Blog: Eine dritte Kultur in der deutsch-niederländischen Zusammenarbeit?

Blog: Eine dritte Kultur in der deutsch-niederländischen Zusammenarbeit?

Aufgrund ihres Masterstudiengangs Niederlande-Deutschland-Studien beschäftigt sich die Niederländerin Femke Hoebergen auf verschiedenen Ebenen mit den Beziehungen zwischen Deutschland und den Niederlanden. Dabei stellt sie fest, dass es ständig neue Entwicklungen gibt, die das Fachgebiet für sie sehr interessant machen. Einen besonderen Ansatz, die sogenannte „dritte Kultur“ beschreibt sie in ihrem Blogbeitrag.

Naturgemäß halte ich mich über Neuigkeiten aus Deutschland auf dem Laufenden. Am 15. Oktober erschien eine Studie des Statistischen Amts der Niederlande (CBS), in der der Pendelverkehr zwischen Deutsch beiden Ländern untersucht wurde. Rund 14.000 Deutsche machen sich täglich zu ihrem Arbeitsplatz auf den Weg in die Niederlande, während etwa 5.700 Niederländer in Deutschland ihrem Job nachgehen. Vor allem, wenn mehrere Deutsche in einem niederländischen Unternehmen arbeiten – und umgekehrt –, kann man sich die Frage stellen, welchen Einfluss das auf die Unternehmenskultur hat. Wie gehen Mitarbeiter aus beiden Ländern miteinander um, die verschiedene kulturelle Hintergründe aufweisen? Gibt es eine vorherrschende Kultur? Oder entsteht durch die Kombination beider Kulturen eine Art neue Kultur, eine sogenannte „dritte Kultur“?

Ende des vergangenen Jahres habe ich dieses spannende Phänomen untersucht. Meine deutsche Kommilitonin und ich nahmen mit einem deutschen Unternehmen Kontakt auf, in dem vier Niederländer und neun Deutsche arbeiten. Einige Wochen später durften wir uns selber einen Eindruck verschaffen. An einem regnerischen Tag im November waren wir pünktlich um 13 Uhr beim Unternehmen vor Ort, um die Mittagspause der Mitarbeiter zu begleiten. Anschließend interviewten wir zwei Mitarbeiterinnen: eine Niederländerin und eine Deutsche. Während der Gespräche kamen wir auf verschiedene Themen zu sprechen. So fanden wir heraus, dass nahezu alle Mitarbeiter des Unternehmens Deutsch und Niederländisch sprechen und verstehen und dass die Mitarbeiter auch regelmäßig in ein Mischmasch aus beiden Sprachen verfallen. Meistens wird jedoch in deutscher Sprache kommuniziert.

Elemente beider Kulturen vorhanden

Geburtstagskindern wird mit einer deutschen Umarmung gratuliert, die Niederländer untereinander machen es aber mit drei Küsschen. Die Atmosphäre innerhalb des Unternehmens ist sehr informell, sozial und kooperativ und kann anhand der Kulturstandards als typisch Niederländisch beschrieben werden: die Hierarchie ist sehr flach, es wird sich nicht gesiezt, bei Besprechungen darf jeder seine Meinung einbringen und es ist immer Zeit, um übers Wochenende, die Kinder oder den letzten Urlaub zu reden. Laut den interviewten Mitarbeiterinnen ist auch innerhalb des Unternehmens von einer gemischten Kultur die Rede: Es sind deutliche Elemente der niederländischen und deutschen Kultur vorhanden – und die werden problemlos miteinander gemischt.

Aber ist auch die Rede einer dritten Kultur innerhalb des Unternehmens? Meine Kommilitonin und ich haben diese Frage mit einem „Ja“ beantworten können. Die Kultur des untersuchten Unternehmens ist eine, die man nicht so schnell bei anderen Unternehmen findet. Dank der verschiedenen kulturellen Hintergründe deutscher und niederländischer Mitarbeiter ist dort eine einzigartige Atmosphäre entstanden. Einige Gebräuche sind Deutsch, einige Niederländisch und einige sind nicht eindeutig einer Kultur zuzuordnen. Es ist dort also eine interessante neue Kombination kultureller Elemente entstanden, die die Voraussetzungen einer dritten Kultur erfüllt. Dieses Phänomen wurde bisher leider nur sehr wenig untersucht. Das Fachgebiet der interkulturellen Kommunikation ist noch relativ jung und entwickelt sich kontinuierlich. Es gibt hier also noch sehr viel zu entdecken.

Bild FemkeÜber die Autorin

 Femke Hoebergen (1992) absolviert seit 2015 den Masterstudiengang Niederlande-Deutschland-Studien an der Radboud Universiteit Nijmegen und der Westfälischen Wilhems-Universität Münster. Nach ihrem Studium möchte sie gerne in einem Unternehmen arbeiten, das sich mit Kommunikation, PR und Marketing beschäftigt und in dem gleichzeitig Deutschland in die Niederlande im Mittelpunkt stehen. Als Praktikantin bei mediamixx und AHA24x7.com hat sie bereits einen Einblick in diese Branche gewonnen.

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