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Blog: 10 Fehler, die man als deutsche Führungskraft in den Niederlanden vermeiden sollte – Teil 2

Ein Blog von Ingeborg Lindhoud

Hier geht es zu Teil 1 des Blogs

Neulich habe ich einen deutschen Manager auf seine Entsendung in die Niederlande und seine neue Aufgabe als Leiter eines Teams mit 20 niederländischen Mitarbeitern vorbereitet. Eine nette Herausforderung! Denn nicht nur sein Alltag in den Niederlanden wird anders aussehen – „das niederländische Brot soll ganz schrecklich sein, oder?“ -, auch wird er damit konfrontiert werden, dass die Erwartungen an seinen Führungsstil anders sind als in Deutschland. Und mit Mitarbeitern, die anders „ticken“.

Nachdem ich im ersten Teil meines Blogs auf die ersten fünf Fehler eingegangen bin, lesen Sie jetzt, welche fünf Fehler Sie außerdem vermeiden sollten.

Fehler 6: Nicht delegieren

Strikt festgelegte Aufgaben- und Verantwortungskompetenzen, wie in deutschen Unternehmen häufig noch üblich, wird man in den Niederlanden so nicht antreffen. Von Vorgesetzten wird erwartet, dass sie Aufgaben delegieren und Mitarbeiter eigenverantwortlich arbeiten lassen. Und das erfordert wiederum ein hohes Vertrauen in die Fachexpertise und Zuverlässigkeit der Mitarbeiter.

Fehler 7: Als Fachkraft führen

In den Niederlanden sind Manager meistens Generalisten. Sie haben ein Studium im Bereich der Betriebswissenschaften oder ein MBA o.ä. absolviert und sind bestens für ihre leitende und koordinierende Aufgabe gerüstet. Wofür sie weniger gerüstet sind, ist eine Aufgabe als „führende Fachkraft“, so wie das in Deutschland oft üblich ist.

Für die fachliche Expertise sind in den Niederlanden in erster Linie Ihre Mitarbeiter zuständig. Und wenn in einem Meeting Fachwissen erforderlich ist, nehmen Sie diese Person einfach mit oder lassen Sie sie allein hinfahren. Niederländische Mitarbeiter erwarten, dass man ihnen diese Freiheit lässt.
Zugegeben, als deutsche Führungskraft muss dann vielleicht erst einmal tief durchatmen. Dennoch sollten Sie sich mit Ihrem Expertenwissen anfänglich zurücknehmen und sich mit fachlicher Unterstützung eher im Hintergrund halten. Sonst haben Sie als angeblicher „Besserwisser“ einen schlechten Stand.

Fehler 8: Auf einer straffen Planung bestehen

Sie bereiten sich gerne gut auf ein Projekt vor und analysieren vorneweg sämtliche möglichen und unmöglichen Risiken, bevor Sie loslegen? Dann werden Sie umdenken müssen. Denn die meisten Niederländer mögen keine Planung, die von A bis Z in Stein gemeißelt ist. Auf Niederländer wirkt dies einengend, da so die Möglichkeiten fehlen, auf unerwartete Ereignisse zu reagieren und die Planung entsprechend anzupassen.

Außerdem legen Niederländer oft deutlich schneller los als manchen Deutschen lieb ist, frei nach dem Motto „Packen wir es an und schauen wir, wo das Schiff strandet“. Bestehen Sie in solchen Situationen nicht zu sehr auf einer strikten Planung, auch wenn es Ihnen vielleicht gegen den Strich geht, und verlassen Sie sich auf die Improvisationstalente ihrer niederländischen Mitarbeiter. Sie werden sehen: Das Schiff wird nur in den seltensten Fällen stranden!

Fehler 9: Nur über Sachliches reden

Die strikte Trennung zwischen Arbeit und Privat, wie in Deutschland häufig noch üblich, ist in den Niederlanden weniger ausgeprägt. Niederländer geben auch auf der Arbeit problemlos persönliche Informationen preis und nicht nur das – Sie fragen auch andere danach. Von Ihnen als Führungskraft wird ebenfalls erwartet, dass sie Persönliches über sich erzählen und sich am Smalltalk oder am Freitagsnachmittags-„Borrel“ beteiligen. Auch auf der Arbeit darf es aus niederländischer Sicht durchaus in gewissem Maße „gezellig“ sein.

Fehler 10: Konflikte direkt ansprechen

Bei aller niederländischen Direktheit gibt es etwas, wovor sich viele Niederländer scheuen: Konflikte offen anzusprechen. Nicht nur würden Konflikte und die damit einhergehenden Emotionen die Harmonie sowie die persönliche Beziehung beeinträchtigen. Auch die calvinistische Vergangenheit spielt hier eine Rolle. Nach der Devise „Benimm dich normal, das ist schon verrückt genug“ gehört es sich nicht, laut zu reden oder Emotionen offen in der Öffentlichkeit zu zeigen. Nur unter sich und innerhalb bestimmter Grenzen sowie in Gruppen – die Fußballfans lassen grüßen – zeigen Niederländer ihre Emotionen.

Mit diesen insgesamt 10 Tipps sind Sie bestens für die Führung Ihrer niederländischen Mitarbeiter und den Umgang mit ihnen gerüstet. Dabei wünsche ich Ihnen nicht nur viel Erfolg, sondern auch viel Freude bei der Erweiterung Ihrer interkulturellen Kompetenzen.

 

Über die Autorin

Ingeborg Lindhoud lebt in Kleve und führt interkulturelle Trainings und interkulturelle Beratungen durch. Mit ihrer Kommunikationsagentur symphony communication ist sie auf interkulturelle Kommunikation zwischen deutschen und niederländischen Geschäftspartnern spezialisiert.