechnologie für die Wissensökonomien beider Länder

Am Vormittag wurden König Willem-Alexander und Königin Máxima auf dem Bremer Flughafen von dem Präsidenten des Senats, Bürgermeister Carsten Sieling, und seiner Ehefrau Alexia Sieling begrüßt. Gleich danach ging es von dort zur ersten Besuchsstation des Tages auf dem Gelände von Airbus Defence & Space Bremen, wo sie mit deutschen – wie z.B. OHB Bremen – und niederländischen Partnern über die Bedeutung der Raumfahrttechnologie für die Wissensökonomien beider Länder sprachen. Dabei ging es unter anderem um die gemeinsame Nutzung von Satellitendaten, die bei der Suche nach Lösungen für grenzüberschreitende gesellschaftliche Herausforderungen wie Klimawandel und Luftqualität helfen können. Das Königspaar besuchte das europäische Modul der Raumstation ISS mit dem in Bremen gebauten Columbus Modul, wo der frühere deutsche Astronaut Thomas Reiter von der Arbeit in der Raumstation berichtete. Im Rahmen des Besuches wurden zwei Absichtserklärungen zur weiteren Zusammenarbeit zwischen der Provinz Südholland, Bremen, Aviaspace Bremen und SpaceNed zum einen, sowie zwischen OHB und Airbus Niederlande unterzeichnet.

Eintrag ins Goldene Buch

Am Mittag ging es ins Bremer Rathaus. In der Oberen Rathaushalle wurde die Delegation offiziell begrüßt und das Königspaar trug sich in das Goldene Buch der Freien Hansestadt Bremen ein. Im Anschluss daran führten Bürgermeister Sieling und Ehefrau Alexia Sieling das Königspaar zum gemeinsamen Gespräch in die Güldenkammer. Im festlichen geschmückten Kaminsaal ging es dann zu einem Arbeitsessen, bei dem der Bürgermeister und der König eine Rede vor der Delegation hielten.

Bürgermeister Sieling betonte die Wichtigkeit der Zusammenarbeit zwischen Bremen und den Niederlanden, gerade in den unsicheren Zeiten in Europa angesichts heikler Themen wie dem Brexit. „Es ist bedeutsam, dass wir dank Ihres Besuches auch in anderen unserer Innovations- und Technologiecluster mit Verträgen und Absichtserklärungen zeigen können, wie verlässlich und zukunftsweisend unsere gut-nachbarschaftliche Zusammenarbeit ist.“ Hierbei stellte Sieling vor allem die langen historischen Beziehungen in den Blickpunkt. „Die Beziehung zwischen der Freien Hansestadt Bremen und den Niederlanden ist seit Jahrhunderten durch gemeinsame Religion, Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft geprägt.“ Eine Beziehung, die man noch intensivieren werde. Die geplante Bahnstrecke „Wunderline“ soll dafür einen Entwicklungsimpuls zwischen den beiden Ländern leisten. „Für die großen Hafenstädte und Logistikzentren an der Nordseeküste ist die ‚Wunderline‘ eine große Chance,“ so Sieling. „Mit dieser Linie wird die Fahrtzeit für den Personenverkehr zwischen Groningen und Bremen auf fast die Hälfte der Zeit verkürzt. Das erleichtert die grenzüberschreitende Arbeitsmarktmobilität und den Wissenschaftsaustausch.“

Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg

Das Projekt Wunderline wurde von der Provinz Groningen initiiert. Beteiligte sind darüber hinaus das Königreich Niederlande, die Länder Niedersachsen und Bremen sowie die DB Netz AG und die niederländische ProRail.

Auch König Willem-Alexander betonte die historischen Beziehungen zwischen Bremen und seinem Land und wie wichtig diese auch heute noch im europäischen Kontext sind. So hätten die Hansestädte in Nordosteuropa schon vor 600 Jahren bewiesen, dass Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg Wohlstand bringt. „Eine Idee“, so Willem-Alexander, „die heute mancherorts einen schweren Stand zu haben scheint, die aber nichts von ihrer Bedeutung verloren hat!“
„Was Bremen aber für die Niederlande so besonders macht, sei die Zusammenarbeit heute. „Es ist faszinierend, was unsere Forscher, Designer und Unternehmer gemeinsam leisten.“ Einige schöne Beispiele ständen dabei im Blickpunkt dieses Besuches. Mit Blick auf die Themen Windkraft sowie Polar- und Meeresforschung sagte der König: „Es sind keine geringen Interessen, für die wir uns gemeinsam einsetzen. Man kann sogar sagen, dass wir zusammen einen Beitrag zur Sicherung der Zukunft unseres Planeten leisten.“

Am frühen Nachmittag machte das Königspaar einen Gang über den Marktplatz, wo sich viele hunderte Bremerinnen und Bremer und Touristen eingefunden hatten, um einen Blick auf das Königspaar zu werfen. Auf dem Weg zur Handelskammer kamen die Gäste aus den Niederlanden vorbei an den berühmten Bremer Stadtmusikanten aus dem Märchen der Brüder Grimm und dem Bremer Roland, Symbolfigur Bremens für die Freiheit der Hansestadt. Zusammen mit dem aus dem 15. Jahrhundert stammenden gotischen Rathaus zählt der Roland seit 2004 zum UNESCO-Welterbe. In der Handelskammer schauten sich der König und die Königin danach ein historisches Dokument aus dem Jahr 1705 an, in dem Vereinbarungen mit Vertretern der Handelsschifffahrt aus Ländern und Städten festgelegt wurden, die damals niederländische Gewässer anfuhren. Dank ihrer günstigen geographischen Lage am Wasser ist die Hansestadt Bremen seit alters ein wichtiges Handelsdrehkreuz. Die Verbundenheit der Niederlande mit Bremen reicht 1200 Jahre zurück.

Wind auf hoher See

Nachmittags besuchte das Königspaar das Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme (IWES) in Bremerhaven. Hier wurden sie von Oberbürgermeister Melf Grantz und Stadtverordnetenvorsteherin Lückert begrüßt. Deutsche und niederländische Unternehmen sind Vorreiter bei der Entwicklung von kosteneffizienten Off-Shore-Windenergiesystemen für die europäische Energiewende. Dabei spielt die Nordsee eine wichtige Rolle. Das IWES verfügt über eine der größten Testanlagen für Rotorblätter weltweit. Das Königspaar erfuhr bei ihrem Besuch, wie diese Anlage funktioniert. Nach der Unterzeichnung weiterer Absichtserklärungen, hierbei ging es u.a. um das Recycling ausgedienter Windkraftanlagen, konnte die Delegation mit rund 150 deutschen und niederländischen Teilnehmenden des Kongresses „Market Place: Offshore Wind in the Netherlands and Germany“ ins Gespräch kommen.

Polar- und Meeresforschung

König Willem-Alexander und Königin Máxima beendeten ihren Arbeitsbesuch im Alfred-Wegener-Institut (AWI). Nach dem offiziellen Empfang und der Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung {Inhalt?}, ging es zum gemeinsamen Diner. Dort sprachen sie mit deutschen und niederländischen Polar- und Meeresforschern des Nederlands Polair Programma, des Koninklijk Nederlands Instituut voor Onderzoek der Zee (NIOZ), des AWI und des Zentrums für Marine Umweltwissenschaften (MARUM) über Veränderungen in den Polargebieten und ihre direkten und indirekten Folgen, wie Veränderungen bei der Artenvielfalt und mögliche politische Instabilität. Themen waren unter anderen die Folgen des Klimawandels für Ökosysteme, die Auswirkungen schmelzender Polkappen, die Bekämpfung von Mikroplastik und Überfischung, aber auch die Möglichkeiten, die ein besserer Zugang zur Nordpolregion eröffnen kann.

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